Ein großes deutsches Fest in Brüssel zu einem großen Anlass: dem 25. Jahrestag der deutschen Einheit. Eine mutige Idee und ein gewichtiges Risiko zugleich. Auf den ersten Blick ein Unterfangen, das nicht auf deutsche Zurückhaltung schließen lässt. Um es vorwegzunehmen: Die Inszenierung vor multikulturellem, überwiegend jungem Publikum, überraschte positiv. Keine Spur von nationaler Überheblichkeit oder Arroganz.
Im Gegenteil: Es war eine durch und durch europäische Schau. Da störte es auch nicht, dass zu Beginn des Videos Hitlers Nationalsozialisten durch den Triumphbogen laufen, der dem Brandenburger Tor in Berlin ähnelt. Die Schattenseiten deutscher Geschichte werden eindrucksvoll dokumentiert und machen den Anfang einer Bilderfolge, die es schafft, die Wiedervereinigung Deutschlands vor 25 Jahren gekonnt einzubetten in den europäischen Einigungsprozess. Auffallend auch, dass die aktuellen Krisen rund um die Griechenland- und Flüchtlingsproblematik angesprochen werden.
Zu recht verwies der aus Würselen stammende Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, auf die Bedeutung der deutschen Einheit für Europa. 25 Jahre nach der Wiedervereinigung und elf Jahre, nachdem die Europäische Union um Länder aus Zentral- und Osteuropa erweitert wurde, sollte man sich glücklich schätzen, in einem Kontinent der Freiheit, Demokratie und Solidarität leben zu dürfen, sagte Schulz.
Der Ständige Vertreter Berlins bei der EU in Brüssel, Reinhard Silberberg, wurde auch an diesem Abend nicht müde zu betonen, wie wichtig es sei, angesichts der gegenwärtigen Krisen noch enger zusammenzurücken in Europa. Genau das wurde an diesem ebenso deutschen wie undeutschen Abend in der europäischen Hauptstadt eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Die Organisatoren aus der deutschen Diplomatie und das internationale Publikum im Jubelpark entdeckten die gemeinsame Wellenlänge. Die Show war dabei unprätentiös und nicht gerade mitreißend, der Jubel verhalten, aber die Stimmung außerordentlich friedlich, ja, fast zuversichtlich. Das in Europa politisch übermächtige Deutschland präsentierte sich tatsächlich bescheiden und selbstkritisch. Ohne zu verhehlen, dass man stolz auf Geschichte und Entwicklung des vereinten Landes nach dem Zweiten Weltkrieg sein darf.
Nur ein bisschen Kritik kam bei einigen wenigen auf, als klar war, dass zur Einheitsfeier sogar auf das Abspielen der deutschen Nationalhymne verzichtet wurde. Egal! Für einen Abend gerieten die Sorgen einer sich in Kriegen verzehrenden Welt in den Hintergrund. Möglicherweise auch, weil das Beispiel deutsche Einheit zeigt, was politisch möglich ist, wenn es menschlich gewollt wird.
Rudi Schroeder - Bild: Achim Nelles (BRF)