"Belgische Polizei jetzt auch Ziel eines Terrorangriffs", titelt La Libre Belgique. "Der Angreifer von Charleroi hätte schon längst nicht mehr in Belgien sein dürfen", bemerken Le Soir und De Standaard. "Attentäter hätte in einem Abschiebezentrum sitzen müssen", so die vorwurfsvolle Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Zwei Tage nach dem Macheten-Angriff auf Polizistinnen in Charleroi gehen die Behörden von einem terroristischen Hintergrund aus. Zwei Beamtinnen wurden schwer verletzt und mussten sich bereits mehreren Operationen unterziehen. Inzwischen hat sich der Islamische Staat zu der Tat bekannt, bei der der Angreifer erschossen wurde.
Eine Frage beschäftigt jetzt viele Zeitungen: Warum befand sich der Täter überhaupt noch in Belgien, obwohl er schon zwei Aufforderungen vom Ausländeramt erhalten hatte, das Land zu verlassen? Der 33-jährige Khaled B. aus Algerien soll sich bereits seit 2008 illegal in Belgien aufhalten. Wie Het Laatste Nieuws berichtet, ist er 2012 wegen Schwarzarbeit in der Nähe von Charleroi aufgefallen. Wegen dieses Vergehens verhängten die Behörden eine sofortige Ausreiseaufforderung sowie ein Einreiseverbot. Zwei Jahre später befand sich der Mann aber noch immer in Belgien und stellte über seine Anwälte einen Asylantrag aus medizinischen Gründen – er würde an einer seltenen Form von Epilepsie leiden. Der Fall wurde geprüft, das Ausländeramt erteilte ihm aber zum zweiten Mal den Ausreisebefehl.
Es gibt keine schnellen und einfachen Lösungen
Het Nieuwsblad bemerkt: Spätestens 2014 hätte Khaled B. in einem geschlossenen Abschiebezentrum landen müssen. Doch wegen Platzmangels gab der zuständige Staatssekretär Theo Francken anderen Illegalen Vorrang. Unter anderem, weil die Vergehen von Khaled B. als geringfügig betrachtet wurden und weil kein Rücknahmeabkommen mit Algerien besteht, seien ihm die Hände gebunden gewesen, verteidigt sich Francken in der Zeitung.
Für den N-VA-Politiker ist der Fall des Macheten-Angreifers von Charleroi besonders peinlich, so das Blatt. Schließlich hatten die flämischen Nationalisten ja mit schnellen und harten Abschiebeverfahren Wahlkampf gemacht. Het Nieuwsblad hofft, dass weder die Opposition noch die Regierung jetzt simplistische und unrealistische Lösungen in den Raum werfen. Der Problemkomplex aus Flüchtlingskrise, abgelehnten Asylanträgen und Abschiebeverfahren ist nicht ratzfatz zu lösen.
Le Soir warnt in diesem Zusammenhang davor, alle illegal im Land befindlichen Ausländer als IS-Sympathisanten zu verdächtigen. Ebenso wenig darf man alle abgelehnten Asylbewerber pauschal als Gefährder ansehen.
Warum wurde die Bedrohungsstufe für Polizisten nicht erhöht?
"Wütende Polizisten" titelt unterdessen L'Avenir. Nach der Attacke von Charleroi können viele Beamte nicht nachvollziehen, warum der Antiterror-Stab OCAM die Bedrohungslage für die Polizei weiterhin auf Stufe zwei belassen hat, während die Bedrohungslage für das gesamte Land schon seit Monaten auf Stufe drei von vier steht.
La Libre Belgique kann diese Entscheidung ebenfalls nicht nachvollziehen. Die Polizisten verdienen eine bessere Behandlung. Immerhin haben die Beamtinnen in Charleroi durch ihre entschlossene und kaltblütige Reaktion Schlimmeres verhindert.
La Dernière Heure hält fest: In diesen unruhigen Zeiten brauchen wir Bürger mehr Sicherheit. Die Regierung sollte es aber nicht bei Worten belassen, sondern auch Taten folgen lassen und die Mittel für die Sicherheitsbehörden entsprechend aufstocken.
De Morgen beobachtet eine Verschiebung weg von großangelegten Attentaten hin zu "Do-it-yourself-Terroristen". Sobald es dem IS in den Kram passt, bekennt er sich zu Anschlägen von Einzeltätern, selbst wenn diese gar keinen Kontakt mit dem sogenannten Kalifat in Syrien und dem Irak hatten. Das beinahe schon banale Grauen dieser "Mikro-Anschläge" sorgt außerdem dafür, dass wir uns noch mehr bedroht fühlen, dass wir das Gefühl haben, dass es uns überall und zu jeder Zeit treffen kann.
"Schwarz-gold-rotes" Olympiawochenende
Neben Charleroi beschäftigt ein sportliches Thema die Zeitungen. Auf allen Titelseiten prangt das Foto des jubelnden Greg Van Avermaet. Der Radprofi hat Belgien gleich am Eröffnungswochenende der Olympischen Spiele in Rio die erste Goldmedaille beschert. "Goldmedaille für Goldjungen", jubiliert Gazet van Antwerpen. Wie Het Belang van Limburg berichtet, haben die Einwohner des Heimatortes von Greg Van Avermaet vor lauter Freude die Ortsschilder von Grembergen in Ostflandern zu "Gregbergen" übermalt.
"Schwarz-gold-rot", betitelt De Morgen das belgische Superwochenende in Rio de Janeiro. Die Red Lions haben die Hockey-Mannschaften von Großbritannien und Brasilien vom Platz gefegt und Tennisspielerin Kirsten Flipkens hat Superstar Venus Williams aus den USA in der ersten Runde aus dem olympischen Turnier geworfen.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga