"Tchau Rio 2016", titelt De Morgen. "Das belgische Wunder bei den Olympischen Spielen", heißt es bei Le Soir. Und La Libre Belgique schreibt: " Belgier haben mit sechs Medaillen in Rio geglänzt".
Alle Zeitungen kommen auf das Ende der Olympischen Spiele in Rio zurück und ziehen Bilanz. "Es hätte noch ein bisschen schöner sein können", meint dazu Het Nieuwsblad auf Seite eins. Damit meint die Zeitung die am Wochenende hauchdünn verpasste Bronzemedaille der vier mal 400 Meter Staffel der Männer. Das belgische Quartett um die Brüder Borlée verpasste um drei hundertstel Sekunden die Bronzemedaille.
"An Zynismus kaum zu überbieten"
Kommentierend meint Het Belang van Limburg: Haben Sie die Vorstellung unserer belgischen Athleten auch so genossen? Haben Sie auch so gejubelt und sind Sie vor Freude in die Luft gesprungen? Haben Sie auch Hockey geschaut, in der einen Hand ein Bier, in der anderen Hand ein Regelwerk? Und apropos Hockey: Die Red Lions haben uns die beschämende Vorstellung der Roten Teufel bei der Fußball-EM vergessen lassen. Kurz: Für uns waren die Spiele ein Fest.
Für die Einwohner von Rio allerdings nicht. Für die Millionen Bewohner der Slums gab es keine Pause im Kampf ums Überleben. Dass das Dreamteam der amerikanischen Basketballer auf eine Luxusjacht im Hafen gewohnt hat, ist an Zynismus kaum zu toppen. Dass ein Land Milliarden in Sportwettkämpfe investiert und gleichzeitig der Großteil der Bevölkerung keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung hat, geschweige denn sich ein Ticket für die Spiele kaufen konnte, das geht uns auch am Ende von Rio voll gegen den Strich, bemerkt Het Belang van Limburg.
L'Avenir kommentiert freundlicher. Zu Beginn hatte man uns vor vielen Dingen gewarnt: Kriminalität, Gewalt, politisch unsichere Lage, Krankheiten, der Zika-Virus. Alles das ist richtig. Die Krise, in der sich Brasilien befindet, war spürbar. Doch letztlich hat der Sport alles überdeckt; der Zauber der Olympischen Spiele hat gewirkt. Alle vorgenannten Probleme gibt es tatsächlich. Aber drei Wochen lang schien es so, als ob sie eine Pause eingelegt hätten, meint L'Avenir.
Mitreißende Spiele - mit einem Schlag vorbei
Ähnlich sieht es La Libre Belgique. Was für Sorgen haben wir uns gemacht vor Beginn der Spiele. Einige haben geglaubt, dass Rio zum Fiasko werden könnte. Jetzt kann die olympische Familie aufatmen. Brasilianer haben sich ganz gut geschlagen, auch wenn Rio nicht an den Glanz der Olympischen Spiele in London und Peking heranreicht.
Positiv ist die belgische Bilanz. Allein mit Blick auf die Medaillen, waren es die erfolgreichsten Spiele der vergangenen 20 Jahre. Und wenn wir uns nur an ein einziges Bild von den Spielen dauerhaft erinnern sollten, dann wäre es mit Sicherheit das Bild von Nafissatou Thiam. Mit gerademal 21 Jahren verkörpert die Siebenkämpferin all das, was wir bei Olympia lieben: Jugend, Zielstrebigkeit, Sportlichkeit, Talent, so La Libre Belgique.
Auch Het Laatste Nieuws findet: Das waren mitreißende Spiele, mit einer einzigartigen Umgebung und für die Fernsehzuschauer in Flandern toll übertragen in Wort und Bild. Bis zum Schluss war es spannend. Drei Hundertstel Sekunden haben den belgischen Staffelleuten gefehlt, um noch eine Medaille hinzuzufügen. Drei Hundertstel Sekunden, ein Nichts. Und doch Zeit genug, ein Kind, das mit Sprengstoff geladen ist, in die Luft zu jagen. Und damit Dutzende Menschen zu töten und zu verletzen, wie am Wochenende in der Türkei geschehen ist. Mit dieser Nachricht war die Euphorie, die wir durch Olympia erfahren durften, mit einem Schlag wieder vorbei, so Het Laatste Nieuws.
Ständiger Terror darf nicht zur Gleichgültigkeit führen
Um Terror dreht sich auch das Kommentar bei La Dernière Heure: Heute vor genau fünf Monaten haben eine Handvoll Fanatiker Belgien mitten ins Herz getroffen. Mittlerweile erinnert am Flughafen Zaventem und in der Metrostation Maelbeek nur noch wenig an die grausamen Anschläge vom 22. März. Mittlerweile haben wir uns aber auch gewöhnt regelmäßig von solchen und ähnliche Anschlägen zu hören. Von orten aus überall in der Welt. Es besteht die Gefahr, dass wir das als normal einstufen. Aber dann hätte der Islamische Staat gewonnen. Wir müssen unbedingt versuchen, nicht in Gleichgültigkeit zu verfallen. Jeder neue Anschlag ist anders zur Empörung, findet La Dernière Heure.
Zum verschobenen Wahltermin in Kongo meint Le Soir: Diese Entscheidung ist kein Wunder, sollte jetzt aber genutzt werden. Von der Opposition, um geeint aufzutreten und sich konstruktiv an den Wahlen zu beteiligen. Von Präsident Kabila um Klarheit zu schaffen. Ob er die Verfassung umgehen will und Kandidat für eine dritte Amtszeit sein wird, oder ob er die Verfassung achtet und Platz für einen Nachfolger macht, so Le Soir.
Kay Wagner - Bild: Luis Acosta/AFP