"Kampf um Gold", titelt Het Laatste Nieuws. "Rendezvous mit der Geschichte: Red Lions greifen nach Gold", so De Standaard auf Seite eins und La Dernière Heure schreibt: "Ganz Belgien im Hockeyfieber".
Die belgischen Hockeyherren, die so genannten Red Lions, spielen heute im Finale des Olympischen Hockeyturniers gegen Argentinien. Die Aussicht auf eine weitere Goldmedaille verzückt alle Zeitungen. Kommentierend meint dazu La Dernière Heure: Was für eine herrliche Geschichte. Die Red Lions schaffen das, was unsere Roten Teufeln bei der Fußball-EM nicht geschafft haben. Und was für ein Unterschied zwischen den hochmediatisierten Fußballstars und den kaum bekannten Hockeyspielern. Wenn die Nationalhymne erklingt, singen die Hockeyherren alle lauthals mit, während die meisten Fußballspieler den Mund nicht auf bekommen. Geld spielt beim Hockey kaum eine Rolle. Der Star der Mannschaft, Tom Boon, verdient laut unseren Informationen 80.000 Euro pro Saison. Das ist weniger als das Wochengehalt von Kevin De Bruyne. Und dennoch: Jedes Tor der Hockeyherren hat uns zum Jubeln gebracht. Dort wo die Fußballspieler gescheitert sind, haben die Red Lions reüssiert. Und auch sie haben ein Land vereint vor dem Fernsehschirm, obwohl kaum jemand von uns die Regeln des Sports kennt, so La Dernière Heure.
Politiker sollten von Sportlern lernen
Auch Gazet van Antwerpen meint: Die Chance ist groß, dass wir uns heute Abend ein Spiel anschauen, aber eigentlich nicht wissen, wie das Spiel funktioniert. So ist das halt bei Olympia, und das ist schön, findet Gazet van Antwerpen.
Anlässlich der Olympischen Spiele meint Het Nieuwsblad: Von den Sportlern bei Olympia können unsere Politiker viel lernen. Die Sportler trainieren Monate, oft Jahre mit dem Ziel, für ein paar Minuten oder Stunden topfit zu sein. Die Öffentlichkeit bekommt von dem Training kaum etwas mit. Und doch ist es die Basis dafür, dass der Erfolg sich einstellt. Unsere Politiker haben diese Tugend verlernt. Sie sind quasi immer in der Öffentlichkeit, wollen immer Topleistung zeigen, befinden sich gleichsam immer bei Olympia. Gute Politik kann so nicht gelingen. Denn auch das Gestalten von Politik braucht Ruhe, Zeit und Ausdauer. Nur so kann sie genau so erfolgreich sein wie unsere Medaillengewinner in Rio, glaubt Het Nieuwsblad.
Burkini-Verbot verhindert keinen Anschlag
"Neue Debatte um Burkini-Verbot", titelt das GrenzEcho. Die Diskussion um den Ganzkörperbadeanzug für muslimische Frauen greift auch L'Avenir auf und meint kommentierend: Der Streit zeigt mal wieder, wie leicht populistische Parolen vernünftiges Denken ausschalten. In Frankreich, wo einige Gemeinden am Mittelmeer das Tragen der Burkini jetzt verboten haben, sind einige muslimische Frauen zu ihrer Meinung gefragt worden. Sie haben gesagt: Wenn wir nicht mehr in Burkini an den Strand dürfen, müssen wir zu Hause bleiben. Damit werden sie Opfer derjenigen, die durch das Burkini-Verbot mehr Emanzipation für muslimische Frauen wollen. Kann das der Weg sein? Unsere Welt ist zu komplex und kann sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden geben, schlussfolgert L'Avenir.
De Morgen meint zum gleichen Thema: Das Problem ist zumindest bei uns in Belgien kein Problem. An flämischen Stränden wurden bislang kaum Burkinis gesichtet. Aber auch grundsätzlich ist ein Verbot kaum zu begründen. Kein Terroranschlag wird durch ein Burkini-Verbot verhindert. Vielmehr wird ein Verbot das Gefühl bei Muslimen verstärken, von unserer Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Das kann Radikalisierungstendenzen verstärken, meint De Morgen.
Schuljahr kostet Eltern 1.000 Euro
La Libre Belgique schaut auf das Beginn des neuen Schuljahrs. Laut neuesten Berechnungen kostet ein Schuljahr die Eltern pro Kind 1.000 Euro. Dazu meint das Blatt: Laut unserer Verfassung ist das durchaus vertretbar. Denn ein Recht auf kostenlosen Schulunterricht bietet sie nicht. Seit der Verfassungsänderung von 1988 ist lediglich der Zugang zum Unterricht kostenlos. Aber natürlich ist das nicht gut. Die jetzt errechneten Kosten schaffen eine Ungleichheit, wo sie nicht existieren sollte. Es wäre im Interesse des Staates hier Abhilfe zu schaffen, findet La Libre Belgique.
"Unternehmenssteuer, die große Baustelle", lautet die Schlagzeile bei Le Soir. Laut Informationen der Zeitung will sich die Föderalregierung nach der Sommerpause mit einer Reform der Unternehmensbesteuerung beschäftigen. Das ist nicht nur gut, sondern auch notwendig, schreibt Le Soir in seinem Leitartikel. Denn so wie es bisher ist, kann es nicht weitergehen. Belgien kann nicht einen der höchsten Steuersätze in Europa beibehalten und gleichzeitig ausländischen Investoren und multinationalen Unternehmen so viele fiskale Schlupflöcher bieten, dass sie gleichsam keine Steuer zahlen. Diese Vorteile müssen gestrichen werden. Und dann müssen für alle die Steuern drastisch gesenkt werden, von heute fast 34 Prozent auf 25 oder sogar 20 Prozent, fordert Le Soir.
Kay Wagner - Bild: Dirk Waem (belga)