"Amerikas Trauer", titelt De Standaard. "Der Rassenhass vergiftet immer noch die USA", schreibt Le Soir. "Polizei als Zielscheibe", hält Gazet van Antwerpen auf Seite eins fest.
Aus Wut über tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze in den Vereinigten Staaten hat ein Mann in Dallas fünf Polizisten erschossen. Der 25-jährige schwarze Amokschütze hatte während einer friedlichen Demonstration gegen Polizeigewalt in der texanischen Großstadt Dallas zugeschlagen. Der ehemalige Soldat wollte nach eigenen Angaben "weiße Polizisten" umbringen und war, nachdem er sich verschanzt hatte, von Sicherheitskräften getötet worden. US-Präsident Barack Obama zeigte sich tief bestürzt über die Bluttat, so etwas sei durch nichts zu rechtfertigen. Sowohl Hillary Clinton als auch Donald Trump haben ihren Präsidentschaftswahlkampf unterbrochen, bemerkt De Morgen.
Zur neuerlichen Gewaltwelle meint Het Belang van Limburg: Für manche in den USA scheint die Zeit der Abrechnung gekommen zu sein - Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Zeitung verurteilt alle Beteiligten. Sowohl den schwarzen Amokschützen von Dallas, als auch die weißen Polizisten in Louisiana und Minnesota, die diese Woche bei umstrittenen Einsätzen Afroamerikaner erschossen hatten. Was geht in den Köpfen von Beamten vor, die sich als Ankläger, Richter und Henker in einer Person aufspielen?
Le Soir fügt hinzu: Diese Polizisten verhängen und vollstrecken wegen einer Nichtigkeit ein Todesurteil, ohne dem Beschuldigten einen Prozess und eine Verteidigung zuzugestehen. Die Zeitung warnt außerdem: Nichts ist der Gerechtigkeit abträglicher als Selbstjustiz. Dallas anno 2016 erinnert uns an die fundamentalen Widersprüche Amerikas, in dem sowohl das Beste als auch das Schlimmste möglich ist. Ein Land, in dem Schwarze nach wie vor zu den Hauptopfern von Polizeigewalt gehören.
Wie bekommt man den Geist zurück in die Flasche?
De Morgen befürchtet, dass die Vorfälle Wasser auf die Mühlen des republikanischen Präsidentschaftsanwärters Donald Trump sind. Migration und wirtschaftlicher Abschwung haben große Teile der Bevölkerung anfällig gemacht für rassistische und xenophobe Parolen. Auch wir in Europa sollten uns schnellstens die Frage stellen, wie man diesen Geist wieder zurück in die Flasche bekommt.
Het Nieuwsblad beschwört den Geist von Martin Luther King und fordert einen gewaltlosen Protest, selbst gegen die schlimmsten Rassisten. Für Gazet van Antwerpen gibt es nur eine Lösung - und die heißt: weg mit den Waffen. Das sehen die meisten US-Amerikaner aber grundlegend anders. Das Recht zur Selbstverteidigung, selbst mit Waffengewalt, ist dort sogar in der Verfassung verankert. Trotzdem: Weniger Waffen bedeutet automatisch weniger Opfer, so einfach ist das. La Libre Belgique hält dem, trotz der so offensichtlichen Lösung durch strengere Waffengesetze, entgegen: Wir Belgier sind in einer denkbar schlechten Position, den Amerikanern Lehren zu erteilen. Wir haben Molenbeek und andere scheinbar unlösbare Probleme.
L'Avenir und Het Laatste Nieuws berichten über ein Drama, das sich am Freitag in der Nähe von Ciney abgespielt hat. Beim Überqueren von Gleisen sind zwei Leiter einer Jugendgruppe von einem Zug erfasst und getötet worden. Besonders tragisch: Die Bahn hatte erst vergangene Woche vor der tödlichen Gefahr von illegalen Gleisüberquerungen gewarnt.
Prévot, Calvo, Bourgeois
Im Gespräch mit Le Soir holt der wallonische Vize-Ministerpräsident Maxime Prévot von der CDH gegen seinen Koalitionspartner PS aus. Er sei die ständigen Angriffe der Sozialisten auf die Föderalregierung leid. Die Koalition in Namur sollte sich lieber mit sich selbst beschäftigen und handeln, anstatt immer nur über die föderale Ebene zu jammern. Außerdem kritisiert Prévot die Nähe zwischen PS, FGTB und PTB.
In La Libre Belgique erklärt der flämische Grünen-Politiker Kristof Calvo, dass der flämische Nationalismus bald ein bizarres, überholtes Relikt sein wird. Die Menschen haben die Nase voll, zwischen belgischer und flämischer Identität wählen zu müssen. Man könne problemlos beides zugleich sein.
Für den flämischen Ministerpräsidenten und N-VA-Politiker Geert Bourgeois ist der flämische Nationalismus dagegen noch lange nicht tot. Im Vorfeld des am Montag stattfindenden Feiertags der Flämischen Gemeinschaft erklärt er in Het Nieuwsblad: "Noch herrscht gemeinschaftspolitischer Stillstand, aber bei der nächsten Wahl werden wir unsere konföderalen Pläne im Galopp vorantreiben", so Bourgeois.
Anstoßen auf einen ganz besonderen Geburtstag
La Libre Belgique schließlich berichtet über zwei ganz spezielle Geburtstagskinder: Pieter und Paulus Langerock aus der Nähe von Gent feierten am Freitag Geburtstag. Das Besondere: Sie sind 103 Jahre alt geworden - und damit das älteste Zwillingsbrüderpaar der Welt. Die beiden erfreuen sich bester Gesundheit und stoßen darauf jeden Tag mit einem Glas Bordeaux an.
Alain Kniebs - Bild: Laura Buckman/AFP