"Wieder eine Belohnung", titelt Het Nieuwsblad. "Judoka Dirk Van Tichelt beschert Belgien die zweite Medaille", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. "Dirk Van Tichelt überrascht mit Bronze", schreibt Het Belang van Limburg.
"Bronze für den Bären von Brecht", jubelt Gazet van Antwerpen. Der "Bär von Brecht" ist inzwischen 32 Jahre alt, es ist die Krönung der Laufbahn des Judoka aus der Provinz Antwerpen. "Bronze bei seinen letzten Olympischen Spielen", notiert denn auch Het Laatste Nieuws.
"Hakima geht es besser", so derweil die Schlagzeile von La Dernière Heure. Hakima ist die Polizistin, die am Samstagnachmittag in Charleroi von dem Attentäter am schwersten verletzt wurde. Sie musste sich bereits einer plastischen Operation unterziehen, weil sie von der Machete im Gesicht getroffen wurde. Ihr Gesundheitszustand habe sich aber spürbar verbessert, sagt ihr Bruder in der Zeitung.
Als Reaktion auf den Anschlag von Charleroi gelten inzwischen in vielen Städten neue Sicherheitsvorkehrungen für die Polizei: "Die Ordnungskräfte wappnen sich gegen den Terror", so bringt es Het Laatste Nieuws auf den Punkt. In Antwerpen wurden die Polizisten angewiesen, ab jetzt in der Öffentlichkeit permanent ihre Dienstwaffe zu tragen. Dies aber nur im Rahmen ihrer Dienstzeit. Und "das zivile Personal der Antwerpener Polizei bekommt jetzt Pfefferspray", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins.
Francken unter Druck
Wegen des Anschlags von Charleroi vom Wochenende ist unterdessen Asylstaatssekretär Theo Francken unter Druck geraten. Bei dem Täter handelte es sich ja um einen 33-jährigen Algerier, der sich illegal im Land aufhielt und der eigentlich schon einen Ausweisungsbescheid erhalten hatte. "Francken stößt an seine Grenzen", stellt jedenfalls De Morgen fest. Vollmundig hatte er eine drastische Verschärfung der Abschiebepolitik versprochen. Allerdings ist das in gewissen Fällen gar nicht so einfach: Im Fall des Algeriers gibt es kein entsprechendes Zusammenarbeitsabkommen mit dessen Heimatland. Deshalb waren den belgischen Behörden weitgehend die Hände gebunden.
Die Reaktion von Asylstaatssekretär Theo Francken war da aber so vorhersehbar wie das Amen in der Kirche, findet Het Laatste Nieuws. Der N-VA-Politiker kündigte an, die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze in geschlossenen Abschiebelagern zu verdoppeln. Ob das unser Land sicherer machen wird, das sei aber dahingestellt. Im Fall des Attentäters von Charleroi ist nicht mal sicher, ob er überhaupt in eine solche Einrichtung überwiesen worden wäre, da eine Ausweisung ohnehin nicht möglich ist. Im Grunde legt Francken hier nur blinden Aktivismus an den Tag. Hier wird allenfalls die Illusion von mehr Sicherheit geschaffen.
Le Soir sieht das ähnlich. Theo Francken widmet einen gehörigen Teil seiner Politik der Kommunikation. Seine markigen Worte stecken ihn in gewisser Weise in ein Korsett. In diesem Zusammenhang war klar, dass sich der N-VA-Politiker im Grunde jetzt nur noch entschlossener geben kann. Eine gleich wie verschärfte Politik kann aber immer nur die halbe Miete sein. Im Moment muss es auch darum gehen, die Gemüter wieder zu beruhigen.
Wie der Vater, so der Sohn
In diesen Zusammenhang passt auch die Aufmachergeschichte von La Libre Belgique. "Der Sohn eines radikalen Imam ruft zum Mord an Christen auf", so die Schlagzeile. Auf einer französischen Webseite ist ein Video aufgetaucht, auf dem ein etwa 15-jähriger Junge zu sehen ist, der offensichtlich bei Nacht durch Verviers spaziert. Auf Arabisch ruft er dabei zur Ermordung aller Christen auf. Bei dem Jugendlichen soll es sich um den Sohn eines einschlägig bekannten Hasspredigers aus Dison handeln. Zwei Mal schon sollte der radikale Imam des Landes verwiesen werden. Im Moment läuft aber noch ein Berufungsverfahren.
La Libre Belgique reagiert in ihrem Leitartikel mit Kopfschütteln auf die Geschichte: Berufungsverfahren hin oder her, es kann doch nicht sein, dass dieser Imam, beziehungsweise jetzt auch schon sein Sohn, weiterhin ihre Hassbotschaften in Belgien in die Welt posaunen dürfen. Da kann man doch nicht behaupten, dass unser Rechtsstaat bei der Bekämpfung von Radikalisierung wirklich gut funktioniert. Das Gegenteil ist wohl der Fall.
Könnten die Behörden hier nicht etwas kreativer mit den geltenden Gesetzen umgehen?, fragt sich Het Nieuwsblad. Wenn man den Hassprediger auch nicht gleich ausweisen kann, so gibt es doch bestimmt auch andere Möglichkeiten, um ihn und seinen Sohn zu bestrafen. Oder reicht es nicht, wenn diese Leute zu Hass und Gewalt gegen eine andere Gemeinschaft aufrufen? Oder hätte man nicht dem Mann das Sorgerecht entziehen können, um den Jungen vor seinem Vater und jetzt auch vor sich selbst zu schützen? Es ist die Pflicht aller Verantwortlichen auf allen Ebenen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um all denen das Handwerk zu legen, die unsere gesellschaftliche Ordnung zerstören wollen.
Angesichts all dieser jüngsten Entwicklungen lanciert De Standaard aber einen flammenden Appell zur Besonnenheit. Man sollte sich die Worte des früheren US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt noch mal in Erinnerung rufen: "Das einzige, wovor man Angst haben muss, ist die Angst selber." Dieser Satz wirkte 1933 in den Ohren der Zeitgenossen so deplatziert, wie er heute klingen mag. Damals wie heute greift Panik um sich. Das Mindeste, was wir von unseren Politikern erwarten können, ist, dass sie die allgemein herrschende Unruhe nicht auch noch befeuern.
Was ist schon ein Flugzeugabschuss unter Freunden?
"Große Versöhnung in St. Petersburg", so schließlich die Aufmachergeschichte von De Standaard. Der türkische Präsident Erdogan reist heute nach Russland und trifft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen. "Erdogan verträgt sich wieder mit Putin", schreibt auch Le Soir. Das Verhältnis war ja gestört, nachdem die Türkei vor einigen Monaten ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen hatte, das den türkischen Luftraum verletzt hatte. Der Besuch in Sankt-Petersburg ist aber auch ein Signal an den Westen, meint De Standaard; die Botschaft lautet: Die Türkei braucht den Westen nicht, es gibt Alternativen.
Roger Pint - Bild: Eric Lalmand/Belga