„Signal des Wählers“
L'Avenir führte ein ausführliches Intervieuw mit dem MR-Parteivorsitzenden. „Reynders wartet auf das Signal des Wählers“, lesen wir hier. Der müsse sich deutlich zwischen MR und PS entscheiden.
Le Soir bringt als wichtigste Schlagzeile: „Die Frankophonen sind keine Fußabtreter“. Didier Reynders und Joëlle Milquet stellen klar, dass die Flamen nach den Wahlen nicht auf schnelle Zugeständnisse der französischsprachigen Parteien rechnen können. Er werde die Würde der Frankophonen verteidigen, sagt Reynders. Milquet findet, auch die Französischsprachigen hätten das Recht, harte Forderungen zu stellen.
N-VA vorn
De Standaard veröffentlicht auf Seite 1 die Resultate einer gemeinsamen Meinungsumfrage mit dem flämischen Rundfunk VRT. „Der Triumpf winkt“, ist hier der Aufmacher. Gemeint ist die NVA, die laut dieser Meinungsumfrage mit 25,2% nicht nur die größte Partei Flanderns sondern auch Belgiens würde. Die flämischen Christdemokraten CD&V fallen unter die 20%-Marke und das wäre das bisher schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Auch SPA und Open VLD würden der Umfrage zufolge zu den Wahlverlierern gehören.
La Libre Belgique hat ebenfalls eine Meinungsumfrage in Auftrag gegeben und die kommt zu dem Schluss, dass die Wahlen vom 13. Juni die Belgier nur mäßig interessieren. „Jeder zweite Belgier ist gegen die Wahlpflicht“, ist hier die Schlagzeile.
Auch die Frage, wer nach den Wahlen belgischer Premierminister wird, beschäftigt die Zeitung. „Wird Elio Di Rupo der zukünftige Premier“, fragt La Derniere Heure. Gazet Van Antwerpen titelt: „Die Zeit ist reif für eine Premierministerin“.
Die Kommentare
Die N-VA gewinnt die Wahlen, daran kann überhaupt kein Zweifel mehr bestehen, meint der Leitartikler von Gazet Van Antwerpen. Die anderen Parteien, die Wähler an die NVA verlieren, haben sich das selbst zuzuschreiben. Vor allem CD&V und Open VLD konnten die Erwartungen der Bürger nicht einlösen. Wenn die Meinungsumfrage aber Recht behält, wird es besonders schwierig eine neue Regierung zu bilden. Das sieht auch Het Belang van Limburg im Kommentar ähnlich. Aber nach dem 13.Juni erhalten die Parteien wohl die einzigartige Gelegenheit, das Land institutionell zu reformieren, zu modernisieren und wieder wettbewerbsfähig zu machen, glaubt diese Zeitung.
De Tijd macht sich Sorgen, weil der Graben zwischen Flamen und Französischsprachigen sich weiter vertieft. Jeder weiß, dass die nächste Regierung enorm sparen muss. Aber wie sollen sich nach den Wahlen die rechten Flamen mit den linken Wallonen auf ein Sparpaket von 22 Milliarden einigen? Trotzdem werden die Politiker schnell einen Kompromiss finden müssen, weil sonst mit den schlimmsten Reaktionen der Finanzmärkte zu rechnen ist.
Quid Sparpaket?
Le Soir stellt im Kommentar fest, dass in Flandern die zu erwartende Sparpolitik der nächsten Regierung wohl ein wichtiges Wahlkampfthema ist. Nur die französischsprachigen Parteien vermeiden es, zu diesem Thema Klartext zu reden. Sie konzentrieren sich lieber auf B.H.V und Buhmann De Wever. Das ist kurzsichtig.
Het Nieuwsblad meint im Kommentar zum aktuellen Politbarometer: die N-VA erfreut sich großer Beliebtheit, weil alle andern Parteien ihr Bestes getan haben, um zu beweisen, dass in diesem Land nichts mehr funktioniert. Ihren Erfolg verdankt die N-VA vor allem Milquet, Reynders und Leterme.
Föderale Kuh melken
De Standaard meint, diese Umfrage belege, dass der Wähler die jahrelange Blockierung leid sei. Es werde dringend ein neuer belgischer Kompromiss benötigt, der Wallonen und Flamen gleichermaßen zugutekomme.
Auch L'Echo stellt fest, dass die französischsprachigen Parteien noch kein klares Sparkonzept entwickelt haben. Im Gegenteil, sie versprechen höhere Renten und Steuer- und Abgabensenkungen. Das alles ohne zu erklären, wie sie diese Geschenke finanzieren wollen. So entsteht wieder einmal der Eindruck, dass Flandern zahlen soll, während im Süden die föderale Kuh weiter gemolken wird.
Wird Elio Di Rupo Premier?
De Morgen stellt im Kommentar fest, dass der Graben zwischen Liberalen und Sozialisten im ganzen Land inzwischen fast unüberbrückbar geworden ist. Das macht eine große Koalition der drei Volksparteien praktisch unmöglich. Vermutlich wird dann eine Olivenbaumkoalition wie in der wallonischen Region zur Verhandlung stehen.
La Libre Belgique spekuliert: „Wer wird der 40. Premier Belgiens?“ Ideal ist für diese Position der Mann oder die Frau, die das Projekt der künftigen Mehrheit am besten repräsentiert. Und das könnte dieses Mal durchaus ein Französischsprachiger sein. Man muss keine Angst haben, dass die Flamen hierfür einen zu hohen Preis bei den Verhandlungen über die Staatsreform verlangen werden. Vor drei Jahren wäre der ideale Mann Didier Reynders gewesen, heute ist es Elio Di Rupo, findet La Libre.