Seit sich die DG etabliert hatte, sonnt sie sich, mit Recht, im Licht einer belgisch-deutschen Brückenfunktion. Das war zu Beginn der 1970er Jahre, zu Beginn der Autonomie, nicht ohne Krampf. Die Verunsicherungen, die Zwischenkriegszeit, Krieg und unmittelbare Nachkriegszeit geschaffen hatten, waren in den Köpfen. Kein Wunder, dass der Blick von Eupen "nach drüben", wie es damals hieß, nicht mit der gleichen Unbefangenheit erfolgte wie heute. In den frühen Jahren der Autonomie brauchte es starker Gesten und Bilder, etwa, als der Eupener Arzt mit Eifeler Wurzeln Norbert Scholzen dem deutschen Rettungshubschrauber aus Würselen entstieg, als unerschrockener Pionier.
Es hatte so gut begonnen zwischen Belgiern und Deutschen im 19. Jahrhundert. Deutsche Revolutionäre blickten 1848 aus ihren feudal regierten Fürstentümern bewundernd auf Belgien und auf seine Bürgerrechte. Nicht wenige kamen als Dozenten nach Belgien oder baten um Asyl, denn Bismarck durchkreuzte ihre Pläne. Statt Bürgerrechte erhielten sie Beamte und Militärs. Ein Militarismus, der dann in den Ersten Weltkrieg mündete. Deutsche Soldaten plündern und morden, vorbei ist es mit der gegenseitigen Liebe. Dabei waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor dem Einmarsch in Belgien, die Beziehungen zu Deutschland harmonischer gewesen als zu Frankreich oder Großbritannien. Hass tritt an die Stelle.
Wie konnte es dann zu der Annäherung nach dem Zweiten Weltkrieg kommen? Die Frage stellen, ob aus eigenem Brüsseler Antrieb, ist müßig, denn der "Kalte Krieg" hat bereits die Regie übernommen. Washington will Deutschland in der Nato, und das kleine Belgien, mit Paul-Henri Spaak als Architekt und ausgewiesenem Atlantiker, ist eindeutig atlantisch (sprich: pro-amerikanisch). So sehr, dass es selbst belgische Soldaten für den Krieg der Amerikaner in Korea stellt. Vor dem Hintergrund muss es nicht verwundern, dass Belgien eins der ersten Länder ist, das die aus der Taufe gehobene Bonner Bundesrepublik ganz im Sinne Washingtons anerkennt.
Und hier? Bis Mitte der 50er ist die deutsch-belgische Grenze noch geschlossen und schwer bewacht. Erst danach wird intensiv und erfolgreich verhandelt über eine definitive Grenzziehung und über andere Fragen. Die Montanunion von Kohle und Stahl und die EWG läuten eine neue Epoche ein, Willy Brandt kniet in Warschau, damals noch hinter dem Eisernen Vorhang. Giscard und Schmidt telefonieren und lassen sich dabei filmen. Belgien hat inzwischen andere, interne Sorgen, nicht nur die Sprachenfrage.
Als nun im neuen Belgien Eupen erste Kontakte mit Deutschland knüpft über den Weg der Euregio, sind die Akteure in Eupen und in Brüssel somit bereits im Gleichklang, jeder auf seine Weise. Mit der Brückenfunktion geht Eupen somit keinen Sonderweg. Und jetzt beim Staatsbesuch platzierten König, Präsident und Gastgeber diesen Besuch in den Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Das war nicht nur diplomatisch, sondern auch elegant.
Frederik Schunck
Es wäre wünschenswert wenn Belgien mit Nordrhein-Westfalen jährliche Regierungskonsultationen abhält um so die Freundschaft der beiden Länder zu stärken. Vielleicht in Zukunft eine engere Zusammenarbeit in jeglichen gesellschaftlichen Bereichen und Politik.
Was haltet ihr davon??
Nach reiflichem Überlegen, meine Antwort: "warum nicht" ABER verbunden mit gegenseitigem Respekt und KEINEN Alleingang à la Merkel in gewissen Entscheidungen
Die Provinzwahlen in Deutschland sollten genug Beweiskraft liefern, dass das Deutsche Volk die in ganz Europa völlig islolierte Merkel am gerade abwählen ist.