"Herzlich willkommen Mister Thierry Henry!", titelt La Dernière Heure. "Thierry Henry, der Überraschungs-Coach für die Roten Teufel", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Ehemaliger Spitzenspieler soll die Roten Teufel auf die WM einstellen", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen.
Der neue Nationaltrainer Roberto Martinez hat gestern für eine faustdicke Überraschung gesorgt und einen neuen Assistenten aus dem Hut gezaubert: Er hat den früheren französischen Weltklassestürmer Thierry Henry in seinen Trainerstab berufen. Henry soll sich mit seiner Erfahrung sozusagen um den Kopf der Spieler kümmern. Seine Aufgabe wird es sein, der Mannschaft eine Siegermentalität einzuimpfen. Het Laatste Nieuws fasst es wie folgt zusammen: "Wo sitzt der größte Star der Roten Teufel? Er sitzt auf der Bank!"
IS fordert Terroristen zu Anschlag auf
Daneben gibt es heute natürlich auch noch ernstere Themen. Beängstigende Schlagzeile zunächst auf Seite eins von Het Laatste Nieuws: "Eine Tonaufnahme liefert den Beweis: IS plant weitere Anschläge in Belgien". Die Zeitung hatte ein Tonfragment auf dem Internet-Mitteilungsdienst Telegram entdeckt. Dort ist ein Verantwortlicher der Terrororganisation IS zu hören, der Terroristen aufruft, zur Tat zu schreiten. Offenbar wurde das Fragment Anfang dieses Monats aufgenommen.
Der IS-Verantwortliche wendet sich da ausdrücklich auch an einen belgischen Syrienkämpfer, dessen Verbleib im Moment unklar ist. Het Laatste Nieuws identifiziert ihn als den 20-jährigen Azzedine El Khadaabia, der sich möglicherweise noch im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei aufhält. Fakt ist, dass die Zeitung die Aufnahme umgehend an die Geheimdienste weitergeleitet hat. Und in der Folge seien in dieser Sache schon vier Verdächtige festgenommen worden, darunter zwei in Belgien.
Michel und Beke distanzieren sich von N-VA-Vorschlägen
Dazu passt in gewisser Weise die Aufmachergeschichte von Le Soir: "Premier Charles Michel bereitet einen neuen Sicherheitsplan vor", schreibt das Blatt auf Seite eins. Das zumindest kündigt der Regierungschef in einem großen Interview mit der Zeitung an. Und demnach sollen etwa private Sicherheitsdienste künftig ausdrücklich das Recht bekommen, Handtaschen zu kontrollieren. Auch soll der Gebrauch von Überwachungskameras verstärkt werden. Michel distanziert sich dabei ausdrücklich von gewissen Vorschlägen, die vom Koalitionspartner N-VA während der Sommerpause in den Raum gestellt worden waren. So spricht er sich etwa gegen ein Burkini-Verbot aus. Zur Begründung meint Charles Michel, dass das in der Praxis nur schwer umsetzbar wäre. Wie zum Beispiel solle der Gesetzgeber zwischen einem Burkini und einem Neoprenanzug unterscheiden, wie ihn etwa Taucher oder Surfer tragen?
Le Soir ist in seinem Leitartikel voll des Lobes für die besonnene Haltung des Premierministers. Michel tappt nicht in die Falle der N-VA, lässt sich nicht auf ein sicherheitspolitisches Wettrüsten ein. Viel mehr profiliert er sich als der Hüter des Tempels der demokratischen Grundwerte. Liest man die Aussagen von Charles Michel, dann kann man annehmen, dass es wohl erst einmal keinen belgischen "Patriot Act" geben wird.
