"Was wird Merkel tun?", fragt De Morgen auf seiner Titelseite. Die deutsche Kanzlerin äußert sich heute zur Sicherheitslage in der Bundesrepublik. Nach einer Woche blutiger Terroranschläge und Amokläufe in Deutschland erwarten die verunsicherten Menschen im Land eine Antwort und konkrete Maßnahmen. Angela Merkel weiß, wie gefährlich die Situation für sie und ihre Große Koalition in Berlin ist. Denn der islamistische Terror hat ihrer "Willkommenskultur" einen bitteren Beigeschmack verpasst.
Elf Monate nach ihrer berühmten "Wir schaffen das"-Rede sind die Erwartungen an Merkel sehr hoch - aber was kann sie noch tun, fragt sich die Zeitung. Mehr Polizei? Schnellere Abschiebeverfahren? Strengere Durchleuchtung von Flüchtlingen? Oder mehr psychologische Betreuung für traumatisierte Asylbewerber?
"N-VA will IS-Sympathisanten zum Schweigen bringen", titelt De Standaard. Im Kampf gegen den Terrorismus wollen die flämischen Nationalisten die Meinungsfreiheit in gewissen Fällen einschränken. "Wer Terror gutheißt oder unsere Gesellschaftsform radikal ablehnt, muss bestraft werden können", sagt Peter De Roover, N-VA-Fraktionssprecher in der Kammer. Weiter sagte er, dass wir uns "im Krieg" befinden und Worte eben auch Waffen seien. IS-Unterstützer sind für De Roover daher als feindliche "Kollaborateure" zu betrachten und entsprechend zu behandeln. Diese Forderung ist aber sowohl politisch als auch juristisch stark umstritten.
Wie frei dürfen unsere Gedanken sein?
Het Nieuwsblad meint dazu: Gerade die N-VA hatte nach den Anschlägen doch immer betont, keinen Millimeter nachgeben zu wollen und dass wir unser Leben ohne Einschränkungen weiter leben müssen. Und jetzt will sie also die Meinungsfreiheit beschneiden. Für das Blatt wäre eine solche Maßnahme eine Niederlage für die Demokratie und ein Demokratieverständnis, wie man es von Erdogan und Putin kennt.
Gazet van Antwerpen fragt provokativ: Wie frei dürfen unsere Gedanken sein? De Roover weiß, dass er sich auf dünnes Eis begibt. Die freie Meinungsäußerung ist seit Langem ein wertvolles Fundament unserer westlichen Gesellschaft. Trotzdem verdient die Frage eine ernsthafte gesellschaftliche Debatte.
Het Belang van Limburg merkt an: Es gibt bereits Möglichkeiten, die Meinungsfreiheit einzuschränken - unter anderem die Antiterror-Gesetzgebung macht das möglich. Auch das Leugnen des Holocaust und von anderen Genoziden sowie die Aufstachelung zum Hass sind strafbar.
Auch De Morgen weiß: Die Terroristen nutzen unsere Toleranz aus. Dennoch wäre es nicht ratsam, die Meinungsfreiheit jetzt einzuschränken. Sie ist nämlich ein Grundrecht, das uns von unseren Gegnern unterscheidet. Daran zu rütteln, ist kein Kampf gegen den IS, sondern eine Kapitulation, meint De Morgen. La Libre Belgique fügt hinzu: Wir müssen uns in Acht nehmen, dass wir uns nicht dahin treiben lassen, wo der IS uns haben will.
Wie über Terroranschläge berichten?
Le Soir beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit der Frage, wie die Medien am besten mit der mörderischen Terrorwelle, die diesen Sommer überschattet, umgehen sollen. In Frankreich haben unter anderem die Zeitung Le Monde und der Fernsehsender BFM beschlossen, keine Namen und Fotos mehr von Attentätern zu veröffentlichen. Ihr Argument: Sie wollen nicht zu einer Glorifizierung der Terroristen beitragen.
Für Le Soir wäre es aber viel wichtiger, über die Art und Weise der Berichterstattung nachzudenken. Um Panik und Gerüchten vorzubeugen, muss die Richtigkeit, Genauigkeit und eine sinnvolle, sachliche Einordnung von Ereignissen sichergestellt werden. Das Problem ist nicht, dass man zu viel über die Anschläge informiert, sondern die Qualität der Berichterstattung. Es ist aber oft schwierig, die richtige Balance zwischen umfassend und gut zu finden, gibt L'Avenir zu bedenken.
Wie La Dernière Heure berichtet, haben im vergangenen Jahr über 11.000 Ausländer Belgien wieder verlassen müssen - entweder durch freiwillige Rückkehr oder durch Abschiebung. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Jahren davor. Die meisten von ihnen sind Albaner, Rumänen, Marokkaner und Afghanen.
Kleine Monster legen Antwerpener Innenstadt lahm
"Pokémonsterstau", mit diesem Wortspiel beschreibt Het Laatste Nieuws, was sich gestern in der Antwerpener Innenstadt zugetragen hat. Wegen eines massiven Menschenauflaufs musste die Polizei kurzerhand eine Einkaufsstraße sperren. Der Grund: Tausende von Pokémon Go-Fans auf der Jagd nach kleinen digitalen Monstern.
Antwerpener Geschäftsleute hatten diese Pokémons vor ihren Läden "verstecken" lassen, um sich den aktuellen Hype um die bunten Tierchen zu Werbezwecken zunutze zu machen. Der Erfolg war so überwältigend, dass jetzt auch Geschäftsleute in anderen Teilen Belgiens auf den Zug aufspringen wollen. Weitere plötzliche Straßensperrungen sind also nicht auszuschließen...
Alain Kniebs - Bild: John MacDougall/AFP