Heute haben wir den Höhepunkt der Pantherjagd erlebt: Sogar die Polizei und der Malmedyer Bürgermeister sind den Scherzbolden auf den Leim gegangen. Die Pantherjäger waren sich einen Moment lang sicher, die schwarze Raubkatze direkt vor Augen zu haben. Doch dann die ernüchternde Gewissheit: Man war auf eine billige Attrappe hereingefallen.
Seit fast drei Wochen beschäftigt das Thema die Öffentlichkeit. Zunächst in Frankreich, dann in Luxemburg wollten ihn Augenzeugen erblickt haben. Schließlich berichteten Autofahrer und Spaziergänger in Ostbelgien von ihren Beobachtungen, und sogar ein Polizist war sich ziemlich sicher, mit dem Auge des Gesetzes den Panther ausgemacht zu haben.
Ein Videofilmer hat das dunkle Wesen digital festgehalten - in miserabler Qualität, aber gut genug, um es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu zeigen. Kurze Zeit, nachdem das Tier angeblich in Malmedy gesehen worden war, tauchte es in der menschlichen Wahrnehmung in der deutschen Nordeifel, in Simmerath, auf.
Doch bald schon war klar: Es handelte sich um keinen Panther, sondern um eine "Ente", wie der Journalist eine Falschmeldung zu nennen pflegt. Gleiches wiederholte sich in Raeren, wo ein schwarzer Labrador-Hund für einen Panther gehalten wurde.
Seit Tagen halten sich zahlreiche Reporter von Zeitungen, Fernseh- und Hörfunkanstalten physisch oder zumindest geistig in der Umgebung von Malmedy auf, um die neuesten Neuigkeiten über den Panther zu schürfen. Leser, Hörer, Zuschauer, User sollen ständig mit taufrischen Informationen über das unheimliche, unfassbare Wesen versorgt werden. Der Sender "1live" hat seine Hörer sogar gebeten, ihm einen Namen zu geben. In der Abstimmung setzte sich schließlich "Jonny Buon Giorno" durch. Nicht schlecht gefunden, die Leute haben echt Humor. Aber der Hype nimmt kein Ende. Raubtier-Experten, Tierparkleiter, Großwildjäger werden befragt, wie man mit dem Problem-Panther am besten umgehen sollte, wie man seiner habhaft werden könnte: umbringen, umnieten, anschießen, erschießen, hypnotisieren, betäuben ...
Inzwischen wissen wir, dass wir Menschen nicht zu seinem Beuteschema passen, weil wir für seine Nase unattraktiv sind - wir "stinken". Besonders gefährlich sollen in diesen Zeiten Jäger leben, die nicht mit großkalibrigen Waffen ausgerüstet sind. Denn: Der Panther könnte, von einer kleinen Kugel getroffen und gereizt, eine sogenannte Acht beschreiben, sich von hinten an den Jägersmann heranschleichen und ihn dann mit Prankenkraft heimtückisch erlegen. Welch ein schreckliches Szenario! Fast genauso erschreckend wie das ganze Medientheater, das vor kurzem in der Feststellung gipfelte, dass es noch, wohlgemerkt "noch" keinen Panthertourismus in Ostbelgien gebe. Wird aber auch höchste Zeit, dass das Verkehrsamt der Ostkantone endlich eine Kampagne in diese Richtung startet.
Ob es ihn gibt oder nicht, den Panther mit ungeklärter Herkunft, das ist hier nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr: Wie kann man ein Ereignis medienwirksam so aufblasen, dass man richtig Quote und Geld damit machen kann? Bitte, verneinen wir nicht die Existenz der Raubkatze! Das wäre absolut hochmütig und arrogant. Obendrein würden wir uns und anderen den Nervenkitzel nehmen, ihm irgendwann einmal über den Weg zu laufen.
Die Medien sollten dankbar sein, ihn zu haben: den schwarzen Panther. Und deshalb einigen wir uns darauf: Auch wenn es ihn nicht gibt als fassbares Wesen, dann zumindest doch als dauerbrennendes Thema. Wenn die Pandemie Schweinegrippe abebben sollte, dann wäre die "Pantomanie" ein sicherlich ebenbürtiger Ersatz ...
Pantomanie erfasst die Region: ein Kommentar
Gibt es ihn oder gibt es ihn nicht, den schwarzen Panther, der angeblich durch Ostbelgien streift und inzwischen von mehr als einem halben Dutzend Menschen gesichtet wurde? Längst ist ein gewaltiger Medienrummel um die Raubkatze entstanden, ein grenzüberschreitender Hype, der fast schon an Hysterie grenzt.