Im Wochenend-Interview mit Het Nieuwsblad distanziert sich auch der CD&V-Vorsitzende Wouter Beke ziemlich deutlich von den "absurden" Vorschlägen, die in den letzten Wochen von der N-VA gekommen waren. Die flämischen Nationalisten hatten unter anderem für eine Beschneidung der freien Meinungsäußerung unter gewissen Umständen plädiert. "Wenn wir jetzt nicht aufpassen, dann drohen uns kommunistische Stasi-Praktiken nach DDR-Vorbild", so Beke in Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique präsentiert ihrerseits passend zum Ende der politischen Sommerpause die "Fünf Herausforderungen von Charles Michel". Darunter ist erst einmal eine mögliche Reform der Körperschaftssteuer, die ja vor einigen Tagen der N-VA-Finanzminister Johan Van Overtveldt ins Spiel gebracht hatte. Natürlich liegt aber auch weiter der Kampf gegen die terroristische Bedrohung auf dem Tisch der Föderalregierung.
"Nicht auf dem Highway to Hell"
"Müssen wir Angst haben vor einem Burkini?", fragt sich provokativ De Standaard. "Nein", erwidert da zum Beispiel der ehemalige EU-Kommissar Karel De Gucht, "unsere Werte werden doch nicht bedroht durch einen Badeanzug", sagt De Gucht im Interview mit der Zeitung.
Eine Reporterin von Het Nieuwsblad hat derweil die Probe aufs Exempel gemacht. Sie hat einen Burkini angezogen und ist so in Blankenberge an der belgischen Küste entlang spaziert. Ihr Fazit: "Ich habe mich noch nie so beobachtet gefühlt". Schlimmer noch: "Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich nicht mehr unter den Lebenden", fügt die Reporterin hinzu.
Nicht zuletzt die Burkini-Debatte zeigt, wie entflammbar das derzeitige Klima ist, warnt De Standaard in seinem Leitartikel. Und der gesunde Menschenverstand gebietet da eigentlich, nicht mit Streichhölzern zu spielen. Konkret: Man sollte tunlichst Kriege um Symbole vermeiden, zumal wenn es um Probleme geht, die vor Kurzem noch gar keine waren. Da sind Menschen wie Karel De Gucht wichtig, der ausdrücklich auf Kriegsrhetorik verzichtet und der ganz klar sagt: "Nein, es muss nicht alles immer schlimmer werden, nein, wir sind nicht auf dem Highway to Hell".
SP.A wirft Erdogan-Anhänger raus
In Flandern schlägt derweil der Ausschluss des türkischstämmigen Politikers Ahmet Koç aus der SP.A hohe Wellen. Die flämischen Sozialisten zogen damit ihre Konsequenzen aus jüngsten Äußerungen des limburgischen Provinzialratsmitglieds. Der glühende Erdogan-Anhänger hatte nach dem gescheiterten Putsch Mitte Juli mehr oder weniger deutlich zur Gewalt gegen Sympathisanten der Gülen-Bewegung aufgerufen. "Bürger vereinigt euch und gebt den Landesverrätern keine Chance", schrieb Koç etwa in sozialen Netzwerken.
Ihn aus der Partei auszuschließen ist eine mutige Entscheidung, findet De Morgen. Nicht vergessen: Ahmet Koç ist in der Provinz Limburg ein regelrechter Stimmenmagnet. Bei der letzten Wahl holte er fast 18.000 Vorzugsstimmen, die der SP.A jetzt durch die Lappen gehen könnten.
Zumal der Ausschluss von Ahmet Koç zusätzliche Parteiaustritte zur Folge haben könnte, gibt auch Het Nieuwsblad zu bedenken. Erst vor einigen Tagen hatten 17 prominente türkischstämmige SP.A-Mitglieder damit gedroht, die Partei zu verlassen, falls Koç vor die Tür gesetzt werde. Diese ganze Geschichte wirft Fragen auf, meint das Blatt, unter anderem die nach der Identität dieser Politiker und ihrer Wähler. Folgende Hierarchie muss klar sein: Es sind Belgier mit Migrationshintergrund, keine Türken oder Marokkaner mit belgischem Pass.
Roger Pint - Bild: Uli Deck/EPA