"Zum vierten Mal in sieben Tagen trifft es Deutschland", titelt L'Avenir. "Deutschland im Bann der Gewalt", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. "In Deutschland dreht sich die Spirale des Terrors", schreibt Le Soir auf Seite eins.
Die Zeitungen können sich erst heute mit dem Anschlag von Ansbach von Sonntagnacht beschäftigen. "Vergeltung mit einer Splitterbombe", titelt Het Belang van Limburg. Der Täter, der sich vor dem Gelände eines Musikfestivals in die Luft sprengte, tat dies offensichtlich aus Rache. "Seine Rechtfertigung war, dass Deutsche Moslems töten", schreibt Gazet van Antwerpen. Deutschland ist ja Teil der Koalition, die die Terrororganisation IS im Nahen Osten bekämpft.
IS hat sich denn auch zu dem Anschlag von Ansbach bekannt. Es war aber schon der vierte tödliche Vorfall innerhalb einer Woche nach den dramatischen Ereignissen von Würzburg, München und Reutlingen. "Und doch behalten die Deutschen einen kühlen Kopf", so die Schlagzeile von De Standaard. Als Indiz dafür sieht die Zeitung die Tatsache, dass in Deutschland bislang nicht die Armee auf den Straßen eingesetzt wird. Mit Ausnahme der rechtsradikalen AfD zeigten sich die deutschen Parteien und politisch Verantwortlichen zudem demonstrativ besonnen und gemäßigt.
IS gewinnt im Moment immer
Deutschland steckt in einer schwierigen Lage, stellt L'Avenir in seinem Leitartikel fest. Im Augenblick gibt es so eine Art Epidemie; Gewalt inspiriert neue Gewalt. Die Gefahr dabei ist, dass die Flüchtlinge im Land unter Generalverdacht geraten. Jeder weiß: Setzt sich einmal der Eindruck allgemeiner Unsicherheit durch, dann kann das ernsthafte politische Konsequenzen haben.
Ist die "Wir schaffen das-Politik" gescheitert?, fragt sich Het Nieuwsblad. In gewissen Kreisen in Deutschland ist man davon längst überzeugt. Doch ist es für eine solche Feststellung noch viel zu früh. Vollkommen zu Recht weist der deutsche Innenminister immer wieder darauf hin, dass man den Terrorismus und die Flüchtlingsproblematik nicht in einen Topf werfen darf.
De Standaard stellt sich die Frage nach den Motiven der Täter. Die Gewaltexplosion hatte bei den einzelnen Vorfällen die unterschiedlichsten Hintergründe. Das macht es für die Sicherheitsbehörden auch so schwierig, solchen Ereignissen vorzubeugen. Keiner von ihnen war jedenfalls ein strammer IS-Soldat, der von der Terrororganisation mit einer Terrormission ausgestattet in den Westen geschickt wurde. Mit jeder Gewalttat verschwimmen hier allerdings die Nuancen. Dazu nur soviel: Schwarzweißdenken bringt uns einer Lösung keinen Schritt näher.
Het Laatste Nieuws kann auch nur feststellen, dass IS im Moment immer gewinnt. Selbst, wenn die Terrororganisation erwiesenermaßen nichts mit einem Vorfall zu tun hat, wird sie doch damit in Verbindung gebracht. Die Strategie der Angst und der Polarisierung ist längst ein voller Erfolg.
Das Horrorszenario wird mit jedem Tag wahrscheinlicher
Apropos Polarisierung: Viele Zeitungen beleuchten auch heute den Wahlkampf in den USA. Der Parteikongress der Demokraten wird ja von einem Skandal um geleckte E-Mails überschattet. Fachleute vermuten hinter dem Datenleck das Werk russischer Hacker. "Putin hätte wohl lieber Donald Trump als neuen US-Präsidenten", zitiert De Standaard einen Mitarbeiter der demokratischen Bewerberin Hillary Clinton.
Für Clinton läuten jedenfalls die Alarmglocken, glaubt Het Laatste Nieuws. In einigen Umfragen liegt Donald Trump inzwischen in Führung. Und der demokratischen Kandidatin fehlt es deutlich an Pep: Sie klingt so frisch wie ein Musical-Star, der zum 6.000ten Mal das Phantom der Oper auf dem Broadway gibt.
Auch De Morgen sieht diese Gefahr. Hillary Clinton ist fast schon blind vor Selbstvertrauen. Im Moment überzeugt sie jedenfalls nur die Menschen, die ohnehin an sie glauben. Sie ist wohl immer noch der Überzeugung, dass die Abneigung der Wähler gegenüber Donald Trump so groß ist, dass sie am Ende quasi automatisch für die demokratische Kandidatin stimmen werden. Das ist ein äußerst riskantes Spiel; verliert sie es, dann beschert Frau Clinton der Welt den gefährlichsten Präsidenten der jüngeren amerikanischen Geschichte.
Het Belang van Limburg spricht von einer "Schreckensvision". Bis vor Kurzem war es nur schwer vorstellbar, dass der ungehobelte, narzisstische Provokateur Donald Trump irgendwann mal die Zugangscodes für das amerikanische Atomwaffenarsenal in die Finger bekommen könnte. Leider wird dieses Horrorszenario mit jedem Tag wahrscheinlicher.
Burger und Bahnen
"Quick, das Ende einer belgischen Geschichte", titelt La Libre Belgique. Die belgische Fastfood-Kette Quick wird definitiv übernommen - und zwar von Burger King. Das heißt wohl, dass die Marke Quick auf Dauer verschwinden wird, und dass die Restaurants stattdessen eben das Logo von Burger King tragen werden. Doch die Umwandlung der Filialen ist aufwändig. L'Echo rechnet auf seiner Titelseite vor: "Was das die Franchisenehmer kosten wird". Man geht davon aus, dass pro Restaurant zwischen 700.000 und eine Million Euro anfallen dürften.
La Dernière Heure geht auf ihre Art auf die Geschichte ein: "Der Kampf der Burger", schreibt das Blatt und stellt die bekanntesten Produkte beider Ketten gegenüber. Resultat: Der "Giant" von Quick hat weniger Kalorien als der Whopper von Burger King; der "Whopper" ist allerdings auch schwerer.
Wieder verschwinden zwei belgische Traditionsmarken, beklagt La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Gerade am Wochenende wurde ja auch schon die Supermarktkette Delhaize übernommen, in diesem Fall durch den niederländischen Konkurrenten Ahold. Irgendwie erfüllt einen das doch mit einer gewissen Melancholie.
Der Staat will eine Milliarde Euro in die SNCB investieren, so schließlich die Aufmachergeschichte von Le Soir. Die Regierung sieht darin offensichtlich auch eine Maßnahme zur Konjunkturbelebung. In seinem Leitartikel ruft das Blatt die Politik aber dazu auf, hier endlich einmal Nägel mit Köpfen zu machen. Dieses Land braucht endlich einen Mobilitätsplan, der diesen Namen verdient. Und ein ehrgeiziges Infrastrukturprogramm würde nicht nur der Wirtschaft einen heilsamen Impuls geben, sondern auch der Demokratie.
Roger Pint - Bild: Daniel Karmann/AFP