Nein, am 27. September finden nicht hier in Belgien Wahlen statt, sondern Bundestagswahlen im Nachbarland Deutschland.
Und um bei diesem wichtigen Urnengang nicht eine böse Wahlschlappe hinnehmen zu müssen, hatte sich Angela Merkel in Sachen Opel schon frühzeitig ins Zeug gelegt. Deutschlands Kanzlerin wusste und weiß genau: Gehen massiv Arbeitsplätze verloren und taucht das Schreckgespenst Werksschließungen auf, nimmt die Popularität ab und gehen Wählerstimmen verloren.
Das durfte nicht sein. Deshalb wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um im Übernahmepoker beim Automobilhersteller Opel am Ende als Gewinner dazustehen. Vor allem bei den Kosten durfte nicht gekleckert, sondern musste geklotzt werden.
4,5 Milliarden Euro waren es zuletzt, die im Nachbarland von Bund und Ländern in Form von Bürgschaften und Darlehen dem Wunschkandidaten Magna mit seinem Partner, der russischen Sber-bank, in bei einer Beteiligung an Opel in Aussicht gestellt wurden.
Doch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel ging noch einen Schritt weiter. Da folgten am Ende der Pressekonferenz gestern im Bundeskanzleramt ein paar Sätze, die jetzt und heute aus Belgischer Sicht doch äußerst zynisch klingen: Ja, so Angela Merkel, natürlich werde man mit den betroffenen Europäischen Partnern jetzt reden, nachdem bekannt sei, dass Magna, neuerer Mehrheitsaktionär bei Opel wird.
Reden werde man mit den europäischen Partnern über die Lastenverteilung. Wie bitte? - auf Kosten einiger der Partner - unter ihnen Belgien, wo Arbeitsplätze durch den Einstieg von Deutschlands Wunschkandidat für die Übernahme Opels, verloren gehen, soll über eine Verteilung der daraus entstehenden Lasten gesprochen werden.
Das kann doch wohl nicht sein - hierzulande wird doch niemand auch nur einen Eurocent an den Nachbarn zahlen, wenn tausende Jobs gestrichen werden. Ach ja, das hatte ich wohl vergessen - es gibt da eine Spielregel - die wir alle kennen - und die lautet "The winner takes it all" das muss Bundeskanzlerin Merkel wohl gemeint haben.
Dass man nur mit Barem in einem solchen Spiel dabei sein kann, das wusste natürlich auch Flandern. Dessen Regierung hat zwar im Augenblick keinen Wahltermin vor Augen, wollte aber dennoch Massenentlassungen und die damit verbundenen Katastrophen für betroffen Familien vermeiden.
Alleine die 500 Millionen Euro sahen sich neben den 4,5 Milliarden, die Deutschland indirekt zum Erhalt der vier Opelwerke dort bot, recht bescheiden aus. Wie wir heute wissen: Zu bescheiden.
Traurige aber wahr - und verständlich: Hierzulande konnte man angesichts des Milliardeneinsatzes aus Berlin ganz einfach nicht mithalten.
Wenn Flanderns Ministerpräsident Kris Peeters gestern in Interviews erklärte, noch mit den Verantwortlichen von Magna und Sber-Bank, die gemeinsam jetzt 55% der Opel-Anteile von General Motors erwerben werden, über eine mögliche Zukunft der Fabrik in Antwerpen reden zu wollen, und auch Premier Van Rompuy das heute in einem Kommuniqué mitteilen ließ, dann kann man hierzulande doch nicht ernsthaft glauben, am Aus für das Opelwerk noch etwas ändern zu können.
Das Spiel ist aus. Die Karten liegen auf dem Tisch. Der Todeskampf von Opel Antwerpen hat begonnen. Die einzige Ungewisse ist heute, wie lange er dauern wird.
Aus für Opel Antwerpen - ein Kommentar
Mit der vermutlich nicht mehr abzuwendenden Schließung des Opelwerks in Antwerpen gehen im Werk selber und bei vielen Zulieferern mehrere tausend Arbeitsplätze verloren. Am 27. September sind Wahlen. Nein, nein, keine Angst, Sie haben nichts verpasst. Auch wenn man bei diesem Thema in unserem Land nie so ganz sicher sein kann.