Na, heute schon gegruselt? Halloween hier, Halloween da, Halloween Uhaha. Kein Mensch, abergläubisch oder nicht, kann dem Hype noch entgehen. Kein Entrinnen. "Trick or Treat"? Wir haben schon!
Wenn es nur darum ginge, den Kindern mit dem Verkleiden und Hausieren oder "Heischen" einen Spaß zu erlauben - sie haben heutzutage ja so wenig Abwechslung. Aber das kommerzielle Gewitter geht längst auf die (zahlungskräftigeren) Erwachsenen nieder: Schocker-Masken neben Schoko-Nikoläusen - man gönnt sich ja sonst nichts!
Mehr oder manchmal auch weniger geschmackvoll sind mittlerweile sogar Vorgärten drapiert: fluoreszierende Skelette und Graf Dracula, wo kurze Zeit später lichterglänzende Rentierschlitten und Santa Claus Stellung beziehen. Es sollen schließlich alle etwas davon haben.
Ja und? Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Was ist denn so verkehrt daran, auf den führerlosen Zug aufzuspringen? "Mit der Mode gehen" ist angesagt! Von "Brauchtum" wollen wir lieber nicht sprechen. Das ganze Halloween-Gedöns erinnert an eine Übersprungshandlung: Es ist ja kein Zufall und auch keine spritzige Marketing-Idee, dass "stille" Feiertage wie Allerheiligen und Allerseelen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag oder Totensonntag in diese eher dröge Jahreszeit fallen.
Sicher, auch sie sind wie andere religiöse Anlässe mehr und mehr zu sinnentleerten Pflichtveranstaltungen geworden: der gemeinsame Friedhofsbesuch als Laufsteg für die neueste Herbst- und Wintermode. Immerhin ist er Gelegenheit, Bekannte und Verwandte zu treffen, die man sonst das ganze Jahr über nicht gesehen hat.
Letzten Endes muss jeder mit sich selbst ausmachen, wie er mit diesen "letzten Dingen" umgeht. Die Überlieferung vorangegangener Generationen könnte Orientierung bieten. Die ausgesuchten Anlässe sind vom Ursprung her ja nicht als ein Zeitvertreib gedacht. Oder weil gerade kein anderer Welttag für irgendwas zu finden war.
In diesem Kalendarium ist der 1. November übrigens der "Internationale Tag des Einhorns". Und der 2. November (in den USA) der "Krümelmonster-Tag"! Noch Fragen?
Stephan Pesch
Herr Pesch.
Ein Sprichwort lautet : "Nichts ist beständiger als der Wandel.". Wenn heutzutage Halloween wichtiger erscheint als Allerheiligen oder andere christliche Festtage, so ist das keine Verfallserscheinung, wie manch Gläubiger meint, sondern nur eine Verschiebung von Interessen wie es sie schon immer gegeben hat.
Lieber Herr Pesch,
Vielen Dank für diesen nachdenkenswerten Kommentar.
Meines Erachtens gilt es die Herausforderung des Phänomens Halloween, das in jedem Jahr an Anhängern gewinnt, anzunehmen. Ich stelle immer mehr fest, je kleiner der Glaube, umso größer der Aberglaube.
Kritische Mahnung, wo die neuen Bräuche die Grenzen des guten Geschmacks und der Menschenwürde überschreiten, ist durchaus angebracht.
Gleichzeitig sollten die vielen unbeantworteten Fragen, die beim begeisterten Umgang mit Totengeistern mitschwingen, auch nicht überhört werden: Was ist mit den Toten, mit denen ich meinen Frieden nicht gemacht habe, die in meinem Leben noch ‚herumgeistern’? Wie kann ich mit ihnen Kontakt aufnehmen und an einer Versöhnung über die Grenzen der Zeit hinaus arbeiten?
Was wird aus mir und meinen Lieben nach dem eigenen Tod, werden wir ausgelöscht oder darf ich für mich und andere auf die Güte eines Gottes hoffen, der mein Leben kennt, indem ich mit meinen Mühen und Fehlern, aufgehoben bin?
Im Laufe der Menschheitsgeschichte kam zu unzähligen Umbrüchen und Katastrophen. Jedesmal haben die Menschen sich neu angepasst, dh altes bei Seite geschoben, um neuem Platz zu machen. So auch im Bereich Religion. War eine Religion oder Kult nicht mehr brauchbar, wurde gewechselt. So ist es auch jetzt.