Entrüstung und Kritik an der israelischen Militäraktion gegen Schiffe mit humanitärer Hilfe für den Gaza-Streifen finden sich heute in den Kommentaren der meisten Tageszeitungen.
De Tijd führt aus: Israel kaperte die Schiffe in internationalen Gewässern vor der Küste des blockierten Gaza-Streifens. Damit verstieß das Land gegen alle internationalen Bestimmungen. Aber vielleicht hat Israel sich selbst am meisten geschadet. Ein Minister gab bereits zu, dass der Militäreinsatz anders verlief als geplant. Doch er bezeichnete den Konvoi als unentschuldbare Provokation. Solange Israel nicht aus seinen Fehlern lernt, bleibt eine Lösung für den Konflikt im mittleren Osten unmöglich.
Het Belang van Limburg behauptet: Israel hat sich mit seinem blutigen Piratenakt im Mittelmeer selbst gewaltigen Schaden zugefügt. Der Zwischenfall bringt den Kern des Problems noch einmal auf den Tisch. Die westlichen Regierungen hatten die Palästinenser gezwungen, demokratische Wahlen zu organisieren. Doch die Resultate erfüllten nicht die westlichen Erwartungen. Die Aktivisten der Hamas waren die Sieger. Daraufhin beschlossen die westlichen Regierungen scheinheilig, die Wahlergebnisse zu übersehen und die Palästinenser zu bestrafen. Sie schauen zu, wie Israel im Gaza-Streifen eine humanitäre Katastrophe anrichtet.
Gewalt kommt nicht nur von einer Seite
La Libre Belgique meint: Die Anwendung des humanitären Rechts steht im Mittelpunkt der Debatte. Der humanitäre Handlungsbedarf erfordert eine Erleichterung des Zugangs zur Bevölkerung in Gaza. Es wird in dieser Region keinen Frieden geben, solange nicht auch die Sicherheit der Israelis garantiert ist. Wenn die internationale Gemeinschaft den Nahen Osten befrieden will, darf sie nicht übersehen, dass die tägliche Gewalt nicht nur aus einer Ecke kommt.
De Standaard fügt hinzu: Israel hat das Recht, sich gegen Hamas zu verteidigen, aber nicht, die anderthalb Millionen Einwohner des Gaza-Streifens zur Armut zu verurteilen. Entrüstung zeigen ist zu einfach. Man muss Druck auf Israel ausüben, damit es die Blockade des Gaza-Streifens für humanitäre Hilfe öffnet. Wenn eine Untersuchung der Vereinten Nationen zu dem Schluss kommen sollte, dass die israelische Armee übertriebene Gewalt gebraucht hat, wird das niemanden überraschen. Doch diesmal muss das Folgen haben.
De Morgen findet: Israel ist zu weit gegangen. Das beweist auch die überwältigende internationale Kritik, die nicht nur aus arabischen Ländern kommt. Aussichtslose und übertriebene Gewalt führt nicht zu Lösungen, sondern nur zu einer weiteren Verschärfung des Konflikts und zu einer diplomatischen Isolierung. Das einzige Muslim-Land, das eine Vermittlerrolle spielen konnte, nämlich die Türkei, ist jetzt nicht mehr dazu bereit. In einer solchen Situation muss man zuerst seinen Fehler zugeben, um den Schaden einzudämmen. Doch das ist schon zu viel von dieser Generation israelischer Politiker verlangt.
Le Soir stellt fest: die Welt ist nicht gegen Israel, wie einige behaupten, sondern gegen die Ungerechtigkeit. Doch sie schreitet nicht ein.
Marianne Thyssen Premierminister-Kandidatin
Die CD&V-Vorsitzende Marianne Thyssen hat gestern angekündigt, dass sie für das Amt des Premierministers kandidiert.
Het Nieuwsblad kommentiert: Thyssen hat es in diesem Wahlkampf nicht einfach, weil sie sich zwischen zwei Stühle gesetzt hat. Sie will niemanden vor den Kopf stoßen, um nach den Wahlen mit allen verhandeln zu können. Das Resultat ist Farblosigkeit. In ihrer eigenen Umgebung wird nicht mehr ausgeschlossen, dass Yves Leterme wieder den Ehrgeiz besitzt, das Amt zu bekleiden, wenn er ein gutes Wahlresultat erzielt. Marianne Thyssen hat noch niemanden überzeugt, dass sie die echte Anführerin der CD&V ist.
Het Laatste Nieuws schreibt: Ob nun Elio Di Rupo oder mit Marianne Thyssen zum ersten Mal eine Frau Premierminister wird, liegt daran, wer eine stabile Mehrheit bilden kann, um Lösungen für die Herausforderungen zu finden, vor denen das Land steht. Di Rupo und Thyssen haben das gleiche Profil. Sie sind sachlich und umsichtig, weil sie wissen, was sie erwartet.
Bild: epa
Die Presseschau erscheint immer später .....
vielleicht wird's ein Jahresrückblick