Es ist schwer, gutes Personal zu finden. Das ist nicht mehr nur eine kapriziöse Klage aus bourgeoisen Kreisen, das ist längst Realität im Arbeitsalltag. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, allen voran ist der demografische Wandel: Die Baby-Boomer gehen nach und nach in Rente, auf dem Arbeitsmarkt rücken geburtenschwächere Jahrgänge nach - es braucht keinen Abschluss in höherer Mathematik, um das Defizit zu erkennen.
Daraus erwachsen neben den offensichtlichen Risiken aber auch Chancen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung zuletzt noch in einem umfangreichen Dossier festgehalten hat - vor allem für die jüngere Generation. Das nötige Rüstzeug vorausgesetzt, haben ihre Vertreter nun je nachdem die Qual der Wahl - die Älteren würden sagen: verkehrte Welt!
Aber neben den rein statistischen Faktoren spielt eben auch eine Rolle, dass die Generation, die heute ins sogenannte Erwerbsalter kommt, davon ganz andere Vorstellungen hat als ihre Eltern oder Großeltern. Aussichten auf eine gute Work-Life-Balance oder ein gesundes Arbeitsklima können da ebenso den Ausschlag geben wie materielle Erwägungen.
Der Kicker im Start-Up-Unternehmen ist ja schon Klischee. Mittlerweile überbieten sich arbeitnehmersuchende Arbeitgeber aber in originellen Aufrufen mit authentischer Ansprache - wenn etwa neben anderen Vorzügen des Betriebes augenzwinkernd "der gute Kaffee" angepriesen wird.
Nun löst das allein nicht das Problem und wir haben hier noch mit anderen Faktoren zu tun, wie der besonderen Grenzlage, aus der aber auch Chancen erwachsen - und wer möchte es jemandem verdenken, wenn er sie wahrnimmt. Ein faires Angebot etwa im besonders angespannten Pflegesektor versprechen hier die angekündigten Stipendien nach dem Muster "Wir bezahlen dir die Ausbildung, wenn du dich verpflichtest, fünf Jahre bei uns zu arbeiten."
Der Fachkräftemangel verlangt neue, strategische Ansätze - angefangen bei einer besseren Berufswahlorientierung, wie sie die Regierung am Montag im PDG vorstellen will. Auf der Hand liegen Lösungsansätze wie höhere Gehälter, bessere Arbeitsbedingungen oder eine gezielte Ausbildung in sogenannten Mangelberufen. Und, ja, auch Zuwanderung.
Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, inwiefern die Arbeit an sich verändert werden kann - und damit einhergehend die Zahl der Arbeitsplätze. "Mit weniger Leuten mehr machen", forderte im BRF-Gespräch zur Themenwoche der IHK-Geschäftsführer Volker Klinges aus Sicht der privaten Arbeitgeber - ausdrücklich auch für den öffentlichen Dienst. Dieser Leitsatz, dachte ich, gehört doch zu den Grundpfeilern ostbelgischer Autonomie. Und noch einer: Nicht lamentieren - anpacken!
Stephan Pesch