"Es gilt, Energien zu bündeln. Shopping Center, Stadt und örtlicher Mittelstand müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam die Stadt Eupen vermarkten" - das sagte vor 15 Jahren Karin Bruls, die damals neue Managerin des ATC in Eupen. 1,3 Milliarden belgische Franken wurden in das Projekt investiert. Das ATC, ein Magnet, der Kaufkraft im belgisch-deutschen Regionalmarkt unwiderstehlich anzieht, hieß es damals. Der Rest der Geschichte ist bekannt.
Also doch eine Nummer zu groß für Eupen. Also doch nicht die Massen, die aus Aachen und der ganzen Euregio nach Eupen strömten. Damit wird sich Eupen wohl abfinden müssen. Eupen ist eben nicht die große Einkaufs- und Geschäftsstadt. Dass die Leerstände im Eupen Plaza aber bei Untersuchungen und Statistiken immer wieder mit berücksichtigt werden, wenn es darum geht, die Vitalität der Geschäftswelt zu ermitteln, ist den Stadtvätern und dem Rat für Stadtmarketing ein Dorn im Auge. Denn mit den Leerständen im Plaza komme die Stadt auf 20 Prozent Leerstände, sagte Alain Brock vom Rat für Stadtmarketing (RSM) diese Woche, ohne das Plaza jedoch auf 12 Prozent.
Wenn der Eupener Schöffe Arthur Genten dann noch hinzufügt, dass trotz Neueröffnungen weitere Leerstände zu befürchten sind, kann man die Schlussfolgerungen der Universität Lüttich über die mangelnde Vitalität der Stadt irgendwie nachvollziehen.
Zahlen sind aber mit Vorsicht zu genießen und lassen sich je nach Standpunkt sehr unterschiedlich interpretieren. 68 Gemeinden wurden in Augenschein genommen, Eupen landete auf Platz 63, St. Vith auf Platz eins. Aus Sicht der Uni Lüttich liegen die Gründe auf der Hand: St. Vith ist konkurrenzlos, Eupen nicht. Und: Eupen leidet an einem Überangebot von Geschäften und Einkaufszentren am Stadtrand. St. Vith nicht.
Doch lassen sich St. Vith und Eupen einfach so vergleichen? In dem Ranking landet zum Beispiel Lüttich auf Platz 25, Welkenraedt auf Platz 26. Was haben eine Großtadt wie Lüttich und eine kleine Gemeinde wie Welkenraedt gemeinsam? Und: wie lange hält das Argument der starken euregionalen Konkurrenz aus Aachen und Maastricht, mit der Eupen zu kämpfen hat, wenn im Ranking eine Stadt wie Visé Platz drei einnimmt, obwohl es nur wenige Kilometer von Maastricht entfernt liegt?
Eupen hat schon seit langem ein Problem. Unabhängig von Rankings und Untersuchungen. Hier wird mehr geredet als getan. Und das schon seit Jahren. "Wir müssen an einem Strang ziehen, die Kräfte bündeln, wir werden uns zusammensetzen, es wird etwas geschehen, wir werden erste Schritte mit den Geschäftsleuten besprechen", sagte Schöffe Arthur Genten. Es würden verstärkt Aktionen durchgeführt, man werde Eupen bewerben, damit es wieder als Einzelhandelszentrum bekannt werde, so der Schöffe.
Doch solange individuelle Interessen, mangelnde Solidarität innerhalb der Geschäftswelt und politische Konzeptlosigkeit der so ersehnten Vitalität einen Strich durch die Rechnung machen, wird sich auch der beste Ideengeber immer im Kreis drehen.
Hinzu kommt, dass die Arbeiten in der Eupener Innenstadt der Geschäftswelt sehr geschadet haben - nachhaltig. Denn besonders durch die fast unerträgliche Dauer der Arbeiten haben viele Kunden die Geduld verloren, ihr Kaufverhalten geändert und neue Gewohnheiten entwickelt. Gewohnheiten, die sich jetzt schlecht ändern lassen. Die CSP-Mehrheit hat dies bei den letzten Kommunalwahlen zu spüren bekommen. Die Wähler haben ihr damals unter anderem wegen der endlosen Arbeiten einen Denkzettel verpasst.
Und die neue Mehrheit, die mit Altlasten argumentierte, musste sich bei der Volksbefragung zur Mobilität gefallen lassen, dass den ursprünglichen Plänen für eine Sperrung der Kirchstraße und einer Fußgängerzone eine klare Absage erteilt wurde. Das hatte die Geschäftswelt ja auch im Oktober 2013 bei einer Protestaktion vor dem Rathaus deutlich gemacht.
"Wir hinken St. Vith hinterher" so der Tenor des Rates für Stadtmarketing. Offenbar hat St. Vith die Erfolgsformel gefunden. Vielleicht wäre es gut, wenn die Eupener einmal eine Fahrt übers Venn auf sich nähmen...
Chantal Delhez - Bild: Achim Nelles/BRF