"Und, wie ist es so, das Klima?" Bis vor ein paar Jahren ging es bei dieser Frage vor allem darum, ob die Arbeitskollegen nett sind. Vielleicht noch um die Raumtemperatur. Von "politischem Klima" war häufiger die Rede. Und von "gesellschaftlichem Klima". Darüber mache ich mir im Moment, ehrlich gesagt, mehr Sorgen als über den nachgewiesenen Anstieg des Meeresspiegels oder um nicht zu leugnende Naturkatastrophen.
Denn um dieses gesellschaftliche Klima scheint es auf den ersten Blick schlecht bestellt. Nicht nur in Frankreich mit den Gilets jaunes. Europaweit wird Antisemitismus wieder salonfähig. Die Brexit-Saga lässt Briten und Resteuropäer am Verstand von Politikern zweifeln. Und rechte Populisten in der deutschen AfD oder der niederländischen FvD rufen Schüler auf, ihre "linken" Lehrer zu denunzieren.
Es genügt aber schon ein Blick in ostbelgische Meinungsforen, wo unter dem Deckmantel der Namenlosigkeit und Pseudoidentität schamlos über real existierende Menschen gerichtet wird. Nehmen wir nur die Klimadebatte: Wer da anderer Meinung ist, wird ohne Umschweife an den nächsten Psychiater verwiesen – oder am besten gleich in die Klapse!
Es gibt aber auch aufmunternde Zeichen im anbrechenden Frühling. In dieser Woche wurde in einigen Gemeinderäten Klimapolitik gemacht. Es ging um die "Freigabe des integrierten Energie- und Klimaplans für die Deutschsprachige Gemeinschaft". Das klingt nach einem Windei und ich höre schon den Einwand: "Was sollen wir denn, bitteschön, im kleinen Ostbelgien bewirken?" Wo schon die zerklüftete institutionelle Landschaft Belgiens globalen Anforderungen nicht gerecht werden kann.
Nun, dieser ostbelgische Klimaplan ist Teil einer europaweit organisierten Allianz des guten Willens von Akteuren auf der regionalen und auf der lokalen Ebene, des sogenannten Konvents der Bürgermeister. Die Bürgermeisterin von Burg-Reuland hielt gewohnt realistisch fest, dass an der Basis dafür gesorgt werden müsse, dass es funktioniert.
Und sie hatte auch ein schönes Beispiel bei der Hand, wie so etwas funktioniert: Mehr als 750 ihrer Bürger haben sich angemeldet, um an diesem Wochenende den Müll aufzusammeln, den andere in der Natur entsorgt haben. Das ist fast jeder fünfte Einwohner in der kleinen Gemeinde. In anderen Gemeinden liegt der Anteil nicht so hoch, aber auch da sind es jeweils einige hundert Freiwillige, die mit Handschuhen und sinnigerweise in gelben Leuchtwesten all denen mit Taten widersprechen, die sagen: "Das bringt doch alles nichts!"
Interessant ist, dass die Zahl der Teilnehmer an diesem Frühjahrputz steigt. In Burg-Reuland sind es drei- bis viermal so viele wie in den letzten Jahren. In der ganzen Wallonie beteiligen sich rund 160.000 Müllsammler. Und dann sind da noch die vielen, die das auch außerhalb solcher Aktionen tun. Weil es sie angeht.
Wie die Schüler, die weiter auf die Straße gehen, zur Abwechslung auch mal in kleineren Städten wie Enghien oder Bastogne. So viel Ausdauer hätte man dieser Generation gar nicht zugetraut und auch die Älteren finden den Protest sympathisch.
Der nächste Schritt wäre, die Leute an der Suche nach Lösungen zu beteiligen: Dafür, wie man weniger Energie verpulvert. Dafür, wie man weniger Autos braucht. Dafür, wie man weniger Müll macht. Dafür ... ist das "gesellschaftliche Klima" gerade günstig.
