"Caterpillar, der Verrat!", empört sich La Dernière Heure auf Seite eins, "Schwarzer Freitag im Pays Noir", heißt es beim GrenzEcho. Und Le Soir titelt in englischer Sprache: "The end" – das Ende.
Die gestern verkündete Schließung des Caterpillar-Werks in Gosselies ist heute das große Aufmacher- und Kommentarthema, vor allem der frankophonen Zeitungen. Durch die Schließung verlieren nicht nur die 2.200 Mitarbeiter von Caterpillar ihren Job, sondern auch die Arbeiter der Zuliefererunternehmer. "Caterpillar: 3.600 bis 6.000 Jobs bedroht", titelt deshalb auch Gazet van Antwerpen. Und bei L'Avenir heißt es sogar: "8.000 Arbeitsplätze geopfert".
"Kapitalismus in seiner extremsten Brutalität"
Im Kommentar heißt es bei L'Avenir: Ein Amerikaner, zwei Leibwächter, fünf Minuten Kommunikation. Klick-Klack, Werk geschlossen. Caterpillar, guten Tag und auf Wiedersehen. Der Kapitalismus hat sich gerade in seiner extremsten Brutalität gezeigt. Kalt und zerstörerisch. Unsere Politiker sind machtlos dagegen. Die Falle, die multinationale Unternehmen wie Caterpillar immer wieder aufstellen, ist ohne Ausweg. Sie entspricht einer ultraliberalen Logik, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Unsere Entscheidungsträger sind lediglich Mäuse im gierigen Rachen globaler Wirtschaftsinteressen, meint L'Avenir.
Auch La Libre Belgique analysiert: Ausschlaggebend für die Schließung von Gosselies ist eine schlichte Finanzlogik. Um das hohe Dividenden-Niveau für seine Aktionäre zu halten, hat Caterpillar beschlossen, weltweit 10.000 Arbeitsplätze bis 2018 zu streichen. Doch warum gehört dabei gerade das Werk in der Wallonie zu den Opfern? Antwort: Das Werk ist zu groß, die Arbeitnehmerkosten in Belgien sind höher als anderswo und das soziale Klima, das immer mal wieder gestört wird, macht die wallonische Region wenig attraktiv, so La Libre Belgique.
Blick muss auf die Zukunft gerichtet sein
Die Wirtschaftszeitung L'Écho beklagt ebenfalls die Brutalität mit der die Entscheidung von Caterpillar Belgien trifft, schaut danach aber in die Zukunft und schreibt: Belgien und ganz besonders die Wallonie dürfen sich künftig nicht damit zufrieden geben, Unternehmen anzulocken, sondern müssen selbst mehr Unternehmen schaffen. Das wird nicht nur Kapital erzeugen, sondern auch neue Arbeitsplätze. Und um mehr Unternehmen zu gründen, muss man das Umfeld dafür schaffen, also Kreativität und Unternehmungsgeist fördern. Bislang sind das Worte, die zu oft als Tabu gelten, findet L'Écho.
In die Zukunft blickt auch Le Soir: Der Schock von gestern hat es nochmal gezeigt: Der Kampf um die Industrie und darum, die belgische und europäische Wirtschaft wieder zu dynamisieren, muss jetzt endlich beginnen. Neben der Senkung der Arbeitnehmerkosten und der Steuerreformen müssen sich die Anstrengungen auch auf andere Punkte konzentrieren. Gefördert werden müssen neue Technologien. Forschung und Entwicklung auf hohem Niveau, hochwertige Ausbildungszyklen, hochwertige Produkte. Kurz: Man muss in einem Plan investieren, der nicht nur die nächsten Wahlen im Auge hat, sondern langfristige Objektive. Tätigungsfelder gibt es viele, sowohl in Belgien als auch in Europa. In Sachen Mobilität, Energie und digitale Welt besteht hier großer Investitionsbedarf, so Le Soir.
Für die meisten flämischen Zeitungen spielt das Thema Caterpillar eine untergeordnete Rolle. Gleich mehrere Blätter analysieren dagegen die politischen Machtspielchen, die sich in der vergangenen Woche abgespielt haben.
N-VA als Kommunikationsmeister
Het Nieuwsblad schreibt dazu: Schon Oscar Wilde hat festgestellt, schlechte Werbung gibt es nicht. Wichtig ist, dass über ein geredet wird. Egal was. Und hierin ist die N-VA belgischer Meister. Ob Burkini-Verbot, Steuerpläne oder die Ausweisung einer jungen Kosovarin: Von Montag bis Freitag hat die N-VA die Schlagzeilen dominiert. Da macht es auch nichts aus, dass parteiintern unterschiedliche Meinungen vertreten werden, zuerst etwas behauptet und dann wieder zurückgeschwommen wird. Hauptsache: Die Medien berichten, und das haben sie ja zur Genüge getan, stellt Het Nieuwsblad fest.
Auch De Morgen beschäftigt sich mit der Parteipolitik: Nehmen wir nur die Äußerungen von N-VA-Föderalminister Jan Jambon und seinem CD&V-Kollegen Koen Geens. Beide sitzen in der gleichen Regierung, sagen aber von dem jeweils anderen: Den verstehe ich nicht. Wie kann das sein? Zwei Jahre ist die Regierung Michel jetzt an der Macht und noch immer herrscht Unverständnis zwischen den Partnern. Dabei ist es jetzt Zeit, dass sich das Kabelkabinett in eine ernst zu nehmende Mannschaft wandelt, die geeint auftritt. Die anliegenden Themen sind zu ernst. Drei Jahre hat die Regierung Michel noch Zeit, ihre Sporen zu verdienen. Wird sie das schaffen?, fragt sich zweifelnd De Morgen.
Schuld liegt nicht beim Trainer
Das GrenzEcho kommt auf die 0:2-Niederlage der belgischen Fußballnationalmannschaft gegen Spanien zurück und kommentiert: Nach dem Schlusspfiff ertönte im König Baudouin-Stadium ein gellendes Pfeifkonzert. Eine gerechte Quittung für die kümmerliche Leistung der Roten Teufel. Was die Elf von Trainer Roberto Martinez am Donnerstag auf dem Platz ablieferte, lässt sich in drei Worten beschreiben: energielos, verzweifelt und kleinmütig. Es darf aber niemand den Trainer für diese verkorkste Leistung verantwortlich machen. Denn dafür ist er noch nicht lang genug im Amt, meint das GrenzEcho.
KW - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)