Wir haben Menschen und ihre Geschichten gehört, haben Experten interviewt und hinter Fassaden geblickt. Das alles, mit dem Ziel, das Tabu zu brechen. Das Tabu, offen zu reden. Über psychische Probleme oder Herausforderungen spricht man nämlich nicht gerne. Aber warum?
Klar, unsere Gesellschaft ist so darauf getrimmt, stark und effizient zu sein - da passen Zweifel oder Ängste nicht gut ins Bild. Ich glaube aber, dass vielmehr die Reaktionen von außen uns davon abhalten, offen zu sein.
Ich sollte sagen dürfen, dass ich nach einer anstrengenden Woche erst mal eine Pause brauche. Oder vom Familienalltag gestresst bin. Oder mit gewissen Entscheidungen gerade überfordert bin. Das alles sollte ich sagen können, ohne direkt bewertet zu werden.
Aber genau das ist es, was in unserer Gesellschaft immer noch ganz oben auf der Tagesordnung steht: andere bewerten. "Die stellt sich doch nur an", "wovon will der denn gestresst sein". Solche Kommentare fallen schnell und unüberlegt. Sie können verletzend sein. Auch ich erwische mich bei solchen Gedanken über andere. Nach dieser intensiven Woche zur Mentalen Gesundheit schäme ich mich dafür. Wir wissen oft nicht, was in unserem eigenen Kopf los ist - wie wollen wir dann wissen, was sich bei anderen gerade abspielt?
Wir müssen aufhören, andere zu bewerten und vorschnell zu urteilen. Vor allem, wenn wir keine Ahnung haben, womit die Person gerade zu kämpfen hat. Stattdessen sollten wir da sein. Ehrlich nachfragen. Und zuhören.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen - der eine trägt es auch nach außen, der andere will vielleicht nicht drüber reden - beides ist ok und sollte auch so akzeptiert werden. Ganz ohne Bewertung.
Unser Themenwoche sollte dazu beitragen, dass es ganz normal ist, sich um seine psychische Gesundheit zu kümmern. Ob es dafür sogenannte "Retreats" oder "Mental Health Bootcamps" braucht, muss jeder für sich selbst wissen. Mir reicht zum Beispiel schon ein Spaziergang im Wald, um mal durchatmen zu können und Stress abzubauen.
Wir sollten uns alle etwas mehr mit uns selbst und unserer eigenen mentalen Verfassung beschäftigen. Und eben nicht das Leben, das Verhalten oder die Entscheidungen anderer ungefragt bewerten.
Lena Orban