Stephan Pesch
Anonyme Internet Foren sind bestimmt nicht die feine englische Art. Sind aber ein Garant fuer freie Meinungsaeusserung, einem demokratischen Grundrecht. Besonders wichtig in Ostbelgien, wo es nur eine Zeitung und eine oeffentliche Radiostation (BRF) gibt. Anonyme Internet Foren und sogenannte soziale Medien sind notwendig fuer die Weiterentwickelung der Demokratie. Bei oeffentlich rechtlichen oder staatlich bezuschussten Medien besteht immer die Gefahr der politischen Einflussnahme.
Zur „Weiterentwicklung der Demokratie“ bedarf es mit Sicherheit keiner anonymen Internetforen. Diese tragen wohl eher dazu bei, Hass zu schüren, Menschen zu diffamieren und dienen manchen nur noch als Ventil, ihrem Frust Luft zu verschaffen.
Es bedarf aber auch keiner namentlichen Foren, wenn deren Nutzer nur darauf abzielen, Fake-News oder „alternative Fakten“ zu verbreiten oder Menschen hinters Licht zu führen.
Wenn die klassischen öffentlich-rechtlichen Medien oder die Presse jedoch nicht mehr bereit oder in der Lage sind, ihrer Verantwortung beim Meinungsbildungsprozess nachzukommen, Missstände zu thematisieren oder es gar angesichts der Enge in unserer Gemeinschaft nur noch zu Gefälligkeitsjournalismus reicht, dürfen die „seriösen“ Medien sich nicht wundern, wenn Menschen in Forengefilde oder alternative Medien abtauchen und ihre Bedeutung kontinuierlich schwindet.
Warum dürfen Internet-Foren nicht anonym sein? es braucht nicht jeder zu wissen, wer was weiss und welche Meinung jemand zu einem bestimmten Thema hat. Das ist der Beginn jeder Meinungszensur und Meinungsdiktatur. Man soll nicht denjenigen zensieren, der irgendeine Meinung hat, sondern denjenigen, der die Zensur ausübt. Siehe Wikipedia.
Warum ist das Wahlrecht auch 'geheim'? Es muss sichergestellt sein, dass Dritte die Wahlentscheidung nicht erkennen können. Niemand soll nachprüfen können, wie sich jemand in der Wahlkabine entschieden hat. Niemand soll wegen seiner Wahl (=Meinung) gesetzlich verfolgt werden oder angeprangert werden.
Meinung darf auch anonym sein. dies ist ein demokratisches Grundrecht.
Natürlich darf Meinung anonym sein, aber wem soll man mehr glauben: demjenigen, der eine Maske trägt (anonym) oder demjenigen, der von Angesicht zu Angesicht (namentlich) seine Meinung äußert? Wen kann man im Falle von Diffamation und Desinformation eher zur Rechenschaft ziehen? Anonymität führt m.E. dazu, dass sich die Menschen nicht mehr verantwortlich fühlen, für das, was sie sagen und dadurch grundlegende Regeln des Zusammenleben gestört werden und die Abgrenzung zwischen Meinungsfreiheit einerseits und Beleidigung oder Irreführung andererseits verwischt wird.
Werter Herr Leonard. Danke fuer Ihren Beitrag. Sie meinen bestimmt mich. Auch auf die Gefahr hin, dass es Ihnen nicht gefaellt, so lasse ich mir meine Meinung nicht verbieten. Von Niemanden. Und auch ist niemand gezwungen, meine Aeusserungen zu lesen. Sie scheinen nicht verstanden zu haben, dass nur der Vergleich zwischen verschiedenen Meinungen und Medien eine fundierte Meinungsbildung erlaubt. Eine Grundvoraussetzung fuer eine funktionierende Demokratie.
Und wenn ich illegale Aktionen von Klimaschuetzern und Dschihadisten vergleiche, so ist das keine Diffamierung, sondern nur die simple und einfache Feststellung, dass keiner von beiden besser ist. Der Zweck heiligt nicht immer die Mittel.