"Endlich warm!", titelt Het Belang van Limburg. "Tropische Hitze bis Sonntag", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. In vielen Zeitungen sieht man heute Bilder von Menschen in Badekleidung. Die Hitzewelle ist ja jetzt quasi offiziell. Die interregionale Umwelt-Beobachtungsstelle "Celine" hat Hitze- und Ozonwarnstufe zwei ausgelöst. Bis zum Wochenende werden die Tagestemperaturen im Durchschnitt über 30 Grad liegen, nachts wird es nicht kälter als 18 Grad.
"Die Küste erlebt den besten Sommer seit zehn Jahren", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Allein gestern sind 150.000 Tagestouristen an die belgische Küste gefahren. Am Wochenende werden es wohl doppelt so viele sein. "Diesmal werden wir wohl einige Rekorde brechen", sagt ein Sprecher der westflämischen Tourismusbehörde in Het Nieuwsblad.
Die Hitzewelle hat aber auch ihre Schattenseiten. Insbesondere für ältere Menschen können die Temperaturen schnell zur Tortur werden. L'Avenir bringt denn auch "sieben Tipps, um der Hitze zu widerstehen". Der Wichtigste ist natürlich: ausreichend Wasser trinken.
Johan Van Overtveldt will neue Steuerreform
Het Laatste Nieuws präsentiert heute auf seiner Titelseite den "Plan von Finanzminister Johan Van Overtveldt für die Betriebe". Der N-VA-Minister will offensichtlich eine neue Steuerreform durchsetzen.
L'Écho hat auch die Pläne einsehen können. Demnach soll die Körperschaftsteuer von 33 auf 20 Prozent gesenkt werden. Im Gegenzug will Van Overtveldt die Quellensteuer insbesondere auf Dividenden von 27 auf 30 Prozent erhöhen. Auch soll über eine Abschaffung der so genannten Fiktivzinsen nachgedacht werden. Auf diese Weise soll sich die Steuerreform quasi selbst tragen.
Dennoch sieht De Morgen die Gefahr, dass eine derart drastische Senkung der Unternehmenssteuer möglicherweise neue Löcher in den Haushalt reißen könnte.
Auch Het Laatste Nieuws ist skeptisch. Johan Van Overtveldt hat in den letzten Monaten zunehmend an Glaubwürdigkeit verloren. Inzwischen darf man fast schon von einem Totalschaden sprechen. Auch deswegen sei die Frage erlaubt, ob diese Regierung überhaupt noch die Kraft hat, eine solche Reform auf die Beine zu stellen, zumal die N-VA offensichtlich im Moment mehr mit der Migrationspolitik denn mit der Wirtschaft beschäftigt ist. Mehr denn je muss diese Koalition den Beweis erbringen, dass sie dazu imstande ist, über sich hinaus zu wachsen.
Regierung streitet weiter über Haushaltskurs
Apropos Budget: Innerhalb der Regierungskoalition bahnt sich ein Streit über den künftigen Haushaltskurs an, genauer gesagt über die Frage, wann die Regierung das angepeilte Haushaltsgleichgewicht erreichen will. MR und CD&V plädieren mehr oder weniger deutlich für einen Aufschub bis zum Jahr 2019. "Im Regierungsabkommen haben wir uns aber auf 2018 verständigt", macht der OpenVLD-Vizepremier Alexander De Croo in Le Soir noch einmal klar.
Können diese Leute noch endlich aufhören, sich ständig zu streiten?, wettert L'Écho in seinem Leitartikel. Insbesondere CD&V und N-VA lassen inzwischen wirklich keine Gelegenheit mehr aus, um sich gegenseitig Stöcke in die Speichen zu stecken. Das führt dazu, dass wir – kaum aus den Ferien zurück – schon wieder urlaubsreif sind. "Meine Damen und Herren: Schnüren sie bitte einen ehrgeizigen Haushalt mit klaren Perspektiven. Und hören sie auf, ihre Energie an heillosen Streitigkeiten zu verplempern! Vielen Dank im Voraus", meint L'Écho.
