"Und zum Dritten", titelt La Dernière Heure. "Froome strahlt nach drittem Toursieg", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. "Froome außer Konkurrenz", schreibt Le Soir auf Seite eins.
Auf fast allen Titelseiten prangt heute das Foto von Christopher Froome. Der Brite hat gestern zum dritten Mal nach 2013 und 2015 die Tour de France gewonnen. "Und diesmal hat er auch die Herzen der Fans gewonnen", notiert De Standaard. "Wie viele Plüsch-Löwen wird Froome wohl noch einheimsen?", fragt sich derweil Het Nieuwsblad. Auf Seite eins von Het Belang van Limburg gibt Froome selbst die Antwort: "Ich will noch sechs Mal die Tour gewinnen."
Sein nächstes Ziel ist aber unmittelbarer: "Und jetzt olympisches Gold!", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Froome tritt nämlich auch bei den Olympischen Spielen in Rio an, die in zwei Wochen beginnen.
IOC kratzt an eigener Glaubwürdigkeit
Apropos: "Russland darf doch mitmachen", titelt De Standaard. Am Wochenende hat das Internationale Olympische Komitee beschlossen, nichts zu beschließen. Nach dem aufsehenerregenden Bericht der Weltantidopingagentur über Staatsdoping in Russland stand die Frage im Raum, ob nach den bereits gesperrten Leichtathleten nicht die gesamte die russische Mannschaft ausgeschlossen werden sollte. Das IOC reichte die heiße Kartoffel aber an die einzelnen Verbände weiter; das sind immerhin 28 an der Zahl. De Morgen spricht denn auch auf seiner Titelseite von einem "olympischen Chaos".
In ihrem Leitartikel übt die Zeitung harsche Kritik an der Entscheidung. Die Faktenlage war eindeutig. Demnach hat Russland sogar den Inlandsgeheimdienst eingeschaltet, um problematische Urinproben verschwinden zu lassen. Der russische Sport ist dermaßen krank, dass das auf die gesamte internationale Sportwelt abfärbt. Das IOC kratzt hier an der eigenen Glaubwürdigkeit.
Ab wann ist ein Amokläufer ein Terrorist?
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute mit dem Amokläufer von München, der am Freitagabend neun Menschen getötet hat. "Er bereitete das Blutbad ein Jahr lang vor, und das aus Rache", titelt Gazet van Antwerpen. "Neun Morde als Vergeltung für jahrelanges Mobbing", so auch die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Das GrenzEcho spricht von einer "lange geplanten Nachahmungstat". Der 18-jährige Deutsch-Iraner inspirierte sich offensichtlich an früheren Amokläufen und Massentötungen.
Ab wann ist ein Amoklauf ein Terroranschlag?, fragt sich L'Avenir in seinem Leitartikel. Hier sind die Grenzen häufig fließend. Einerseits weisen Terroristen häufig eine lange kriminelle Laufbahn vor und sind oft auch psychisch gestört. Auf der anderen Seite darf man auch behaupten, dass viele Massentötungen zumindest am Rande auch politisch motiviert sind. Die Täterprofile sind also zumindest ähnlich. Und doch sollte man nicht vorschnell das Wort "Terrorismus" in den Mund nehmen.
Der Täter von München war also kein Terrorist, stellt auch Het Belang van Limburg fest. Angesichts der Ereignisse vom letzten Freitag lässt das nur einen Schluss zu: Es bedarf also keiner Terroristen, um Terror zu erzeugen. Wie haben Angst. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, deutlich höher. Doch kann man dieses mulmige Gefühl, diese diffuse Angst vor einem Anschlag, nicht rational wegdiskutieren. Wir sollten uns an der deutschen Bundeskanzlerin ein Beispiel nehmen: Sie reagierte vergleichsweise spät; angesichts des konstanten Twitter-Gewitters kann ein kurzes Schweigen manchmal heilsam sein.
Regierung lobt sich selbst
Viele Leitartikler beschäftigen sich darüber hinaus mit dem Sonderministerrat vom vergangenen Samstag. Die Föderalregierung zog dabei eine Zwischenbilanz ihrer bisherigen Arbeit. Die fiel naturgemäß positiv aus. Viele Zeitungen trauen aber dem Braten nicht.
Auf den zweiten Blick sind die Wirtschafts- und Arbeitsmarktzahlen nämlich nicht mehr so rosig, glaubt etwa La Libre Belgique. Und auch die Liste der Prioritäten für das kommende Jahr hinterlässt mehr Fragen als Antworten. So soll auf Druck der N-VA die Körperschaftssteuer auf 34 Prozent gesenkt werden. Wie man das bezahlen will, das ist aber noch völlig unklar.
Hier wartet auf die Koalition wohl noch eine ganze Reihe von "Kabbel-Runden", orakelt Gazet van Antwerpen. Es ist offensichtlich, dass die N-VA zusätzliche Mittel über eine weitere Beschneidung der Sozialleistungen finden will. Die CD&V wird sich demgegenüber mehr denn je als das "soziale Gewissen" der Regierung profilieren wollen. Hinzu kommt: Die Regierung verspricht, in den nächsten zwei Jahren auch investieren zu wollen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Reformieren, sparen, zugleich investieren: Klingt wie die Quadratur des Kreises.
Le Soir vermisst bei all dem eine wirklich tiefgehende Strategie. Die Koalition legt zwar Wert auf die lange Liste der Reformen, die man in den letzten knapp zwei Jahren durchgezogen hat. Ein Gesamtkonzept ist hier aber immer noch nicht zu erkennen. Außerdem scheint Premier Michel inzwischen selbst festgestellt zu haben, dass viele Bürger den Eindruck haben, vergessen worden zu sein. Leider mag es so aussehen, als stehe Michel mit diesen sozialen Erwägungen ziemlich alleine da.
De Standaard sieht das ähnlich. Diese Koalition bezeichnet sich selbst als "Reform-Regierung". Doch da mangelt es gewaltig an Tiefgang. In Fragen wie der Energie- oder auch der Umweltpolitik vermisst man eine stimmige Zukunftsvision. Und vor allem: In dieser grenzenlosen, globalisierten Welt sehnen sich viele Bürger nach einer gewissen Geborgenheit. Das erklärt auch die zuweilen zu beobachtende "moralische Panik". Und der Regierung Michel gelingt es nicht, die Bürger mitzunehmen und ihnen damit einen Hauch von besagter Geborgenheit zu geben.
Roger Pint - Bild: Stephane Mantey/BELGA