"Tourismus: Brüssel weint, die Küste lächelt", titelt Le Soir. "Brüssel wird gemieden, nicht so die Küste", schreibt auch La Dernière Heure. Die belgische Küste hat in den letzten Tagen einen wahren Ansturm von Tagestouristen erlebt. Insbesondere am Wochenende zog es Hunderttausende ans Meer. Die Bilanz nach den Sommerferien ist insgesamt positiv. In den letzten zwei Monaten wurden zwischen De Panne und Knokke sieben Millionen Touristen gezählt. Es war wohl die beste Saison seit zehn Jahren. Brüssel dagegen leidet immer noch unter den Folgen der Anschläge. In der Hauptstadt prägten vor allem leere Terrassen das Bild. Nach ersten Schätzungen kamen 20 Prozent weniger Touristen nach Brüssel.
Het Nieuwsblad berichtet heute auf seiner Titelseite über eine der Schattenseiten des Sommerwetters: "An einem Wochenende ertrinken drei Kinder", so die Schlagzeile. Für besonders viel Aufsehen sorgte der Fall des achtjährigen Anthony, der am Samstag in der Nähe von Charleroi in die Sambre gefallen ist. Nach ihm wird immer noch gesucht. Am selben Tag ertrank auch ein belgischer Junge an der Küste von Sardinien. Bereits am Freitag starb ein Zwölfjähriger in Gent.
16-Jährige taucht kurz vor Zwangsausweisung unter
In Flandern sorgt derweil der Fall der 16-jährigen Djellza aus Mechelen für Aufsehen. Seit Tagen berichten die Zeitungen über die drohende Zwangsausweisung des Mädchens in seine Heimat Kosovo. Djellza ist zwar dort geboren, hat aber quasi ihr ganzes Leben in Belgien verbracht. Jetzt gibt es eine neue spektakuläre Entwicklung: "Djellza ist kurz vor ihrer Ausweisung untergetaucht", titelt Gazet van Antwerpen. Seit Anfang des Monats saß sie in einem sogenannten "Ausweisungshaus", zusammen mit ihrem Vater. Samstagmittag sind beide verschwunden. "Djellza wird heute jedenfalls nicht in dem Flugzeug sitzen, das sie in ihre Heimat bringen sollte", bemerkt auch Het Laatste Nieuws. Der Anwalt der Familie strengt derweil ein neues Berufungsverfahren an. Das allerdings könne Monate dauern, sagt der Rechtsbeistand in Gazet van Antwerpen. Und das dürfte wohl bedeuten, dass Djellza für diese Zeit untergetaucht bleiben werde.
Jetzt wird ihre Zukunft wirklich aussichtslos, notiert dazu Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Keine Schule mehr, keine feste Adresse, stattdessen wird die Familie jetzt gejagt. Wer hat ihnen zu diesem drastischen Schritt geraten? Ihr Anwalt etwa? Vernünftig ist die Aktion jedenfalls nicht. Andererseits muss man aber auch die Haltung der Behörden hinterfragen. Erst kürzlich gab es wieder Meldungen, wonach straffällig gewordene Illegale wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, wenn auch mit einer elektronischen Fußfessel. Und eine perfekt integrierte Familie, die soll jetzt ausgewiesen werden.
Darf es nicht auch in der Asylprozedur eine Form von Verjährung geben?, fragt sich De Morgen. Es ist doch nicht normal, dass zwischen einem Asylantrag und einer Ausweisung rund 16 Jahre vergehen. Der Staat schafft hier mit seiner Bürokratie selbst die Illusion, dass man am Ende ja doch hier bleiben darf. Würden solche Fälle nach zehn Jahren verjähren, dann wäre das eben diese "strenge aber humane" Politik, die diese Regierung für sich beansprucht. Wer sich 16 Jahre lang integriert, der verübt damit keine Straftat.
Sicherheit und Steuern
"Die Polizei kann ab jetzt mit Überwachungskameras live mitgucken", so die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws. Die Regierung hat die Gesetzgebung angepasst, die die Nutzung von Kameras regelt. Und eine Neuerung ist eben, dass die Polizei jetzt in Echtzeit eine Situation beobachten darf. Man denkt da erstmal an Massenveranstaltungen.
"Der Auftakt des neuen politischen Jahres steht im Zeichen der Sicherheit", stellt denn auch Het Belang van Limburg fest. "Sicherheit geht vor", schreibt auch Het Laatste Nieuws. "Die Sicherheit wird DAS große Thema der nächsten Jahre", wird Charles Michel zitiert. Allerdings, so betont der föderale Regierungschef: "Wir sind nicht im Krieg".
Ein anderes wichtiges Thema, das auf dem Tisch der Regierung liegt, ist eine mögliche Reform der Körperschaftssteuer. Die hatte in der vergangenen Woche der N-VA-Finanzminister Johan Van Overtveldt ins Spiel gebracht. Das könnte aber für neuen sozialen Unfrieden sorgen, orakelt L'Avenir in seinem Leitartikel. Man wird irgendwie den Eindruck nicht los, dass viele Gesetze dieser Koalition mehr oder weniger direkt vom Arbeitgeberverband FEB geschrieben werden. Wenn die Regierung verhindern will, dass der Herbst noch heißer wird, als man es im Moment schon absehen kann, dann sollte man jegliche Geschenke an Bedingungen knüpfen. Frei nach dem Motto: Vorteile gibt es nur, wenn man Arbeitsplätze schafft.
Großer Preis von Belgien
Viele Zeitungen berichten heute auch in großer Aufmachung über den Formel-1-Grand-Prix, der am Wochenende auf dem Ardennenrundkurs in Spa-Francorchamps stattgefunden hat. Die Bilanz fällt durchweg positiv aus: ein spannendes, ereignisreiches Rennen vor 85.000 Zuschauern.
Ob man nun Motorsport-Fan ist oder nicht, der Große Preis von Belgien kann niemanden kalt lassen, meint La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Ohne dieses Großereignis kämen wohl viele Hotel- und Gaststättenbetriebe in der Provinz Lüttich richtig in die Bredouille. Dabei darf man aber nicht vergessen: Ohne die großzügigen Zuschüsse der Wallonischen Region gäbe es den Grand-Prix längst nicht mehr. Es ist zwar legitim, dass die öffentliche Hand eine derart sichtbare Vitrine unterstützt, es muss aber der Tag kommen, an dem das Ereignis ohne Stützräder fährt.
Roger Pint - Bild: Ricardo Smit (belga)