Die beiden jungen Leute, die den Abend orchestrierten, hatten zweifelsohne Talent, was die Schlussfolgerung nahelegt, dass der schulische Input nicht so schlecht gewesen sein kann. Dann ist die Frage naheliegend, weshalb die angehenden Jungpolitiker ihre Altersgenossen in dem Videofilmchen so befremdend aussehen ließen, drängte sich beim Betrachter doch der Eindruck auf, sie würden sich wundern, dass die Schule Lehrstoff vermittle, statt das Rüstzeug, eine Überweisung zu tätigen oder eine Steuererklärung auszufüllen.
Der Gast aus Hessen, Hochschullehrer und Minister, stellte dann auch gleich klar, dass vor dem Ausfüllen der Steuererklärung erst mal ein erfolgreicher Einstieg ins Berufsleben steht. Der Ton war damit gesetzt. Gehen wir einmal nicht davon aus, dass die Altersgenossen im Video gezielt für die reißerische Wirkung eingesetzt worden sind.
Erschreckend waren die lässigen Aussagen, nicht aufgeklärt worden zu sein, wen sie wählen sollen. Nun, um sich über Funk, Fernsehen, Presse oder Tablet zu informieren, frei, riskieren Jugendliche anderswo Leib und Leben. Wirklich so abwegig, sich als Oberschüler auf dem Laufenden zu halten? Und Lehrern zu unterstellen, dafür nicht das Basiswissen zu vermitteln, dürfte einfach unanständig sein.
Aber, der Rahmen war ja auch der einer Jung-Formation in einer Partei, die im Verjüngungszwang ist und am rudern, verlorene Bedeutung wieder zu erlangen.
Zu hoffen ist, das die Führung in Peking das Video nicht zu sehen kriegt, sie würde sich ins Fäustchen lachen. Und alle die, die in den Startblöcken stehen, die öffentliche Schule zu übernehmen, wenn der Lerneifer der Schüler nicht mehr überzeugt. Bei steigenden Finanzzwängen und steigenden Anforderungen der Wirtschaft werden Multis schon ihre Chance wittern, Wissen in öffentlich-privater Partnerschaft, oder auf rein privater Ebene anzubieten, und dann war's das mit dem freien Zugang zur Bildung.
So tauschte man sich dann höflich aus, wie Bürgerkunde am besten zu verankern ist, in zwei Fächern wie in Hessen, oder fächerübergreifend wie in der DG. Beide Minister überzeugten.
Wobei letztlich die Frage spannend ist, ob die Impulse beider Formeln bei den Heranwachsenden ankommen - in Hessen, wenn das Ethos des Bürgerkunde-Lehrers so hoch ist, dass er die Schüler nicht in seinem Sinne beeinflusst, und in der DG, wenn sich die Fachlehrer im Idealfall untereinander abstimmen, um die gesellschaftlichen Themen abzudecken.
Und in dieser Kernfrage sollte man vielleicht einmal ganz radikal denken, und wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neurologie Beachtung schenken: wie sich das Gehirn von Teenagern vernetzt, bei Mädchen zudem früher als bei Jungen, und wie der Schlafrythmus von Teenagern die Aufnahmebereitschaft beeinflusst.
Oder einfach mal die Frage stellen, ob es sinnvoller ist, einen Unterricht in 50-Minuten-Einheiten oder in fächerübergreifenden Modulen zu vermitteln.
Und am Ende, Neurologie hin, und Rahmenpläne her, am Ende wird's so sein wie seit Karl dem Großen, von dem es heißt, dass er die Schule eingeführt hat: Es wird sehr gute, gute und weniger gute Lehrer geben, und sehr gute, gute, und weniger gute Schüler geben. Und noch immer werden vor dem Erfolg Eifer und Leistungsbereitschaft stehen.
Frederik Schunck - Foto: Achim Nelles/BRF
Also Herr Schunk, wenn Fortschritt nicht das Ihre ist, warum fordern Sie nicht sofort die Schlagstöcke zurück in den Unterricht?
Was die Chinesen angeht: sollen sie lachen. Ich bin froh nicht in China zu sein. Dort würden junge Menschen, die sich trauen eine Diskussion zu fordern, wie die der Jungen Mitte das tun verfolgt, eingesperrt, gefoltert oder gar hingerichtet.
Was schade ist, dass Sie, werter Herr Schunk, offensichtlich in der Schule nicht gelernt haben, dass die journalistische Deontologie nach einer neutralen Berichterstattung verlangt. Das wäre zum Beispiel ein Punkt, den man in den Unterricht einbauen könnte...
Tja Herr Michels, ein klassisches Eigentor.
Denn wer in der Schule aufgepasst hat, ist tatsächlich klar im Vorteil. Es handelt sich hier um einen Kommentar und eben nicht um eine "neutrale Berichterstattung", die es ohnehin nicht gibt.
Deontologisch korrekt ist es, wenn ein Journalist seine Meinung äußert, insofern der Hörer oder Leser dies auch erkennen kann.
"Was wollen wir ? - Ein Kommentar". Wo liegt das Problem ?
Karl Michels, habe mir erst Ihren Kommentar gelesen, dann die Ihrerseits kritisierte "nicht-neutrale Berichterstattung." Wo finden Sie, die "journalistische Deontologie" beeinträchtigt? Ich sehe keinen Grund, diese zu kritisieren! Eventuell könnte man anbringen wie sinnvoll es ist (oder nicht..;") als nicht neutral zu sehen, ich allerdings finde diesen Hinweis nicht so schlimm
Dieser Kommentar spiegelt hauptsächlich die Meinung des Sprechers und nicht den rundum gelungenen und sehr vielfältig angelegten Diskussions-Abend der Jungen Mitte wieder, die es geschafft hat 3 Minister und Vertreter der Schule, der Eltern und der Schüler zu Wort kommen zu lassen.
Ich finde den Kommentar von Frederik Schunck sehr treffend. Ich bin mit ihm auf einer Wellenlänge.
Was soll man auch von einer Partei erwarten, die sich mit einem großen "C" brüstet... irgendwo knapp nach der Aufklärung stehen geblieben und ideologisch gerne nostalgisch ob des schönen dunklen Mittelalters. Der für manche (Leicht)gläubige wohltuende Aspekt der Sache und die konkrete menschliche Hilfe der Einrichtung, deren politischer Ableger die CSP ist, lassen sich nicht leugnen, aber es bleibt zu hoffen, dass auch die jungen Christen irgendwann ihren imaginären Freund nebst selbsternanntem weltlichen Anhängsel nicht mehr nötig haben und eine fortschrittlich-zukunftsorientierte Debatte führen.
Nicht verzagen Jungs (und Mädels)!! Der Herr Hezel hat bekanntlich eine "C-Allergie"...
"Bedeutende Geister diskutieren Ideen, mittelmäßige erörtern Ereignisse, Kleingeister reden über andere Leute." (E. Roosevelt)