"Silber für Red Lions, Belgien verliert grausames Finale", titelt Gazet van Antwerpen. "Bitteres Silber", heißt es bei Le Soir. "Enttäuschendes Silber aber eine goldene Generation hat noch Jahre vor sich", schreibt De Standaard auf Seite eins.
Fast alle Zeitungen vermelden auf ihren Titelseiten die 2:4 Niederlage der belgischen Hockeyherren im Olympischen Finale gegen Argentinien.
Begeisterung über Olympia
Trotz der Enttäuschung kommentiert La Libre Belgique positiv: Was für ein schöner Sport. Hockey hat es auf die Titelseiten der Zeitungen und sogar in die TV-Nachrichten geschafft. Es ist ein Sport mit Werten: Fairplay, Toleranz und Respekt gegenüber dem Gegner. Hockey ist noch nicht durch Geld, Doping und Betrug verdorben. Die Regeln von Hockey kann man in fünf Minuten erklären, der Erfolg von Hockey in Belgien steigt. Das Engagement unseres Hockeyteams, deren Spieler aus allen Teilen von Belgien stammen und ihre normale Arbeit für die Zeit der Olympischen Spiele ruhen gelassen haben, sind ein herausragendes Beispiel für den olympischen Gedanken. Sie haben allen überbezahlten Sportlern eine Lektion erteilt. Danke, Red Lions, für das, was ihr uns gezeigt habt, schreibt La Libre Belgique.
Auch De Morgen jubelt: Was für Olympische Spiele. Nach dem enttäuschenden Ausscheiden der Roten Teufel im Viertelfinale der Fußballeuropameisterschaft haben wir Journalisten den Sportsommer schon als erledigt betrachtet. Doch dann kam Greg Van Avermaet mit seinem Etappensieg bei der Tour de France. Und danach unsere Athleten in Rio, die diese Olympischen Spiele zu den erfolgreichsten für unser Land gemacht haben.
Was für fantastische kollektive und individuelle Leistungen in so unterschiedlichen und ruhmreichen Disziplinen wie Radfahren, Schwimmen, Leichtathletik, Hockey und Judo, und eigentlich auch noch Taekwondo, Segeln, Reiten, Turnen und Golf, begeistert sich De Morgen.
Der Burkini und der Diskurs über Moslems
La Dernière Heure greift erneut die Diskussion um den Burkini auf und schreibt: Einige belgische Politiker meinen, dass der Burkini, dieser Ganzkörperbadeanzug für muslimische Frauen, kein Problem sei. Mman würde ihn kaum sehen in Belgien. Doch zeigt eine Reportage unserer Zeitung, dass die Nachfrage nach Burkini in den Spezialgeschäften sprunghaft gesprungen ist. Und wahrscheinlich werden die Burkinis von den Käuferinnen nicht einfach in den Schrank gelegt. Bei einer Einschätzung sollten wir uns vielleicht an das Urteil von Menschen aus Nordafrika halten. Sie haben gesehen, was Islamisten in ihren früher als tolerant geltenden Heimatländern, wie Ägypten, Marokko und Tunesien, angerichtet haben. Sie sagen, dass Toleranz gegenüber Islamisten falsch ist, wenn diese Toleranz unsere eigene Freiheit einschränkt. Vielleicht sollten wir diese Meinung ernst nehmen, so La Dernière Heure.
De Standaard glaubt, dass sich in diesem Sommer das politische Klima bei der Integrationspolitik geändert hat und schreibt: Dieses Jahr haben wir linke Flamen gehört, die über "Scheiß-Marokkaner" fluchen. Der Vorsitzende der SP.A sagt, dass linke Menschen junge Muslimen zum Kotzen finden. Marokkanische Jugendliche würden Frauen belästigen und Stadtteile terrorisieren. Sie wollten ihre Kultur und Religion als Norm durchsetzen. Im rechten Lager gibt es ähnliche Angst schon lang. Die "Moslems" hätten das Ziel, unsere Gesellschaft zu unterwerfen unter die Scharia. Die Fronten zwischen "uns" und "denen" haben sich verhärtet, meint De Standaard.
Wieder Betroffenheit durch Leid eines Kindes
Gestern ging das Bild eines fünfjährigen Kindes um die Welt, das blutüberströmt aus den Trümmern eines zerbombten Hauses in der syrischen Stadt Aleppo gerettet wurde. Dazu kommentiert Le Soir: Der Junge heißt Omran. Die Bilder von ihm sind entsetzlich, sie lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Sie erinnern an das Foto des kleinen Aylan, dessen lebloser Körper an einen türkischen Strand lag ein syrisches Flüchtlingskind, das ertrunken war. Auch damals hat das Mitleid der Welt nicht lange angedauert. Mit Omran wird das gleiche passieren. Jetzt sind wir geschockt und betroffen. Aber es wird nicht dazu führen, dass die internationale Gemeinschaft dem Töten in Syrien ein Ende bereitet, so Le Soir.
Ähnlich hilflos zeigt sich L'Avenir. Seit 2011 schafft die internationale Gemeinschaft es nicht, den blutigen Bürgerkrieg in Syrien zu beenden. Omran wird daran nichts ändern. Aber er ruft uns nochmal ins Gedächtnis, wie schlimm der Konflikt in Syrien ist. Und wie unhaltbar es eigentlich ist, ihn als Normalität abzutun, bedauert L'Avenir.
Het Belang van Limburg dagegen meint: Die Bilder von Omran sowie der ebenfalls gestern erschienene Bericht von Amnesty International über die Foltermethoden in syrischen Gefängnissen machen eins klar: Verantwortlich dafür ist das Assad-Regime. Assad geht grausam gegen sein eigenes Volk vor. Er darf kein Partner des Westens sein, um den Konflikt in Syrien zu beenden, urteilt Het Belang van Limburg.
Kay Wagner - Bild: Mahmoud Rslan (afp)