"Aufhören oder weitermachen?", fragt sich La Dernière Heure auf Seite eins. "Wilmots hat keine Wahl, er muss gehen", fordert L'Avenir. "Wilmots steht unter Dauerfeuer", titelt das GrenzEcho.
Viele Zeitungen blicken am Montag noch einmal zurück auf das EM-Aus der Roten Teufel nach dem verlorenen Spiel gegen Wales am vergangenen Freitag. Einige Blätter schauen hinter die Kulisse. Le Soir etwa hat recherchiert, "wie es zu der Niederlage gekommen ist". Das Blatt spricht von "Kabinen-Intrigen", die einen erheblichen Einfluss auf das Scheitern gehabt haben sollen.
Nach dem Spiel soll es jedenfalls zu einem Clash zwischen Torwart Thibaut Courtois und Nationaltrainer Marc Wilmots gekommen sein. Courtois soll Wilmots vor der Mannschaft scharf kritisiert haben. Daraufhin sei sogar der verletzte Kapitän Vincent Kompany in die Kabine gekommen. "Kompany hat den Spielern verboten, öffentlich Kritik an Wilmots zu üben", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Wilmots auf dem Schleudersitz
"So groß war das Chaos in der Kabine", rekonstruiert auch Het Laatste Nieuws die Ereignisse. Unter anderem hat das Blatt recherchiert, dass die Spieler sich ein ums andere Mal über die Anweisungen des Trainers hinweg gesetzt haben. Wilmots aber habe meist tatenlos zugesehen. Längst stand der Trainer ja schon wegen seiner angeblichen taktischen Mängel am Pranger. Der Fußballbund hat dennoch verlauten lassen, dass man jetzt erstmal abwarten will. Het Laatste Nieuws und Het Belang van Limburg sind sich aber sicher: "Die Union Belge arbeitet unter Hochdruck am Rausschmiss des Nationaltrainers".
La Dernière Heure hat ihre Leser befragt. Resultat: Dreiviertel wollen, dass Marc Wilmots geht. Da gibt es aber noch ein nicht unwesentliches Problem: Wilmots steht eine hohe Abfindung zu: eine Million Euro. Das Fazit von De Standaard lautet denn auch: "Auf der Suche nach einer preisgünstigen Hintertür für Marc Wilmots".
"Nicht alles falsch gemacht"
"Danke und auf Wiedersehen", meint L'Avenir in seinem Leitartikel. Auf der einen Seite muss jeder zugeben: Marc Wilmots hat nicht alles falsch gemacht. Die Qualifikationsrunde für die WM und auch das Erreichen des Viertelfinales in Brasilien waren ein Riesenerfolg. Da war es doch klar, dass man auch mit Blick auf die EM an Wilmots festhielt. Jetzt allerdings ist deutlich geworden, dass er seine Grenzen erreicht hat.
Das GrenzEcho sieht das ähnlich. Die Bilanz von Marc Wilmots liest sich nicht nur aus sportlicher Sicht gut. Daneben hat er auch die Professionalisierung des Verbands vorangetrieben und obendrauf den Graben zwischen Flamen und Wallonen zugeschüttet. Allerdings: Die Mannschaft hat sich in den letzten Jahren nicht mehr weiterentwickelt. Deshalb ist es für ihn wohl an der Zeit, zu gehen. Dass einige Nationalspieler jetzt in den Medien Kritik an Wilmots üben, zeugt allerdings nicht unbedingt von Größe.
La Dernière Heure indes schaut schon resolut nach vorn. Mit Blick auf die WM 2018 brauchen wir jetzt schnell einen neuen Nationaltrainer. Und wir kennen auch einen, der die Fähigkeit hat, diese Mannschaft auf Linie zu trimmen und voranzutreiben. Dieser Mann ist Belgier, 57 Jahre alt und hört auf den Namen Michel Preud'homme.
Brexit spaltet Europa
Der Umgang mit dem Brexit spaltet die EU", so derweil die Aufmachergeschichte von De Standaard. In einem Zeitungsinterview erteilte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble einer Vertiefung der Euro-Zone eine Absage. Damit stellt er sich gegen die Meinung der Franzosen, Italiener und Belgier.
Außerdem wächst der Druck auf EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. In einer britischen Zeitung übt ein nicht genannter deutscher Minister scharfe Kritik an dem Luxemburger. Juncker habe in den letzten Tagen nicht immer die richtigen Worte gefunden. Der Druck auf ihn werde in den nächsten Tagen wohl noch weiter steigen.
30-Stunden-Woche?
"Reform des Arbeitsmarktes: Der Ideenkessel brodelt", konstatiert Le Soir auf Seite eins. Seit einigen Monaten schon lancieren Oppositionsparteien und Gewerkschaften ihre Vorschläge, die insbesondere auf eine Verringerung der Arbeitszeit hinauslaufen. Die einen plädieren für die Einführung der 35-Stunden-Woche, andere wollen die Wochenarbeitszeit gar auf 30 Stunden absenken. "Weniger arbeiten fürs gleiche Geld", so lautet die Parole. Man beruft sich da unter anderem auf das französische Beispiel. Die Einführung der 35-Stunden-Woche hatte im südlichen Nachbarland die Schaffung von 350.000 Arbeitsplätzen zur Folge.
Es ist gut, dass sich die Parteien und die Sozialpartner Gedanken über die Zukunft unseres Sozialsystems machen, glaubt Le Soir in seinem Leitartikel. Das Problem ist allerdings, dass das viel zu lange dauert. Hinzu kommt, dass eine solche Debatte öffentlich geführt werden müsste. Wenn man die Bürger mit der Politik versöhnen will, dann muss man sie in solche Diskussionen miteinbeziehen.
Aufsehenerregende Schlagzeile auf Seite eins von La Libre Belgique: "Eine mögliche Fusion zwischen der CDH, Défi und Ecolo steht wieder im Raum". Die drei kleineren politischen Parteien im frankophonen Spektrum sind es leid, dass sich die politische Auseinandersetzung im Wesentlichen auf den Clash zwischen den beiden großen, PS und MR, reduziert. Einige plädieren also dafür, dass die Orangen, Grünen und Violetten ihre Kräfte bündeln. Die Idee stößt auch bei namhaften Mitgliedern der drei Parteien auf wohlwollendes Interesse.
"Das ist Rock'n'Roll"
Einige Zeitungen ziehen schließlich eine Bilanz des Rockfestivals von Werchter am vergangenen Wochenende. "Es war die schwierigste Auflage aller Zeiten", glaubt Gazet van Antwerpen. Tatsächlich ist das Festival - trotz aller Gegenmaßnahmen - doch ziemlich abgesoffen. Laut Het Nieuwsblad laufen die Veranstalter sogar Gefahr, in diesem Jahr rote Zahlen zu schreiben.
"Diesmal ist wirklich alles schief gegangen", sagt einer der Verantwortlichen. Werchter war jedenfalls eine totale Schlammschlacht. "Aber", so schreibt De Morgen: "Auch das ist Rock'n'Roll!".
Roger Pint - Bild: Bruno Fahy/BELGA