"Der IS greift ein weiteres Symbol an", titelt Le Soir. "Wehrlosem Priester die Kehle durchgeschnitten", so die grausame Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Die Kirche mitten ins Herz getroffen", bemerkt La Libre Belgique auf ihrer geschwärzten Titelseite. "Kirche als Zielscheibe", schreiben Het Belang van Limburg und De Morgen.
Wieder ist Frankreich von einem Terroranschlag erschüttert worden: In Saint-Etienne-du-Rouvray sind gestern zwei Islamisten während der Morgenmesse in eine Kirche eingedrungen und haben den 86-jährigen Priester ermordet. La Dernière Heure hält fest: Damit haben die Terroristen eine neue Grenze der Abscheulichkeit überschritten. Durch den Angriff auf diesen Ort der Zuflucht, des Gebets und des Friedens sind unsere christlichen Werte zum Ziel geworden.
Die katholisch geprägte Zeitung La Libre Belgique ist ebenfalls entsetzt: Der Terrorgruppe IS hat es nicht gereicht, bei Charlie Hebdo unsere Meinungsfreiheit ins Visier zu nehmen, im Pariser Konzertsaal Bataclan unsere Jugend und in Brüssel das Herz Europas – jetzt musste es auch noch die Kirche treffen.
Unbedingt einen kühlen Kopf bewahren
Het Nieuwsblad meint: Das tragische Beispiel Frankreich zeigt, dass es nicht reicht, den Notstand auszurufen und massiv Polizisten und Soldaten auf die Straßen zu schicken, um den Terror zu bekämpfen. La Libre Belgique fügt hinzu: Natürlich muss die Sicherheit erhöht werden, aber absolute Sicherheit wird es niemals geben können. Deswegen müssen wir unsere freiheitlich-demokratischen Grundwerte noch stärker in den Vordergrund stellen.
Le Soir pflichtet dem grundsätzlich bei, gibt aber zu bedenken, dass sich unsere Demokratie zur Zeit in einem Minenfeld zu befinden scheint. Auch wenn es jeden Tag schwieriger wird, müssen wir unbedingt einen kühlen Kopf bewahren.
De Standaard hält fest: Der islamistische Terror will unsere offene Gesellschaft treffen. Gegen diesen nihilistischen Feind können wir uns nur durch schrittweise Einschränkung unserer Offenheit und Freiheit schützen. Unsere Werte müssen zu ihrem eigenen Schutz in Quarantäne, Sicherheit muss derzeit Vorrang haben. Denn ohne Sicherheit kann es keine Freiheit geben, meint das Blatt.
De Morgen berichtet, dass einer der beiden Täter eine elektronische Fußfessel trug und polizeibekannt war, weil er sich bereits zwei Mal nach Syrien absetzen wollte. Selbst mit Fußfessel kann man also ungehemmt morden. Anstatt in solche Geräte und Soldatenpräsenz in den Städten zu investieren, sollten Frankreich und Belgien lieber Antiradikalisierungsprogramme für Syrienrückkehrer in Gefängnissen fördern.
Het Nieuwsblad sieht zwei Hauptursachen für die Terrorwelle: Zum einen ist da der weiter tobende blutige Bürgerkrieg in Syrien, der einen Nährboden für radikalisierte Moslems darstellt. Zum anderen ist die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Europa weiterhin mangelhaft. Das Problem: Niemand scheint Antworten auf diese Fragen zu haben.
Für L'Avenir steht der ganze Sommer 2016 unter dem Zeichen von Terror und Barbarei. Mit den Anschlägen in Deutschland sowie dem gestrigen in der Nähe von Rouen wollen die Terroristen zeigen, dass sich die Bevölkerung nirgends mehr sicher fühlen kann - weder in den Metropolen, noch in den entlegensten Ortschaften.
Schulungen und strengere Kontrollen gegen Radikalisierung
Nach Angaben von Het Laatste Nieuws stehen derzeit 20 Asylbewerber in Belgien unter besonderer Beobachtung. Die meisten von ihnen stammen aus Afghanistan und dem Irak. Sie stehen im Verdacht, sich zu radikalisieren.
Angesichts dessen werden die Mitarbeiter der Asylbewerberheime jetzt geschult, um eine Radikalisierung möglichst früh erkennen zu können. Neu eintreffende Flüchtlinge werden außerdem seit einigen Monaten besonders streng unter die Lupe genommen. Sie werden von Ausländeramt, Staatsschutz, militärischem Geheimdienst und der Föderalen Polizei durchleuchtet.
Eklat um "schweinische Italiener"
L'Avenir schließlich kommt auf einen diplomatischen Zwischenfall zurück, der die sonst so gute Stimmung zwischen Italien und der Wallonie im wahrsten Sinne des Wortes versaut. Stein des Anstoßes sind Schilder entlang der Autobahnen im Süden des Landes, mit denen die wallonische Straßenmeisterei für saubere Parkplätze wirbt. Unter der Überschrift "Rastplätze sind kein Schweinestall" sieht man ein Foto eines Schweins in einem Fiat 500, das einen prall gefüllten Müllsack während der Fahrt aus dem Fenster schleudert.
Die Italiener sind von der Kampagne so empört, dass sich nicht nur das Parlament in Rom damit befasst hat, sondern auch der italienische Botschafter in Belgien offiziell eine sofortige Entfernung der Plakate fordert. Erbost über die Assoziierung des Italo-Kultautos mit Müll ließ der Diplomat verlauten: "Italiener sind keine Schweine!"
Alain Kniebs - Bild: Bertrand Guay/AFP