Verkehrte Welt, könnte man meinen. Denn wann hat es das schon mal gegeben, dass ein Vorhaben am Rande von Belgien, im fernen Osten, im Kern zum Teil in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, so viel Aufmerksamkeit, so viel Lob, so viel Zukunftsperspektive von Politikern des föderalen Parlaments bekommen hat?
Oft geschieht das zumindest nicht. In der Regel ist es ja ganz anders. Da müssen sich Vertreter der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Brüssel sehr darum bemühen, um mit ihren Anliegen aus dem fernen Osten des Landes überhaupt wahrgenommen zu werden.
Ein gutes Beispiel ist das, was Gemeinschaftssenatorin Liesa Scholzen diese Woche noch einmal im BRF-Interview gesagt hat: Wenn der Senat tatsächlich abgeschafft werden sollte, würde die DG damit auch ihren einzigen gesicherten Vertreter im Föderalparlament verlieren. Das Problem ist bekannt. Scheint aber so wirklich drängend niemanden in Brüssel zu interessieren. Zumindest fehlt es noch an sichtbaren Bemühungen, eine gesicherte DG-Vertretung im Parlament auch ohne Senat zu garantieren.
Gut, um ehrlich zu sein: Um die DG ging es auch gestern in der Diskussion um das Einstein-Teleskop höchstens indirekt. Der Name Ostbelgien oder Deutschsprachige Gemeinschaft fiel kein einziges Mal. Auch in der Resolution, die einstimmig von den Kammerabgeordneten angenommen wurde, tauchen die Namen nicht auf. Da ging es innerbelgisch eher um die Zusammenarbeit der Provinzen Lüttich und Limburg, über die sich alle zu freuen scheinen. Ein gemeinsames Projekt zwischen einer flämischen und einer wallonischen Provinz. "Ein Sieg des belgischen Föderalismus" hat das sogar der flämische Grünen-Politiker Jeroen Van Lysebettens genannt. Mit viel Sympathie.
Es liegt jetzt an der DG, aus dieser doch großen Aufmerksamkeit und eben Sympathie, die der Euregio in den kommenden Monaten, wenn nicht sogar Jahren wegen des Projekts Einstein-Teleskop geschenkt wird, Profit zu schlagen. Denn daran hat die DG ein Interesse. Es ist eine Möglichkeit, sich stärker als bisher ins Bewusstsein der anderen Politiker außerhalb der DG zu bringen.
Zu zeigen, was für ein Trumpf die DG für Belgien ist. Gerade bei einem solchen grenzüberschreitenden Projekt, bei dem Deutsche über das Bundesland Nordrhein-Westfalen mit eingebunden sind.
Das Einstein-Teleskop ist deshalb in doppelter Hinsicht eine Chance für die DG. Zum einen natürlich wegen der Perspektiven, die das Teleskop als Wirtschaftsfaktor mit sich bringt. Zum anderen aber auch eine Chance, um mehr Aufmerksamkeit innerhalb des eigenen Landes zu erhalten, sich als guter, nützlicher Teilstaat zu zeigen, dessen Forderungen man auf föderaler Ebene dann vielleicht auch mit ein bisschen mehr Ernst und Eifer zur Kenntnis nimmt als bisher.
Kay Wagner
Ja, das kann unserer Kleinen aber Feinen DG zusätzlichen Auftrieb geben.
1. Deutschsprachig
2. Direkt verbunden mit Deutschland, dem Land der Hochwissenschaft und Kulturgeschichte.
3. Herzstück von Europa. Belgien und Deutschland miteinander verbunden durch den Koenig plus demnächst auch das wissenschaftliche Großprojekt.
Lassen wir einfach gucken, dass es nicht die bestehenden Probleme unbeabsichtigt überdeckt und kostenmäßig in geordneten Bahnen verbleibt.
Mehrheitlich werden die Bewohner der Euregio sicher dem akademischem Projekt zustimmen. Ohne Grenzen. Länderübergreifend!
Für Planung und Bau dieser Einrichtung werden derzeit 2,4 Mrd. Euro veranschlagt, hinzukommen weitere ca. 2 Mrd. Euro für die Betriebsphase, die 2040 starten soll.
Es ist nicht alles Gold was glänzt!!!
Eine kleine Randbemerkung sei erlaubt: es ist ein Projekt an dem auch die Niederlande beteiligt ist. Ein Teil des beabsichtigten Projekts wird sich auch über Gemmenich/Plombieres hinaus Richtung Epen befinden. Zum anderen wäre damit das umstrittene Wiederbelebungsprojekt einer Pb/Sn Mine, oder gar Seltene Erden, vom Tisch. Beides würde einhergehen mit erheblicher Umweltzerstörung und Vernichtung von über 20 000 Arbeitsplätzen. Das Einstein Projekt hingegen würde sehr viele Arbeitsplätze generieren, auch grenzüberschreitend und keine Umweltzerstörung verursachen. Eine win-win Situation für die gesamte Region !
Wie viele Arbeitsplätze werden eventuell generiert? Weiß das jemand?