"Die portugiesische Überraschung", titelt La Libre Belgique. "Die Portugiesen zerstören den französischen Traum vom EM-Titel", schreibt Het Nieuwsblad. "Wer braucht schon Ronaldo, um Europameister zu werden?", fragt De Morgen auf seiner Titelseite.
Alle Zeitungen bringen Fotos von jubelnden Portugiesen. Die Seleção hat sich gestern Abend im Finale der Fußball-Europameisterschaft gegen Gastgeber Frankreich durchgesetzt. 1:0 durch Éder nach Verlängerung lautete das Ergebnis nach einem Spiel, das Le Soir als "langweilig" bezeichnet und La Libre Belgique sogar als "enttäuschend". Ohnehin sehen die Blätter die portugiesische Leistung bei diesem Turnier kritisch: Der neue Europameister hat in sieben Spielen nur einen Sieg nach 90 Minuten errungen. Das Endspiel musste die Mannschaft größtenteils ohne Cristiano Ronaldo bestreiten. Der Kapitän fiel in der 25. Minute verletzungsbedingt aus.
L'Avenir richtet seinen Blick auf die enttäuschten Franzosen, die sich ohne den portugiesischen Superstar schon im Fußballhimmel sahen. Nach dem zerplatzten EM-Traum sind in unserem Nachbarland unzählige Tränen geflossen.
Ins EM-Finale hat es Belgien zwar nicht geschafft, trotzdem hatte das Land gestern allen Grund zu feiern, wie De Standaard und La Dernière Heure auf Seite eins berichten. Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Amsterdam hat die belgische 4x400 Meter-Staffel die Goldmedaille geholt. Die "Belgian Tornados" um die drei Borlée-Brüder und Julien Watrin haben sich damit eindrucksvoll für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro in Stellung gebracht.
Verbale Spuckattacke bringt Ministerpräsident in Teufels Küche
"Bourgeois' verbale Spuckattacke überschattet den flämischen Feiertag", titelt De Standaard. "Ganz Flandern sauer auf 'spuckenden' Ministerpräsidenten", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. "Bourgeois stößt Wallonen am flämischen Feiertag vor den Kopf", schreibt Het Nieuwsblad.
Nach seiner umstrittenen Wortwahl in einem flämischen Fernsehinterview ist der flämische Ministerpräsident Geert Bourgeois heftig unter Feuer geraten. Anlässlich des heute stattfindenden Tags der Flämischen Gemeinschaft forderte der N-VA-Politiker eine neue Staatsreform und deutlich mehr Zuständigkeiten für den Norden des Landes. Außerdem betonte er die Unterschiede zwischen Flandern und der Wallonie. Die Sprachengrenze sei inzwischen zu einer "Streikgrenze" geworden. Dann fügte er die Worte hinzu, die ihn in Teufels Küche gebracht haben: "Und darauf spucken die Flamen..."
Het Laatste Nieuws hält fest: Bis auf seine N-VA sind alle sauer auf Geert Bourgeois. Die Opposition wirft ihm vor, nicht mehr der Ministerpräsident aller Flamen zu sein. Er betreibe destruktiven, beleidigenden Nationalismus. Auch die Koalitionspartner von CD&V und OpenVLD gehen auf Distanz. Immer lauter werden die Vorwürfe, dass die N-VA aus dem 11. Juli ein nationalistisch-separatistisches Parteifest macht - und kein Fest mehr für alle Flamen, so Het Nieuwsblad.
Seit Jahren konsequent die Augen vor der Realität verschlossen
De Standaard meint: Auf diese Kontroverse hätten wir gut und gerne verzichten können. De Morgen geht noch weiter und wirft Ministerpräsident Bourgeois vor, sich durch seine Wortwahl in die Nähe politischer Hooligans wie Donald Trump, Geert Wilders und Nigel Farage gestellt zu haben. Und das sind Kreise, in denen unter "Spucken" nichts geht.
Het Belang van Limburg fragt sich, ob die Menschen in Flandern - vom verbalen Ausrutscher des Ministerpräsidenten mal ganz zu schweigen - Bourgeois inhaltlich überhaupt folgen. Trotz des Unmuts über "streikende Wallonen" haben die gewöhnlichen Flamen weiß Gott andere Sorgen als schon wieder eine Staatsreform, glaubt die Zeitung.
Het Nieuwsblad findet: Die N-VA sollte sich lieber richtig um die vielen Zuständigkeiten kümmern, die Flandern bereits hat, statt ständig neue zu fordern. "Was wir selbst machen, machen wir besser", lautete immer der Leitspruch der Flamen, wenn sie neue Kompetenzen haben wollten. Wie man aber an den Beispielen Kindergeld, Reform des Bildungswesens, Turteltaks und stockenden Bauprojekten sieht, läuft in flämischer Eigenverantwortung längst nicht alles rund.
Genauso sieht es Het Laatste Nieuws: Je mehr wir die Zuständigkeiten in Belgien zersplittern, desto komplizierter wird das Staatsgefüge – und für den Bürger immer teurer. Vor dieser Realität verschließen wir seit Jahren konsequent die Augen.
Von Stalkern und unfreiwilligen Campern
Wie Het Nieuwsblad berichtet, hat Nationaltrainer Marc Wilmots vor dem Viertelfinale gegen Wales eine Morddrohung per SMS erhalten. Den Roten Teufeln verschwieg er das, erstattete aber umgehend Anzeige. Die Polizei verfolgte die Nachricht aber nicht etwa zu einem frustrierten Fußballfan in Belgien zurück, sondern zu einer Stalkerin in den Niederlanden.
Kuriose Geschichte in Het Laatste Nieuws: Weil es zwar noch Flüge aber wegen des Touristenansturms kaum noch Hotelzimmer in Spanien gibt, erhalten belgische Neckermann-Kunden ab heute gratis ein Zelt zu ihrem Flugticket dazu. Statt Hotel ist dann also Camping angesagt.
Alain Kniebs - Bild: Franck Fife/AFP