Den Vogel schoss der Brüsseler Bürgermeister Mayeur ab: Flamenbashing. Billiges Polittheater. Wo war Di Rupo, um ihn zur Ordnung zu rufen? Vielleicht hatte er sogar recht, aber war das der Ort? War das der Zeitpunkt? Belgien leckt seine Wunden, und Herr Mayeur begleicht seine Rechnung mit Herrn de Wever.
Zudem ziemlich daneben, weil unter den militanten Fußballfans nicht nur solche aus Antwerpen waren, sondern auch aus Lüttich. Auch kamen sie nicht als Hooligans, denn sie hatten demonstrativ ihre Clubfarben abgelegt, und ihre - zumindest offiziellen - Losungen richteten sich weder gegen Moslems noch gegen den Islam. Sondern gegen den IS.
Naiv? Vielleicht. Aber für Mayeur wäre es eine Gelegenheit gewesen, Belgien nicht als gespalten und verteilt der Welt zu präsentieren. Zumindest nicht an diesem Tag. Er hätte sie ja nicht gleich begrüßen müssen vor der Börse, aber schlimmer als sein peinlicher Auftritt bei France Inter in Paris wäre das auch nicht gewesen.
Denn jetzt gibt es eine zweite Front: neben der der IS-Sympathisanten auch die der Rechtsradikalen. Diese werden recht schnell Zulauf erhalten, können sie sich doch als Opfer präsentieren. Als solche sehen sich bereits viele der angreifbaren und gefährdeten moslemischen Jugendlichen in den Vorstädten des Landes und anderswo. Weil sie sich in Belgien benachteiligt fühlen - zu Recht oder zu Unrecht - und weil die Werber in Syrien und anderswo sie jetzt ansimsen können, wie in dieser Woche geschehen.
Die Werber haben leichtes Spiel, weil sie auf die Bomben verweisen können, die ihren Staat in Syrien und im Irak treffen. Erst ein französischsprachiger, dann ein niederländischsprachiger - mit Sicherheit kein Zufall - belgischer Djihadist und islamischer Legionär verdeutlichen es ausdrücklich im Netz. Auch kein Zufall.
Der Sieg vor Palmyra - aus djihadistischer Sicht: der Fall von Palmyra - in dieser Woche ist somit nicht nur eine gute Nachricht. Denn er dürfte den Status quo der halbherzigen Bekämpfung des IS nur verlängern. Die alleinige Bekämpfung des IS aus der Luft droht die Verlagerung auf europäische Ziele dadurch zu verschärfen.
Wehren sich unsere Länder? Bisher ist ein konsequenter Austausch von Daten nicht viel mehr als ein Lippenbekenntnis. Und die auslaufende Woche zeigte überdeutlich dessen Schwächen. Aber wollen wir den ernsthaften Einblick wirklich? Haben wir nicht eine neue Dreifaltigkeit geschaffen - Google, Microsoft, und Apple? Und beten wir sie nicht an?
Der in dieser Woche - noch nicht ganz - ausgefochtene Kampf zwischen den beiden Datenkraken Apple und FBI, über den Zugang zu dem Terroristensmartphone in den USA, zeigt es auf.
Dumm nur, dass ausgerechnet die Djihadisten auf dieser Klaviatur sehr gut zu spielen wissen.
Frederik Schunck
..sehr guter Kommentar...nicht Wunden lecken...sondern Finger in die Wunde legen...das ist ihnen gelungen!
Unverbesserliche belgische Politik? Solche Kommentare, bilden Meinung, sind Meinung des Volkes. Gut so!
Nur, weiviel scheren sich die Politiker (nicht alle) darum? Bleiben sie (Journalisten) am Ball. Machen sie eine Lawine aus dem Ball, denn dann bleibt die Hoffnung, dass die Politik des Volkes Stimme wird!