Seit ihrem größten Fischzug, bei dem sie im Frühjahr vergangenen Jahres triumphierend Teile der niederländischen Konkurrentin ABN-Amro für 24 Milliarden Euro übernahm, ist die Fortis-Bank in eine gefährliche Spirale geraten und sieht ihren Wert an der Börse schmelzen wie Schnee an der Sonne.
Einen Teil dieser Summe hat Fortis bereits aufgebracht, doch bis Ende 2009 muss sie den Rest begleichen. Als die Bank im Frühsommer dieses Jahres dazu eine Kapitalerhöhung um 8 Milliarden vornahm und beschloss, die Dividenden in Form von Aktien auszuzahlen, führte das an einem einzigen Tag zu einem Kurseinbruch von 19%.
Gestern verloren ihre Anteile zeitweise 20%. 24,3 Millionen Transaktionen betrafen Fortis-Aktien. Schuld für diese Entwicklung, die fast als Panik zu bezeichnen ist, war das Gerücht, Fortis verfüge nicht mehr über ausreichende Liquiditäten. Nach einem entschiedenen Dementi der Führung der Bank erholte sich der Kurs ein wenig. Doch heute setzte er gleich nach der Eröffnung der Brüsseler Börse seinen Sturzflug fort.
Um 15 Uhr betrug der Verlust schon wieder 14%, und die Aktie, die vor einigen Monaten noch 30 Euro wert war, wurde mit 5,6 Euro gehandelt. Die kleineren Aktionäre und Sparer sind zunehmend besorgt, und viele heben ihr Geld ab. Auch die Befürchtung einer Übernahme durch eine andere Bank zu den heutigen Marktpreisen, die nicht dem wahren Wert der Bank entsprechen, wurde laut und verstärkte die Nervosität.
Die Führung der Bank sah sich zu einer Stellungnahme veranlasst, in der sie noch einmal bestätigte, dass sie über eine Finanzierungsgrundlage von 300 Milliarden Euro verfüge, ihre Solvenz solide sei, dass sie keine neue Kapitalaufstockung plane und dass die Integration von ABN-Amro normal weitergehe.
Ungewöhnlich war heute Mittag die Stellungnahme der Föderalregierung, die unterstrich, keine einzige belgische Bank habe Probleme mit ihrer Zahlungsfähigkeit. Der Finanzminister unterstrich, er verfolge die internationale Entwicklung und ihre Folgen für die belgischen Banken, und er versprach, die Regierung werde keinen Sparer im Stich lassen.
Das ist ein Versuch, die Gemüter zu beruhigen und Fortis Sauerstoff zu geben. Die Sparer sind zurückhaltend geworden, doch die Bank ist heute mehr denn je auf frisches Spargeld angewiesen, auch wenn sie sich durch den Verkauf von "Kronjuwelen" bis zu 10 Milliarden Euro zusätzliche Liquiditäten verschaffen will.
Die Regierung ist vom Ernst der Lage überzeugt und ist wie andere in dieser weltweiten Finanzkrise bereit, einzugreifen, um das Vertrauen wieder herzustellen, den Markt zu stabilisieren und zu regulieren.
Es geht um nicht weniger als die ehemalige Spar- und Rentenkasse, die einst die Zuflucht der kleinen Sparer war, vor dem Untergang zu retten.