Werben will für die Blutspenden ab sofort auch ein neuer Pate des Roten Kreuzes in Belgien: Pascal Smet. Der flämische Regionalminister kommt selber aber als Blutspender nicht in Frage. Der Grund: Er ist homosexuell. Dass Schwule in Belgien als Blutspender ausscheiden, hat diese Woche die Gemüter hierzulande erhitzt.
Ruhig Blut, habe ich mir gesagt, als ich von dieser Geschichte hörte. Das kann doch wohl nicht wahr sein, das Blut von Heterosexuellen soll besser sein als das von Homosexuellen. Das passt nicht zu dem Land, in dem der Gesetzgeber gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert hat und Diskriminierungen von Schwulen und Lesben mit entsprechenden gesetzlichen Regelungen einen Riegel vorzuschieben versucht.
Ruhig Blut, wird sich auch der neue Werbeträger für das Rote Kreuz gesagt haben - Pascal Smet - hier in der Hauptstadt kein Unbekannter - und auch seit geraumer Zeit als Homosexueller schon geoutet. Doch jetzt kommts: Pascal Smet ist seit kurzem Pate für die Blutspende-Aktionen des Roten Kreuzes, aber darf selber wegen seiner sexuellen Orientierung diesen lebensrettenden Dienst nicht leisten - kaum zu glauben - doch das ist nicht alles - der Zufall will es, dass Smet als Minister in der flämischen Regierung auch noch prompt für Chancengleichheit zuständig ist.
Was müssen die tausenden Schwulen hier in Brüssel und anderswo im Land gedacht haben, als sie das gehört haben? In den Fragebögen für
Blutspendeanwärter kein Wort zu monogam lebenden Homosexuellen, und im Internetauftritt des Roten Kreuzes - unter der Rubrik "wer kann Blut spenden" von mir selber nachgelesen: nach einem Partnerwechsel und viermonatiger Wartezeit können Heterosexuelle risikolos wieder Blut spenden.
Ein gleichgeschlechtlicher Sexualkontakt unter Männern hingegen und das Blut eines Schwulen kommt dem Roten Kreuz nie wieder in die Tüte. Da stimmt doch was nicht. Nein, nicht auf Rhesusfaktor A oder B, plus oder minus oder Null kommt es an: Heterosexuell muss jeder sein, der sein Blut beim Belgischen Roten Kreuz spenden will. Klar, auch nicht jeder Hetero kann Blut spenden - als Krebsnachsorgepatient und nach erfolgreicher, aber harter Chemotherapie gehöre ich selber zu dieser Gruppe der nicht spendenden Heteros.
Doch warum wird in den Kampagnen des Roten Kreuzes nicht deutlicher darauf hin gewiesen, dass von einem Homosexuellen, der monogam mit seinem Partner lebt, ein viel geringeres Risiko bei der Blutspende ausgeht als von so manchem Hetero-Mann, der fünfmal die Woche die Partnerin wechselt und obendrein ungeschützten Geschlechtsverkehr hat.
"Blut ist ein ganz besondrer Saft", sagt Mephistopheles zu Faust in Goethes gleichnamiger Tragödie. Dass beim Anlegen der Konserven dieses ganz besonderen Saftes peinlich genau darauf geachtet wird, dass kein kontaminiertes Blut in die Kühlschränke oder Blutbanken der Krankenhäuser wandert, ist deshalb selbstverständlich. Zu schlimm wären die Folgen, wie das Beispiel im Nachbarland Frankreich zeigt, wo durch kontaminierte Blutprodukte Mitte der 80er Jahre gut 4000 Patienten wissentlich mit dem Aids-Erreger HIV infiziert wurden.
Doch vielleicht ist es hierzulande an der Zeit, in Sachen Blutspenden und Risikogruppen die Fragebögen beim Roten Kreuz etwas zeitgemäßer zu gestalten. Eine Diskriminierung von Schwulen hat hier jedenfalls nichts zu suchen. Pascal Smet, Flanderns Bildungs- und Chancengleichheitsminister weiß als Rot-Kreuz-Pate hiervon jetzt ein Lied zu singen.