"CD&V stößt SP.A nach 22 Jahren vom Thron", titelt Het Belang van Limburg. "Hasselts Bürgermeisterin Hilde Claes tritt zurück", bemerkt De Morgen auf Seite eins. "Flämische Sozialisten stecken tiefer denn je in der Krise", hält De Standaard fest.
Mehr als 24 Stunden lang ist in Hasselt verhandelt worden, gestern Abend haben die Parteivorsitzenden eine Lösung aus dem Hut gezaubert und den heftigen Konflikt im Rathaus zumindest vorerst beendet. Nadja Vananroye von der CD&V ist neue Bürgermeisterin der limburgischen Großstadt. Die Sozialisten verzichten auf das Amt, bleiben dafür aber in der regierenden Koalition.
Auslöser des Konflikts waren heftige Spannungen innerhalb der Hasselter SP.A. Parteikollegen hatten Ex-Bürgermeisterin Claes Amtsmissbrauch vorgeworfen – so soll sie einen Werbeauftrag der Stadt an eine Bekannte vergeben haben. Claes wiederum ist sich keiner Schuld bewusst und wirft ihren Kollegen Lug und Trug vor.
Leidet SP.A an PS-Syndrom?
Het Laatste Nieuws hält fest: Das sozialistische Kartenhaus in Limburg ist definitiv zusammengefallen. Von dem roten Bollwerk, das Willy Claes und Steve Stevaert einst in Hasselt aufgebaut hatten, ist inzwischen nichts mehr übrig. De Morgen vergleicht das Hasselter Fiasko der SP.A mit dem Skandal der Lütticher PS zu Beginn der 1990er Jahre. Mit dem feinen Unterschied, dass in Hasselt niemand ermordet und bislang niemand wegen Korruption verurteilt wurde. Der Nährboden ist aber identisch. Genau wie seinerzeit André Cools in Lüttich waren Stevaert und Claes autoritäre Herrscher in Hasselt.
Dass ihre Vorherrschaft jetzt gebrochen wurde, hält die Zeitung für einen gesunden demokratischen Entwicklungsprozess. Einziges Manko: Christdemokraten und Sozialisten in Hasselt sollen stillschweigend vereinbart haben, auch nach den Gemeinderatswahlen von 2018 gemeinsam weiter regieren zu wollen. Vorabkommen hin oder her: Glücklicherweise hat der Wähler in dieser Sache das letzte Wort, fügt Het Belang van Limburg hinzu.
Gazet van Antwerpen bedauert den Vorsitzenden der flämischen Sozialisten. In der Haut von John Crombez möchte man in diesen Tagen wirklich nicht stecken. Erst der Ärger in Gent, jetzt der Verlust der Bürgermeisterschärpe in Hasselt und dazu noch die Spannungen wegen des Rauswurfs eines türkischstämmigen Politikers. Das alles könnte die Partei viele Wählerstimmen kosten. So sieht es auch De Standaard: Wenn durch die SP.A nicht bald ein frischer Wind weht, sieht es düster für die Partei aus, urteilt das Blatt.
Kampfansagen an Caterpillar
Le Soir befasst sich mit den Nachwehen der Caterpillar-Ankündigung, das Werk in Gosselies zu schließen. Wie aus einem Vertrag hervorgeht, der der Zeitung vorliegt, wurden die Gewinne der belgischen Fabrik seit 2001 systematisch an eine Niederlassung des amerikanischen Baumaschinenherstellers mit Sitz im schweizerischen Genf abgeführt. Der Standort Charleroi fungierte lediglich als Dienstleister.
Wegen des befürchteten Verlusts von über 2.000 Arbeitsplätzen reagiert die Politik seit Tagen mit scharfen Attacken an die Adresse von Caterpillar. Frei nach dem Motto: Man wird sich das nicht einfach so von der amerikanischen Konzernleitung gefallen lassen. Ausgerechnet der liberale MR-Vorsitzende Olivier Chastel forderte gestern eine Enteignung des Betriebsgeländes. Das mögen in den Ohren der betroffenen Mitarbeiter zwar tröstende Worte sein, wieviel davon ist aber tatsächlich umsetzbar?, fragt die Zeitung.
L'Avenir gibt der Europäischen Union eine Mitschuld an dem Desaster. Durch das angestrebte Freihandelsabkommen werden wir Großkonzernen künftig noch ausgelieferter sein. Außerdem wird kaum etwas gegen Sozialdumping unternommen und die strengen Haushaltsregeln der Kommission sieht das Blatt als weiteren Hemmschuh.
Laut einer Umfrage von La Libre Belgique ist knapp die Hälfte der Belgier für die Aufhebung der Wahlpflicht. Zweidrittel der Befragten würden künftig aber trotzdem zur Wahl gehen. Mehr als die Hälfte der Belgier, vor allem in der Wallonie, ist laut der Umfrage dagegen, dass das Wahlrecht für Ausländer erweitert wird. Hätten die Belgier die Möglichkeit, für eine Partei im jeweils anderen Landesteil zu stimmen, würden 19 Prozent der Wallonen erstaunlicherweise bei der N-VA ein Kreuzchen machen und fast 21 Prozent der Flamen bei der PS.
Deutschsprachige unter sich
Nur L'Écho und das GrenzEcho berichten über den Gipfel deutschsprachiger Staatsoberhäupter in Eupen. Im Mittelpunkt der informellen Beratungen standen die Themenschwerpunkte Bildung, Beschäftigung und Terrorbekämpfung. Beschlossen wurde bei dem Treffen nichts, wie beide Zeitungen festhalten. In erster Linie geht es um einen Gedankenaustausch auf höchster politischer Ebene und um die Pflege und Vertiefung der Beziehungen zwischen den deutschsprachigen Ländern.
Alain Kniebs - Bild: Julien Claessen/BRF