"Frankreich steht in seinem Finale", titelt L'Avenir. "Portugal trifft im Endspiel auf Frankreich: Ronaldo gegen Griezmann", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. Viele Zeitungen berichten heute über den Finaleinzug der Bleus bei ihrer Heim-EM. Überragt wird dieses Ereignis aber durch eine andere sportliche Leistung eines belgischen Leichtathleten. "Zwei Jahre nach seiner Krebserkrankung wird Thomas Van der Plaetsen Europameister im Zehnkampf", schreiben La Dernière Heure und Het Belang van Limburg auf ihren Titelseiten. "Vom Krebspatienten zum Europameister", so auch die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen.
Vor zwei Jahren wurde bei Thomas Van der Plaetsen Hodenkrebs diagnostiziert. Beobachter wollten damals nicht ausschließen, dass damit die Karriere des heute 25-Jährigen beendet war; ganz abgesehen davon, dass der gebürtige Genter auch an der Krankheit hätte sterben können. Jetzt, zwei Jahre später, schafft er es "vom Krebspatienten zum besten Athleten Europas", wie es De Morgen formuliert. Het Laatste Nieuws bringt ein "biblisches" Wortspiel und spricht vom "unglaublichen Thomas". "Endlich hat er mal Glück gehabt", notiert Het Nieuwsblad. "Die Goldmedaille ist für alle, die im Moment gegen den Krebs kämpfen", meint Het Laatste Nieuws.
Nato-Gipfel: Geschlossenheit und Entschlossenheit
Politisch steht zunächst der zweitägige Nato-Gipfel im Fokus. In Warschau kommen heute und morgen die Staats- und Regierungschefs der 28 Mitgliedsstaaten der Nordatlantischen Verteidigungsallianz zusammen. Im Mittelpunkt wird dabei vor allem Russland stehen. "Die Nato lässt die Muskeln gegenüber Russland spielen", bemerkt L'Echo auf Seite eins. La Libre Belgique formuliert es etwas drastischer: "Die Nato demonstriert Einigkeit direkt vor der Nase von Wladimir Putin". Die Nato-Staaten dürften in Warschau vor allem neue Abschreckungsmaßnahmen und Aufrüstungspläne für Osteuropa beschließen. Das Bündnis reagiert damit auf die Politik Moskaus der letzten Jahre, insbesondere auf die Annektierung der ukrainischen Krim-Halbinsel im März 2014. Vorgesehen ist, dass die Nato ihre Militärpräsenz insbesondere in den drei baltischen Staaten erhöht.
Dass der Nato-Gipfel ausgerechnet in Warschau stattfindet, der Stadt, nach dem sich der Ostblock quasi benannt hatte, dürfte in Moskau als Provokation empfunden werden, bemerkt L'Echo in seinem Leitartikel. Mehr denn je muss die Allianz jedenfalls Geschlossenheit und Entschlossenheit demonstrieren. Man muss den Russen klarmachen, dass ein möglicher Angriff auf ein Mitgliedsland die Reaktion aller anderen zur Folge haben wird. Das allerdings schließt nicht aus, dass die Nato eigentlich ein Relikt der Vergangenheit ist. Im Moment liegt de facto alles auf den Schultern der Amerikaner. Es wird Zeit, dass die Europäer ihr Schicksal und auch ihre Verteidigung selbst in die Hand nehmen.
Zu wenig Geld: Belgische Armee muss sich Bomben leihen
Stellvertretend für die europäische Nonchalance steht wohl der Zustand der belgischen Streitkräfte. "Die belgische Armee ist so arm, dass sie sich ihre Bomben ausleihen muss", so die Aufmachergeschichte von Le Soir. Das Blatt bringt ein Interview mit dem Chef der Streitkräfte, General Gerard Van Caelenberge. Der übt scharfe Kritik an der Politik der Regierung. Allein in dieser Legislaturperiode mussten wir auf 1,5 Milliarden Euro verzichten, beklagt Van Caelenberge. Eben deswegen stammten viele Bomben, die über Syrien abgeworfen werden, aus den Beständen von Partnerländern. Man werde seine Schulden beizeiten zurückzahlen, verspricht der General, der in Kürze in den Ruhestand gehen wird.
Die Regierung hat ja gerade erst eine Aufstockung des Verteidigungshaushaltes versprochen. Im Moment stellen die Militärausgaben 0,85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts dar; unter den 28 Nato-Staaten belegt Belgien damit den vorletzten Platz. Bis 2030 soll der Verteidigungshaushalt auf 1,3 Prozent steigen.
"Ist das nun Augenwischerei oder ein Wunder?", fragt sich Le Soir in einem bissigen Leitartikel. Die "strategische Vision" für die Streitkräfte ist bis zum Beweis des Gegenteils eine PR-Operation. Das hat allenfalls den Wert einer Ankündigung durch einen Erzengel, nach dem Motto: "Schaut mal, was wir alles machen, wenn Belgien einmal schön und reich ist". Jetzt muss man nur noch die drei Könige finden, die das alles bezahlen.
"Straftäter sollen schneller des Landes verwiesen werden können", titeln Het Laatste Nieuws und De Morgen. Die Föderalregierung will straffällig gewordene Ausländer schneller in ihre Heimat zurückschicken. Das soll auch für die gelten, die in Belgien geboren sind oder die vor dem Alter von zwölf Jahren nach Belgien gekommen sind.
Spekulationssteuer: Dreifacher Schlag ins Wasser
"Die Spekulationssteuer funktioniert nicht", konstatiert derweil L'Avenir. Statt der erhofften 34 Millionen Euro dürften die Abgabe am Ende zwölf Millionen weniger in die Staatskasse spülen, glauben Experten.Es ist gleich ein dreifacher Schlag ins Wasser, urteilt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Abgesehen von dem finanziellen Fehlschlag musste erstmal die Brüsseler Börse darunter leiden. Es wurden schlicht und einfach weniger Wertpapiere gehandelt. Und unterm Strich hat die Maßnahme auch noch die Falschen getroffen. Bezahlt haben die Steuer letztlich nur kleine Anleger. Die dicken Fische haben ja die Möglichkeit, in andere Gewässer überzusiedeln. Gerade jetzt, in der Post-Brexit-Ära, könnte man auf eine solch ungeschickte und schlecht durchdachte Maßnahme gerne verzichten.
Roger Pint - Bild: Geoffroy Van der Hasselt/AFP