Belgien hat so gut wie keine Chance mehr, an der WM 2010 teilzunehmen und bleibt zum vierten Mal in Folge bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft außen vor. Als Konsequenz daraus ist die Entlassung von Trainer René Vandereycken offenbar nur eine Frage der Zeit.
Als ernst zu nehmender Anwärter auf ein Ticket nach Südafrika wähnte Fußball-Belgien sich noch vor einer Woche. Vier Punkte gegen Bosnien sollten diesen Anspruch untermauern und Bosnier und Türken als Mitbewerber um den zweiten Platz unter Druck setzen.
Nach zwei Niederlagen, an denen es nichts zu deuteln gab, musste Belgien sich aus der Runde der Kandidaten verabschieden und steht vor einem Scherbenhaufen. Wieder einmal: Denn auch auf dem Weg zu den letzten beiden Europameisterschaften und bei der Qualifikation für das WM-Turnier in Deutschland wurde Belgien vorzeitig ausgebremst.
Die nach den Spielen in der Türkei und gegen Spanien aufgekeimte Hoffnung, es diesmal mit einer nachrückenden Generation talentierter Spieler zu schaffen, ist verpufft. Mehr als das. Nach der zweiten Bosnien-Pleite in Folge sind erfahrene Nationalspieler und die Youngster im Team aneinandergeraten.
Erst in der Kabine, inzwischen aber auch in der Öffentlichkeit. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Trainer die Zügel nicht mehr in der Hand hält. Auch wenn es ihm nicht anzulasten ist, wenn seine Abwehrspieler sich grobe Schnitzer erlauben und die Stürmer den Ball nicht ins Tor bekommen, scheint René Vandereycken auf seinem Posten kaum noch zu halten.
Die Sportpresse hat ihn ja noch vor seiner Rückkehr aus Bosnien verabschiedet. Adieu René, het is voorbij. Der Nationalverband, der sich im Dezember 2007 mit knappster Mehrheit von einer Stimme für die Verlängerung der 2005 angelaufenen Zusammenarbeit mit René Vandereycken entschied, hat sich noch Bedenkzeit erbeten, um sich bei der Entscheidung für oder gegen Vandereycken nicht von der Emotion lenken zu lassen.
Doch Vandereyckens Bilanz ist bei drei verpassten Qualifikationen in Folge nicht nur vom Gefühl her katastrophal. Insofern dürfte die Entlassung von René Vandereycken beschlossene Sache sein. Aber, was kommt dann? Wer immer der Nachfolger von René Vandereycken wird, er wird einen schweren Stand haben.
Denn die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist riesengroß. Nicht nur in Belgien, aber in Belgien ganz besonders. Weil die Öffentlichkeit hierzulande auch heute noch die Europapokalerfolge von Anderlecht, Brügge und Mechelen in den 70er Jahren, die Vize-Europameisterschaft 1980 und natürlich den unvergessenen WM-Sommer 86 im Hinterkopf hat, wo Belgien das Halbfinale erreichte.
Doch das war in 60 Jahren Nachkriegsfußball die goldene Zeit. Davor und auch danach ist Belgien auf dem internationalen Parkett des Fußballs wesentlich diskreter aufgetreten. Den Beweis dafür, dass die hoch gelobte neue Generation, tatsächlich in der Lage ist, ihr Land bei wachsender Konkurrenz noch einmal aus der Bedeutungslosigkeit heraus zu führen, den müssen die Fellainis, Dembélés und Witsels noch erbringen.
Unter René Vandereycken hat das nicht geklappt, daher muss der Verband einen neuen Nationaltrainer ernennen. Mit der Hoffnung aber ohne Garantie auf Erfolg.