Die vom Absatzvolumen her größte Brauereigruppe der Welt ist durch Übernahmen entstanden, also durch Kapitaltransaktionen.
Der Ursprung geht angeblich ins Jahr 1366 zurück. Das belgische Unternehmen wuchs vor allem in den letzten Jahrzehnten zur Gruppe Interbrew heran. Und dann ging alles sehr schnell. 2004 entstand aus dem belgischen Interbrew und dem brasilianischen Ambev die Gesellschaft Inbev. Und dann kam der Amerikanische Brauereiriese Anheuser-Busch hinzu, so dass die Gruppe sich nun AB Inbev nennt.
Sie hat mehr als 200 Marken in rund 140 Ländern. Die bekanntesten sind Stella Artois, Beck's und Budweiser. Auch Spezialbiere wie Leffe und Hoegaarden gehören dazu.
AB Inbev erzielt einen Jahresumsatz von gut 14 Milliarden Euro und beschäftigt weltweit etwa 120.000 Mitarbeiter - oder besser gesagt "beschäftigte", denn die Konzernführung hat es sich zum Ziel gesetzt, die Festkosten zu verringern. Das wurde bereits im November des vergangenen Jahres angekündigt. Die Ausgaben für Vertrieb, Verkauf, Marketing und Verwaltung sollten weiter gedrosselt werden. Bereits im dritten Quartal des vergangenen Jahres war es gelungen, die Festkosten um 3,7% zu senken.
In Europa sollen rund 1.000 Arbeitsstellen gestrichen werden. Betroffen sind neben Belgien verschiedene Niederlassungen in Deutschland, Großbritannien und Luxemburg. Hierzulande wird in Jupille und in Löwen Personal abgebaut. Das hat zu wilden Streikaktionen geführt. Am Donnerstag der vergangenen Woche wurde die Direktion des Standortes Jupille, wo 63 Arbeitsplätze wegfallen, durch die Streikenden eingesperrt. Und die Protestaktionen wurden fortgesetzt.
In Diekirch, wo die Brauerei voraussichtlich im September geschlossen wird, nahmen am Montagabend spontan mehr als 1.500 Personen an einer Protestkundgebung teil. Sie wollten sich mit den 63 Arbeitnehmern, die ihre Stelle verlieren werden, solidarisch zeigen.
Inzwischen ist bekannt, dass auch Ostbelgien betroffen ist, denn im Getränkedepot CBM in Malmedy werden neun der insgesamt dreizehn Stellen gestrichen. Die Niederlassung in Dolhain mit zwei Mitarbeitern fällt ganz weg.
Diese Rationalisierungsmaßnahmen sind nach Auffassung der Gewerkschaften überhaupt nicht notwendig. AB Inbev erziele nämlich trotz der weltweiten Wirtschaftskrise steigende Gewinne. So ist bekannt, dass die Gruppe in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres drei Milliarden Dollar Gewinn erzielt hat - wohlgemerkt: Milliarden! Das war immerhin eine Milliarde mehr als im gleichen Zeitraum 2008.
Dieser Gewinn soll einerseits dazu dienen, die Aktionäre zufrieden zu stellen, und andererseits für weitere Firmenübernahmen zur Verfügung stehen.
Denn offensichtlich reicht es nicht, die größte Brauereigruppe der Welt zu sein.
Doch was geschieht wohl, wenn AB Inbev einmal die einzig übrig bleibende Brauerei ist? Wird der Verbraucher dann ganz entmündigt?
Denn die Manager, die nun tausende Menschen weltweit in die Arbeitslosigkeit schicken, um sich an abstrakten Zahlen zu ergötzen und ganz nebenbei recht ansehnliche Bonuszahlungen einzusteichen, vergessen offensichtlich, dass Geld nicht uneingeschränkt zur Verfügung steht. Die Rechnung ist nämlich schnell gemacht: diejenigen, die wegen ihrer Entlassung oder wegen verschiedener Sparmaßnahmen weniger Geld zur Verfügung haben, können die Produkte der Konzerne am Ende nicht mehr kaufen.
Die Logik der Gewinnmaximierung um jeden Preis hat also ihre Grenzen, auch wenn nationale Staaten gegen die Machenschaften der Monopoli spielenden Elite in den Konzernetagen machtlos geworden sind.
Die letzte Instanz, vor der die Raubritter des postindustriellen Zeitalters noch Respekt haben, sind die Verbraucher. Bereits jetzt zeichnet sich nämlich ab, dass die Versorgung einzelner Supermärkte mit Getränken gefährdet ist, weil die Arbeiter an den Produktionsstätten streiken. Die aufgeschreckten Direktoren haben nun neue Verhandlungen angeboten.
In diesem Konflikt geht es um mehr als um althergebrachte Grabenkämpfe des Klassenkampfes. Es geht um grundsätzliche Vorstellungen davon, wie die globalen Probleme der Erde zu lösen sind, nicht nur die sozialen und ökologischen, sondern auch die Frage nach Werten, die dem Handeln zugrunde liegen.
Und die unterschiedlichen Wertvorstellungen drohen die Gesellschaft zu spalten.
Hierzulande klingt der Werbespruch auf Bierkartons "A l'amitié" angesichts des sozialen Kahlhiebs regelrecht wie ein Hohn.