"Der fantastische Ausreißer-Coup von Greg Van Avermaet", titelt La Libre Belgique. "Ein Belgier im Gelben Trikot", freut sich Het Belang van Limburg. "Zum ersten Mal seit drei Jahren", fügt L'Avenir hinzu. "Belgischer Tag bei der Tour de France", so die Schlagzeile von L'Echo.
Der ostflämische Radrennfahrer Greg Van Avermaet hat gestern die fünfte Etappe der Tour de France dominiert. Er fuhr nicht nur als Erster im südfranzösischen Le Lioran ins Ziel, sondern hat zudem einen deutlichen Vorsprung auf seinen ebenfalls belgischen Verfolger und den Pulk eingefahren. Bereits zu Beginn der Etappe in Limoges fuhr Van Avermaet den anderen davon. Am Ende hatte er mehr als zweieinhalb Minuten Vorsprung auf Thomas De Gendt und über fünf Minuten auf das Hauptfeld. Mit diesem großzügigen Polster dürfte er das Gelbe Trikot noch einige Tage anbehalten, glaubt L'Echo.
Het Laatste Nieuws findet, dass Van Avermaet gestern die Sternstunde seines Lebens erlebt hat. "Vive le vélo", schreibt das Blatt. So viel Kampfgeist und Durchsetzungswillen hätte sich die Zeitung auch von den Roten Teufeln gewünscht. Genauso sieht es Het Nieuwsblad. Ausgerechnet an dem Tag, an dem Belgien das Halbfinale bei der Fußball-EM hätte bestreiten können, fährt Van Avermaet mit einem beeindruckenden Kraftakt den bislang wichtigsten Etappensieg seiner Karriere ein. Die Botschaft an die Roten Teufel lautet also: Da hätte man sich ruhig mal eine Scheibe von abschneiden können! Auch wenn Fahrer wie Froome oder Quintana bald das Ruder bei der Frankreichrundfahrt wieder übernehmen werden, der gestrige Tag gehörte ganz den Belgiern. Und darauf können wir stolz sein, meint Het Nieuwsblad.
La Dernière Heure fügt hinzu: Die Belgier haben gestern bei der Tour alles abgeräumt, was es abzuräumen gab – Etappensieg, Gelbes Trikot, Bergtrikot und sogar den Preis für den kämpferischsten Fahrer. Es war ein bisschen so, als wäre der belgische Nationalfeiertag auf den 6. Juli vorverlegt worden, jubelt die Zeitung.
"Blinder Kriegstreiber"
"Der vernichtende Bericht für Tony Blair", titelt La Libre Belgique. Gestern hat die britische Untersuchungskommission zum Irakkrieg ihren Abschlussbericht vorgelegt und darin festgehalten, dass Großbritannien 2003 voreilig in den Krieg gezogen ist. Als Hauptverantwortlichen benennt das Gremium den ehemaligen Premierminister Tony Blair, der blind an der Seite der Amerikaner in den Irak einmarschiert ist. Dazu meint De Morgen: Der unrechtmäßige Militäreinsatz hat eine blutige Kettenreaktion ausgelöst, deren Ende noch lange nicht in Sicht ist. Auch wenn es keine Entschuldigung für Terror geben darf, einen Großteil seiner Anziehungskraft zieht der Islamische Staat aus der furchtbaren Invasion des Iraks. Dort wurde der Keim für den antiwestlichen Hass in der arabischen Welt gesät. Wer weiß, ob ohne diesen Einmarsch Bomben in Paris, Brüssel oder Istanbul explodiert wären, fragt sich provokativ De Morgen. La Libre Belgique merkt an: Genau wie der ehemalige US-Präsident George W. Bush ist Tony Blair verantwortlich für das Krebsgeschwür, dessen Metastasen heute die ganze Welt verseuchen. Für De Standaard wird Blair als blinder Kriegstreiber in die Geschichtsbücher eingehen, der stur auf die britisch-amerikanische Partnerschaft setzte und die ernsten Bedenken von Franzosen, Deutschen und auch Belgiern vom Tisch fegte.
Klarere und schnellere Entscheidungswege bei Anschlägen
Le Soir hat einen ersten Blick in den Zwischenbericht der Experten zu den Brüsseler Anschlägen werfen können. Darin wird aufgelistet, was in den ersten Stunden nach den Explosionen schief gelaufen ist. Die Rettungskräfte haben hervorragende Arbeit geleistet, allerdings haperte es an der Kommunikation und der Koordination. Innenminister Jan Jambon hat im parlamentarischen Untersuchungsausschuss kürzere, klarere und schnellere Entscheidungswege versprochen. Die sind auch dringend notwendig, findet die Zeitung. Im Ernstfall muss der Föderalstaat die Zügel in die Hand nehmen. Es darf kein Kompetenzgerangel und auch kein Machtvakuum mehr geben. Die Befehlskette muss klar geregelt sein und die föderale Ebene muss die Leitung übernehmen. Niemand kann zwar mit Sicherheit behaupten, dass die Opferzahl dann geringer ausgefallen wäre. Aber der Zweifel an der damaligen Vorgehensweise ist leider da, so Le Soir.
Angst vor dem Dominoeffekt
La Libre Belgique und De Morgen berichten von der Angst vor einer neuen Bankenkrise. Die Panik an den Börsen wegen der Entscheidung der Briten, die Europäische Union verlassen zu wollen, und die Sorge um die italienischen Banken verursachen seit Tagen extreme Nervosität an den Märkten. Die angeschlagenen Finanzhäuser Italiens sowie die unvorhersehbaren Folgen des Brexits schüren die Angst vor einem Dominoeffekt, der den Konjunkturmotor abwürgen und die Banken in ganz Europa kollabieren lassen könnte.
AKn - Bild: Bild: David Stockman/AFP