Null Prozent, nur Verlierer
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch heute noch mit der Entscheidung der KBC-Bank, die Zinsen auf Konten von Geschäftskunden auf null Prozent abzusenken. Für Privatkunden gilt ja nach wie vor der gesetzlich festgelegt Mindestzinssatz von 0,11 Prozent.
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Klausel fällt, meint Het Nieuwsblad in seinem Kommentar. Die Banken haben es bis jetzt noch immer geschafft, die Regeln zu ihren Gunsten verändern zu lassen. Privatkunden dürfen sich wohl schon mal auf einen Null-Zins einstellen. Zwar muss man zugeben, dass das Marktumfeld für die Geldhäuser im Moment nicht gerade günstig ist, doch alles hat Grenzen. Nur ein Beispiel: Die Beibehaltung eines Zinssatzes von 0,11 Prozent kostet die KBC im Moment 44 Millionen Euro. Angesichts der Milliardengewinne sind das erwiesenermaßen Peanuts.
Trotz allem sparen die Belgier aber fleißig weiter, kann La Libre Belgique nur feststellen. Die Gesamt-Spareinlagen haben hierzulande gerade mit 264 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau erreicht. Eine wirkliche gute Neuigkeit ist das nicht. Solange die Privatiers mit grauen Schläfen auf ihrem Geld sitzen bleiben, laufen alle Maßnahmen der Europäischen Zentralbank ins Leere. Und bei einer Rendite von fast null Prozent gibt es in dieser Sache nur Verlierer.
Neue Fluggesellschaft, neuer Obergewerkschafter
"Belgien bekommt 2017 eine neue Fluggesellschaft", so derweil die Aufmachergeschichte von Le Soir. Die neue Airline soll "Air Belgium" heißen. Das Unternehmen mit Sitz in Louvain-la-Neuve will ab Mitte kommenden Jahres Belgien drei bis vier Mal pro Woche mit China verbinden. Ob nun von Charleroi, Lüttich oder Brüssel aus, das ist noch nicht geklärt.
La Libre Belgique und Le Soir stellen heute den neuen starken Mann der sozialistischen Gewerkschaft FGTB vor. Es handelt sich um Jean-François Tamellini. Tamellini ersetzt bis auf weiteres den FGTB-Generalsekretär Marc Goblet, der krankheitsbedingt ausfällt. Kollegen beschrieben de 42-Jährigen in La Libre Belgique als eher zurückhaltend und besonnen. Zumindest im Vergleich zu Marc Goblet komme Tamellini "sanfter" daher.
In Le Soir gibt Tamellini zu verstehen, dass er nicht einfach nur den Stuhl von Goblet warmhalten will, sondern auch etwas verändern möchte: "Die FGTB muss in ihren Aktionen zielgerichteter werden", sagt Tamellini.
"Erste Sprosse für Flüchtlinge"
"Flüchtlinge gegen Postbotenmangel", so schließlich die Schlagzeile von De Standaard. Bpost sucht offensichtlich händeringend nach Postzustellern. Der Personalmangel ist offenbar akut. Deswegen wird darüber nachgedacht, im Eilverfahren insbesondere Flüchtlinge für den Job zu schulen, weil man nicht über ausreichend Kandidaten verfügt.
Diese Geschichte ist im doppelten Sinne symptomatisch, meint De Standaard in seinem Leitartikel. Auf der einen Seite zeigt sie die Schattenseite der Onlinewirtschaft. Aufgrund des hohen Arbeitsdrucks bei den Zustellern versucht jeder, so schnell wie möglich aus diesen Jobs herauszukommen. Auf der anderen Seite gibt das aber insbesondere Flüchtlingen die Möglichkeit, ihren Fuß auf die erste Sprosse der Leiter zu setzen. In der digitalen Ökonomie gibt es also zweifellos viele Verlierer, aber auch viele Gewinner.
Roger Pint - Bild: Matthieu Alexandre/AFP