"Die PTB läuft zur Höchstform auf", titelt La Libre Belgique. Dem neuesten Politbarometer der Zeitung zufolge würden die Linken zur drittstärksten Kraft in der Wallonie avancieren, wenn morgen gewählt würde. Die PTB heimst fast 15 Prozent der Wahlabsichten ein – dreimal so viel wie bei der letzten Wahl.
Kein Wunder, schreibt das Blatt. Die Umfrage wurde nur wenige Tage nach der Schließungsankündigung von Caterpillar in Gosselies durchgeführt. Die populistische Herangehensweise der Linksextremen scheint im Süden des Landes immer mehr Menschen anzusprechen. Dass PTB-Sprecher Raoul Hedebouw und seine Parteikollegen viel heiße Luft produzieren und kaum realistische Lösungsvorschläge haben, interessiert leider nur die wenigsten. Die massive Präsenz der PTB auf den Straßen und in den Fabriken der Wallonie trägt ganz offensichtlich Früchte – ganz zum Leidwesen der sozialistischen PS, die in der Umfrage weiter Stimmen einbüßt.
Die Extreme legen zu
In Flandern muss die N-VA dem Politbarometer von La Libre zufolge erneut leicht Federn lassen. Im Norden des Landes legt der rechtsradikale Vlaams Belang am deutlichsten zu – er kann sein letztes Wahlergebnis mehr als verdoppeln und landet bei 13 Prozent der Absichten. Dass die Nationalisten von Bart De Wever weiter Stimmen verlieren, ist angesichts der Zugewinne der Rechten also kein Grund zur Freude, urteilt die Zeitung.
Weitere Erkenntnis des Politbarometers: Die frankophonen Christdemokraten setzen ihre "Höllenfahrt" fort. In der Wallonie fährt die CDH mit gerade einmal zehn Prozent der Wahlabsichten ihr schlechtestes Umfrageergebnis seit Jahren ein. In Brüssel droht die Partei sogar an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern.
"Paul Magnette und Charles Michel sind sich nicht mehr so fremd wie bei Amtsantritt", titelt L'Écho. Wegen des drohenden Verlusts Tausender Arbeitsplätze im Land vertreten der sozialistische Ministerpräsident der Wallonie und der liberale Premierminister in einigen Fragen inzwischen ähnliche Standpunkte, so das Wirtschaftsblatt.
Annäherung zwischen PS und MR, kriselnde SP.A
Magnette stimmt der Idee von Michel zu, dass es einen großen Investitionsplan für Belgien geben muss. Jetzt noch gemeinsam bei der EU-Kommission anklopfen und die benötigten Milliarden für die Investitionen in die Infrastruktur des Landes auftreiben, dann ist die Welt wieder in Ordnung, freut sich die Zeitung. Magnette fordert die föderale Ebene aber auf, Arbeitnehmer besser zu schützen. Hierzulande sei es zu einfach, Beschäftigte zu entlassen, so der PS-Politiker.
Viele flämische Zeitungen kommen auf den überraschenden Bürgermeisterwechsel in Hasselt zurück sowie auf die tiefe Krise, in der die flämischen Sozialisten stecken. De Morgen bemerkt: Der Weg bis zu den nächsten Gemeinderatswahlen 2018 ist zwar noch lang, die SP.A muss den anderen Parteien aber schon jetzt hinterherrennen.
Gazet van Antwerpen meint: Für die SP.A wird es zwar nicht einfach, aber aus dem Debakel von Hasselt lassen sich bislang keine Rückschlüsse für den Rest Flanderns ziehen. Im Gespräch mit Het Laatste Nieuws erklärt der Vorsitzende der flämischen Sozialisten John Crombez: "Meine Partei steckt nicht in der Krise".
"Sechs Altenpfleger fristlos entlassen", berichtet Het Nieuwsblad. Der Grund: Die beschuldigten Mitarbeiter eines Seniorenheims in Puurs südlich von Antwerpen hatten im Sozialnetzwerk Facebook Bilder von dementen Heimbewohnern veröffentlicht und sich über sie lustig gemacht. Das Altenheim und die betroffenen Familien haben Strafanzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen entwürdigender Handlungen.
Der Tag, der die Welt verändert hat
"Vor 15 Jahren ist die Welt eine andere geworden", titelt L'Avenir. "Wie der 11. September 2001 unser Leben nachhaltig verändert hat", meint Le Soir auf Seite eins. Morgen vor genau 15 Jahren kam es in den USA zu den verheerenden Anschlägen. Die Bilder der mörderischen Flugzeugangriffe in New-York und auf das Pentagon, bei denen fast 3.000 Menschen getötet wurden, sind noch heute tief in unseren Köpfen verankert. Begriffe wie Terror, Horror, Angst und Hass beherrschen seitdem unseren Alltag. Wir fühlen uns in nirgends mehr sicher und haben zahlreiche bürgerliche Freiheiten aufgegeben. Das zwanglose, entspannte Leben in den offenen Gesellschaften, an dem wir uns einst so erfreuten, ist schon lange nicht mehr möglich, bedauern beide Zeitungen. Ihr Fazit: Alles, was heute passiert, hat irgendwie mit dem 11. September zu tun.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga