Der englischen Ausnahmefußballer Gary Lineker sagte: "Fußball ist ein einfacher Sport. 22 Männer jagen 90 Minuten dem Ball hinterher, und am Ende gewinnt Deutschland."
Diese Fußball-Europameisterschaft macht Spaß: Wir erleben fast jeden Tag großen Sport, spannende Spiele, zahlreiche Tore, eines schöner als das andere. Und jetzt noch das Finale!
Deutschland gegen Spanien. Also doch zwei Mitfavoriten im Spiel der Spiele dieser EM - im Endspiel. Nach all den Enttäuschungen für große Fußball-Nationen wie Frankreich, Portugal, Italien und die Niederlande. Sie alle hatten das Minimalziel Halbfinale. Aber dahin schafften es die überraschend starken Russen und Türken, um dort allerdings ihre Grenzen zu erfahren. Die zuvor so spritzigen, offensiven Russen, müde, am Ende mutlos gegen die spanische Leichtigkeit und Eleganz. Die Türken, mutvoll, kämpferisch, aber am Ende glücklos gegen die Siegermentalität einer spielerisch eher schwachen deutschen Elf.
All das ist schon wieder EM-Vergangenheit. Was zählt, ist am Sonntagabend der letzte steinige Anstieg auf dem Weg zum Gipfelkreuz. Die Spanier sind da angekommen, wo sie trotz allen Talents seit 24 Jahren nicht mehr waren: in einem großen Endspiel.
In erster Linie, darüber sind sich ausnahmsweise die Experten einig, haben sie diesen Erfolg ihrem fast 70-jährigen Nationaltrainer Luis Aragonés zu verdanken. Er hat aus den besten Spielern unterschiedlicher Herkunft, aus Katalanen und Madrilenen, eine echte Einheit geformt, die fußballerisch sozusagen alles beherrscht. Hinzu kommt, dass die spanischen Stars nach langen, schwierigen Jahren mit Anfeindungen und Zerwürfnissen auch menschlich zueinander gefunden haben.
Die Deutschen haben sich, wie wir sie kennen, durch das Turnier gearbeitet und gebissen - mit ihren Tugenden. Das zu sagen, ist schon fast eine Plattitüde, aber dafür ist es nicht weniger richtig. Doch zu Kampfgeist, Disziplin und Fitness gesellte sich auch die gewachsene Spielkultur. Das DFB-Team praktiziert sie nicht erst, seitdem Jogi Löw das Ruder übernommen hat.
Einige echte Ballkünstler, eben nicht nur Ballarbeiter, zählen die Deutschen inzwischen unter ihren Elitekickern. Und das zahlte sich bei der EM vor allem dann aus, wenn abgezockte Filigrantechniker wie Ballack, Schweinsteiger oder Podolski in Tornähe auftauchten. Dann wird - wie zuletzt - gegen die Türkei eiskalt verwandelt. Nur wenige Chancen reichen aus, um ein Spiel zu gewinnen, dem der starke Gegner ansonsten seinen Stempel aufgedrückt hatte.
Wer im Endspiel triumphiert am Sonntagabend - das ist fast unmöglich vorauszusagen. Ob es ein weiteres fußballerisches Highlight wird - auch das steht in den Sternen. Denn die Fußball-Historie lehrt, dass die Finals zumeist hinter den oft sehr hohen Erwartungen zurückgeblieben sind.
Eines jedoch ist jetzt schon sicher: Diese Europameisterschaft war sportlich ein absoluter Knaller - von der Qualität dem Weltmeisterschafts-Sommermärchen in Deutschland sogar überlegen. Schade, dass es am Sonntagabend für einige Zeit vorbei ist mit der Fußball-Herrlichkeit.