Zum Beispiel Großfirmen wie der Getreidegigant Cargill oder der Chemieriese Monsanto. Monsanto wird mit Freuden mithelfen, schnell wachsende Pflanzen und Bäume der zweiten Generation gentechnisch so zu verändern, dass sich aus ihnen leichter und schneller Ethanol, also Spiritus, gewinnen lässt - denn inzwischen lässt sich der umweltzerstörerische und ethisch fragwürdige industriell betriebene Anbau von Pflanzen der ersten Generation wie Zuckerrohr nicht mehr schönreden. Weitere Treibgase wie Lachgas, zudem Düngeeinsatz, große Abwasserpobleme, Waldrodungen, Bodenerosion und Zerstörung von Lebensräumen sind nur einige der großen Probleme.
Denn am ursächlichen Problem ändert sich nichts, ob Agro-Kraftstoff aus - wie bisher - Nahrungsmitteln wie Zuckerrohr, Mais, Gerste oder Roggen gewonnen wird, oder aus anderen Pflanzen wie Rutenhirse. Zwar stimmt es, dass Pflanzen immer wieder neu angebaut werden, doch Land, Wasser und Nährstoffe bleiben begrenzt.
Nahrungsmittel und Kraftstoff drohen vermehrt um diese begrenzten Ressourcen zu konkurrieren - wenn es nicht zu staatlicher Regulierung kommt. Aber wer glaubt daran, im globalen Wirtschaftsliberalismus! Und weshalb sollen die milliardenschweren Agro-Industriekonzerne auf die Pflanzen der ersten Generation verzichten, wenn Knappheit die Preise steigen lässt?
Überspitzt ausgedrückt, aber nicht falsch: Der Brotpreis ist an den Ölpreis gekoppelt. Das hätte sich Scheich Jamani bei der Gründung der OPEC nie träumen lassen. Meilenweit entfernt vom sympathischen Biodiesel der frühen Jahre von Landwirten aus der Nachbarschaft ist inzwischen der heutige Kahlschlag-Diesel aus Palmöl malaysischer Herkunft.
Um die von der EU, von den USA, Brasilien und Malaysia (um nur einige zu nennen) anvisierten Mengen Pflanzenöl und Ethanol zu raffinieren oder zu zu vergären sind Flächen nötig, deren Ausdehnung die Vorstellungskraft übersteigt. Cargill und Monsanto stehen bereit, in enger Allianz mit BP oder Chevron, wird durch die Beimischung von Pflanzenöl in den Dieselkraftstoff und Ethanol ins Benzin doch die Ölwirtschaft verlängert. Darauf wäre nicht mal J.R. Ewing gekommen.
Framatome, einer der Uranlieferanten der Atomstromanbieter, hat auch keinen Stand auf der sogenannten grünen Automesse, sollte der Brennstoffzellenmotor sich durchsetzen, wird für die Produktion von Wasserstoff doch massig Elektrizität benötigt. Dass der nicht mit Photovoltaik erzeugt werden wird, in den Mengen, liegt doch wohl auf der Hand.
Was für ein Glücksfall für die Automobilindustrie, geben die Vorgaben der Politik den Herstellern doch die Gelegenheit, ihre Produkte technisch anspruchsvoller zu machen und somit entsprechend teurer. Und die Lobby ist stark genug, die Vorgaben aufzuweichen. Durch den Konkurrenzkampf der Systeme - Hybrid oder neuartige Partikelfilter - gibt es zudem Schlagzeilen und somit Werbung.
Wobei dieser Aspekt erfreulicherweise die Diskussion weiter fasst als CO², geht es da doch um Gesundheit. Einfach peinlich, dass bei Hybrid-Autos die Kritiker ausschließlich den Gesamt-Schadstoffausschuss messen und den leisen Strombetrieb in Innenstädten unter den Tisch fallen lassen. Dass die Partikelfilter hinter krebserregendem Dieselfeinstaub durch neue Techniken offenbar besser werden, kann nur begrüßt werden, befreit aber nicht vom Verdacht, dass der Politik und der Industrie Eisbären wichtiger scheinen als Menschen.
Wie ist anders zu erklären, dass an den von grünen Aktivisten viel gelobten Bushaltestellen das Auspuffrohr den schwarzen Qualm ausgerechnet auf der Höhe von Kinderwagen und Kindergesichtern ausstößt, bevor er in die Höhe von Nase und Mund von Erwachsenen steigt?Weshalb richten sich die Auspuffrohre der Busse, ähnlich denen von US-amerikanischen Trucks, nicht nach oben und enden über dem Dach? Und wieso fahren eigentlich keine Trolleybusse, wie früher die Busse mit Stromabnehmern genannt wurden?
Wie halbherzig, ja verlogen das sogenannte Öko-Engagement ist lässt sich am deutlichsten daran ablesen, dass es den schadstoffarmen Treibstoff schon seit Jahrzehnten an der Zapfsäule gibt: LPG, also Flüssiggas. So richtige Förderung erfuhr dieses Abfallprodukt der Rohölwirtschaft eigentlich nie und die unnötige Furcht davor wurde auch nie abgebaut.
So weist der Salon - im Öko-Pflichtteil - auf zum Teil nicht uninteressante technischen Entwicklungen hin, wirbt andererseits mit hausbackenen Uralt-Rezepten wie langübersetzte Gänge, schmale Reifen oder Gewichtseinsparung, oder gibt Hinweise auf die zerstörerische Allianz von Öl- und Agrarmultis.
Ach ja, zumindest ein grüner Aspekt ist wohl auf der Messe vertreten: Zum ersten Mal wird auf einem Stand verdeutlicht, wie Autos verwertet werden. Obwohl, so neu ist das auch nicht. Früher machten das auf Hinterhöfen kleinere oder größere Autoteilehändler - mit einem Unterschied: Es sah dort nach Abenteuerspielplatz aus und hatte etwas Verwegenes.
Aber heutzutage muss ja schon der Ausstellungsraum des Händlers clean sein, und bei der Anmeldung muss es Kaffee geben, es riecht nicht mehr nach Motorenöl und (noch) nicht nach Ethanol.