205 Passagiere sind an Bord des völlig überfüllten Schiffs. Alle mit der Hoffnung, in ein besseres Leben zu starten. Sechs Wochen lang sind sie auf hoher See, zusammengepfercht in Zwischendecks unter schlimmsten hygienischen Bedingungen. Nach der Schiffsüberfahrt geht es 1600 km weiter, per Zug und mit dem Raddampfer.
Insgesamt zwei Monate sind sie unterwegs, bis sie endlich in dem für sie unbekannten Land ankommen – ohne ein Dach über dem Kopf, ohne die Sprache zu kennen. Der jüngste an Bord, gerade mal ein Jahr alt, hat die beschwerliche Reise nicht überlebt. Auch zwei junge Männer, 18 und 20 Jahre alt, sterben.
Nein, die Rede ist nicht von einer Flüchtlingsgruppe aus Syrien oder Afghanistan. Und wir schreiben auch nicht das Jahr 2025, sondern 1852. Wir reden von der Eifeler Familie Girgen. Ihr Schicksal ist eines von vielen, die die Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt für ihren neuen Kalender recherchiert hat.
Die Familie ist Teil einer 80-köpfigen Gruppe aus Büllingen und Umgebung, die ihre Eifeler Heimat für immer verlässt. Es ist aus heutiger Sicht eine sogenannte freiwillige Migration, weil sie nicht durch Krieg, Gewalt und Verfolgung erzwungen ist. Und dennoch geschieht sie aus Not, ist eine Flucht vor Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit.
Sie erhoffen sich ein besseres Leben in der Neuen Welt. Amerika gilt im 19. Jahrhundert als das gelobte Land. Die Migration machen sich die Menschen nicht leicht. Für die Reise müssen sie Hürden überwinden, Geld aufbringen. Manche verkaufen Hab und Gut.
In der neuen Heimat angekommen machen bereits angestammte Siedler den Neuankömmlingen das Leben oft schwer. Die Einwanderer aus der Eifel halten zusammen, die alte Heimat verbindet. Nicht für alle erfüllen sich die Hoffnungen. Manche scheitern, haben nicht die nötige Kraft und enden in Armut.
Mehr als 170 Jahre ist es her, dass Menschen aus unserer Region vor Armut und Hunger flohen und in einem fremden Land Zuflucht suchten. Heute ist unsere Region neue Heimat für viele, die aus Not ihr Zuhause verlassen haben.
Flucht und Bitte um Aufnahme – das zieht sich durch die Menschheitsgeschichte. Dabei kommt mir noch ein anderes Paar in den Sinn, das vor mehr als 2000 Jahren auf der Flucht war und eine Herberge suchte. Am 25. Dezember feiern wir den Geburtstag seines Sohnes.
Die meisten von uns werden dann wohl gemütlich an reich gedeckten Tischen sitzen. Vielleicht denken wir zwischen Wildbraten, Mousse au Chocolat und Geschenke auspacken auch mal daran.
Besinnliche Weihnachten!
"Aufbruch in die Neue Welt": 20. Kalender der Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt
Michaela Brück
Mittlerweile brauchen Eifeler nicht mehr in die USA auszuwandern.Geblieben ist die Konstante, dass Eifeler irgendwo anders arbeiten und leben.Dies geschieht heute eher in der EU.In die USA als normaler Arbeitnehmer (Handwerker, Arbeiter oder Angestellter) auszuwandern lohnt sich nicht mehr, Lebenshaltungskosten sind zu hoch und private Versicherungen etc. kosten zu viel und Sozialleistungen zu schlecht.
Kleiner Hinweis für Geschichtsinteressierte : in Medendorf in der Gemeinde Büllingen gibt es ein Denkmal der Jungfrau Maria, welches errichtet wurde von einem, der in die USA ausgewandert war.
"Kleiner Hinweis für Geschichtsinteressierte : in Medendorf in der Gemeinde Büllingen gibt es ein Denkmal der Jungfrau Maria, welches errichtet wurde von einem, der in die USA ausgewandert war."
Ein wertvoller Wink mit dem Zaunpfahl an viele EU-Voelker, die durch Nationalismus gegen alle Amerikaner, Russen, Deutsche und Moslems auffallen im Zeitalter der EU-Profitoflation.