Von Sydney über Tokio, Berlin, Brüssel und Paris bis hin nach Washington: Am Freitag hat die Welt etwas ganz Seltenes erlebt. Nämlich eine weltweite Bewegung, die auf dem australischen Kontinent begann und in Amerika endet. Eine Welle also wie an Silvester, wo auch von Ost nach West nacheinander die Feuerwerke abgefackelt werden, um überall auf der Welt nach und nach das neue Jahr zu begrüßen.
Ähnlich bunt wie an Silvester wird ein Beobachter aus dem All die Bewegung auf der Erde betrachtet haben. Und vielleicht auch mit eben so viel Spaß. Denn bunt war der Protest auch. Einfallsreich und witzig einige Plakate, die zumal noch für ein gutes Ziel warben. Denn gute Luft, eine saubere Umgebung und Artenvielfalt in der Natur: Wer möchte das nicht?
Ein guter Anlass also, um zu streiken. Und der Beobachter aus dem All wird außerdem gesehen haben, dass alles schön friedlich ablief. Von eingeschlagenen Fensterscheiben, Prügeleien mit der Polizei oder ähnlichen Gewaltakten war bislang nichts zu hören. Schon gar nicht in Belgien. Hier nahmen zwar etwas weniger Menschen als vielleicht erwartet an dem Protest teil. Schön war er trotzdem.
Und was nun? Das ist die große Frage, auf die bislang trotz der zumindest in Belgien bereits monatelang andauernden Proteste für eine bessere Klimapolitik keine Antwort gegeben wurde. Denn dass sich seitens der Politik etwas geändert hat, ist nicht festzustellen. Doch nur die Politik kann letztlich wirkungsvoll an den Stellschrauben drehen, um unsere Gesellschaft in großem Maß – denn im Kleinen kann jeder schon heute eine Menge tun – auf einen klimafreundlicheren Kurs zu bringen.
Nirgendwo auf der Welt ist das aber bislang passiert. Verständlich ist das durchaus: Denn der Druck, den protestierende Schüler auf die Politik ausüben können, ist verschwindend klein. Auch wenn die Schüler das gerne anders sehen wollen.
Trotzdem haben sie und auch die erwachsenen Protestierenden, die bislang auf Klimamärschen mitgegangen sind, zumindest in Belgien schon etwas erreicht. Nicht nur, dass das Thema Klima plötzlich in aller Munde ist. Die flämischen Grünen haben am Donnerstag einen klaren Plan vorgelegt, wie sie große Teile der belgischen Gesellschaft umkrempeln wollen, um diese Gesellschaft eben auf einen klimafreundlichen Kurs zu bringen.
Das Programm kann man loben oder kritisieren: Es hat vor allem den Verdienst, vorzuliegen. Ein erstes Angebot, bei den Wahlen dem Protest der Straße politisches Gewicht zu geben, liegt auf dem Tisch. Es wäre schön, wenn andere folgen würden.
Sicher: Viele protestierende Schüler dürfen im Mai noch nicht wählen. Aber sie können ihre Eltern überzeugen, ihre Verwandten und erwachsenen Freunde, in ihrem Sinne abzustimmen. So funktioniert halt Demokratie: Sie hat Spielregeln. Auch das gehört sicher zu dem Lernprozess dazu, den die Jugendlichen – und auch viele Schulleiter - mit dem Klimaprotest ja vorgeben, zu vollziehen. Die Wahlen werden dann zeigen, wie groß der gesellschaftliche Wille wirklich ist, den die Streikenden repräsentieren.
Es steht zu befürchten, dass er kleiner ist, als manch einer heute denkt. Doch davon sollten sich die Jugendlichen dann nicht entmutigen lassen. Sie haben schon viel erreicht. Sie haben eine bunte, weltweite Bewegung in Gang gesetzt. Wer kann so etwas von sich schon behaupten?
Und sich für gute Ziele einzusetzen ist nie verkehrt. Auch wenn es manchmal hoffnungslos erscheint. Ein Blick in den Spiegel abends mit der Frage "Habe ich heute etwas Gutes gemacht?" hilft da manchmal zur Aufmunterung.
Und alle, die sich mit Überzeugung an dem Schülerstreik für eine bessere Klimapolitik beteiligt haben und diesen Protest auch mit ihrer Verhaltensweise im Alltag glaubwürdig machen, werden Freitagabend vor dem Spiegel mit ruhigem Gewissen eben diese Frage mit einem klaren "Ja" beantworten können.
Kay Wagner
Und wenn dann konkrete Massnahmen beschlossen werden, die zu Preis- und Steuererhoehungen fuehren, werden die gleichen Leute, die Heute fuer Klimaschutz demonstrieren, gegen diese Massnahmen demonstrieren, weil sie eine Einschraenkung der persoenlichen Freiheit darstellen. Wie so oft wird sich auch diesmal zeigen, dass es einen grossen Unterschied zwischen Theorie und Praxis gibt. Greta und Konsorten sind dann schnell vergessen, weil der eigene Geldbeutel einem immer am naechsten ist.
Die Gleichen die hier für "das Klima" streiken laufen mit Blut-Smartphones durch die Gegend. Die Rohstoffe für diese Smartphones (und Batterien der E-Fahrzeuge) werden unter den schrecklichsten Bedingungen von Kindern aus Minen entnommen - stört keinen - Hauptsache man hat das neueste Modell um seinem Sitznachbarn (!) ein Foto schicken zu können.
Ein Smartphone verbraucht - bei normalen Gebrauch - soviel Strom wie 3 Kühl- oder Gefrierschränke. Und von normalem Gebrauch ist bei diesen Kids schon lange keine Rede mehr.
Die Schüler sollten nicht während der Schulzeit von Montag bis Freitag protestieren, sondern am Wochenende. Hoffentlich treffen die dann auf die Gelbwesten...