Vielleicht liegt es auch nur an der Eigenart der deutschen Sprache, Wortzusammenstellungen zu ermöglichen, ein großer Reichtum der deutschen Sprache, aber nicht ohne Tücke, sicherlich nicht, wenn das eine Wort die Funktion des ungeliebten Genitivs übernimmt.
Wird es gar zum Eigenschaftswort, drohen aus den Fabrikanten halbseidener Strümpfe halbseidene Strumpffabrikanten zu werden, lachen Sie nicht, Rundfunkanstalten öffentlichen Rechts sind sprachlich längst zu öffentlich-rechtlichen Anstanstalten verkommen.
Dem Gemeinschaftssenator geht es nicht besser. Ist er gar ein gemeinschaftlicher Senator? Er ist schlicht und einfach der Senator, der aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft kommt, seit der Senat sich Anfang der 1990er Jahre überlegte, ob er nun zum Denktank mutieren sollte oder zur Länderkammer. Bisher ist er noch stets, was er er zuvor war und Eupen hat ein sprachliches Problem - über das politische hinaus.
Sieht man von dem erfreulichen Aspekt einer garantierten Vertetung ab, was aber auch nicht unproblematsch ist. Siehe EU-Wahl: Setzt diese die Wähler in der DG doch den Nachteilen des einfachen Mehrheitswahlrechts aus. Doch wollen wir nicht klagen, nur Vorteile gibt's nun mal nicht.
Beim EU-Abgeordneten ist es immerhin der Wähler, der bestimmt, beim Senator sind es die Parteien, zudem noch über das Koalitionsabkommen, was das Ganze nicht appetittlicher macht. Kommt Facebook noch hinzu, muss man sich über die Malaise nicht wundern.
Und die bisherigen Senatoren neuer Prägung haben nichts daran getan: Wann hat denn ein von Parteignaden bezeichneter und nicht vom Volk entsandter Senator das Volk oder das Parlament befragt? Das hat der erste - Chantraine - nicht getan in Sachen Zellforschung, das hat der zweite - Siquet - nicht getan in Sachen Sterbehilfe, und das hat der dritte - Collas - nicht getan in Sachen Adoptionsrecht für Homopaare.
Siquet hatte immerhin couragiert dem Volk gesagt, was er in Sachen Sterbehilfe dachte und zu tun gedachte, Hut ab! Aber das war weniger sein Verdienst, diese Transparenz, als der des BRFs, der ihn, zusammen mit einem Schmerztherapeuten, einem Moraltheologen und einer Sterbebegleiterin zur Fernsehdebatte geladen hatte.
In Fragen der Staatsreform, mag man einwänden, da haben die drei doch ihren Job getan, und in Fragen der Stärkung der Sprache. Ja, aber da gab es ja auch gemeinsame Positionen, manche davon sogar in Form einer Resolution.
Nein, in Sachen BHV-Interessenkonflikt war Berni Collas ausgeschert - aber auch nicht, weil er die Menschen vorher befragt hätte. Gehen wir mal davon aus, dass er es aus alleiniger Überzeugung tat, ein Schelm, der dabei auch an innerparteiliche Abrechnungen denken würde. In den anderen Fragen waren sie in erster Linie ein Christlich-Sozialer, ein SP beziehungsweise PS-Mann oder ein Liberaler der PFF/MR.
Was also tun in Zukunft mit dem garantierten Senator? Prüfungen, wie sie die Anwärter auf ein EU-Kommissaramt über sich ergehen lassen müssen? Hearings für die Bürger im Parlament? Oder gar Foren auf Facebook und anderswo, und damit anderen Gefahren Tür und Tor öffnen?
Vielleicht einfach nur mehr Sprachgenauigkeit und etwas mehr Nüchternheit. Garantierter Senator meinetwegen, aber ist das dann einer mit Garantie? Also lieber einfach und klar: Senator. Ohne überzogene Erwartungshaltung und ohne Anspruch auf Gemeinschaft.