Um den obligatorischen Bezug zur Fußball-WM gleich am Anfang herzustellen: selbstzufrieden, überheblich, satt, planlos und fehlender Mannschaftsgeist. Das trifft nicht nur auf die deutsche Nationalmannschaft zu, die in dieser Woche deshalb auch verdientermaßen die Koffer packen musste, sondern das waren auch lange Zeit durchaus passende Beschreibungsmerkmale für Teile der Eupener Geschäftswelt.
Wenn dann noch Unfreundlichkeit, Dauerjammerei, Unflexibilität und fehlender Servicegedanke hinzukommen, dann braucht man nur eins und eins zusammenzuzählen, um zu erahnen, dass die Dauerbaustellen in der Innenstadt zwar für einige der Todesstoß waren, im Grunde aber nur das baldige Ende beschleunigt haben. Mit einem trotzigem "das haben wir immer schon so gemacht" ist heutzutage kein Blumenkübel mehr zu gewinnen. Weder im Einzelhandel noch bei einer Fußballweltmeisterschaft.
Mit den Wiederbelebungsmaßnahmen der Vereinigung Eupener Geschäftsleute und den neuen Geschäften scheint jetzt ein frischer und hoffentlich auch anderer Wind zu wehen.
Hoffnung Nummer eins: dass der beschworene Zusammenhalt auch gelebt wird. So wie es die Fördergemeinschaft in St. Vith seit Jahren tut. Und zwar erfolgreich. Denn Konkurrenz belebt zwar das Geschäft, aber zusammen ist man eben doch stärker.
Hoffnung Nummer zwei: dass die Öffnung der Vereinigung für alle Bürger etwas bringt. Denn es ist richtig, dass die Stadt mehr ist als die Summe ihrer Geschäfte. Sie füllen zwar die Stadt mit Leben, schaffen Arbeitsplätze, sorgen für Umsätze, ziehen Touristen an, machen eine Stadt attraktiv. Aber es gibt auch andere, die einen Anspruch und ein Recht auf ihre Stadt haben. Und die sollen auch zu Wort kommen und mitgestalten.
Hoffnung Nummer drei: dass man jetzt endlich mal allen Mut zusammen nimmt, um das leidige Mobilitätsproblem nachhaltig zu lösen. Denn eine solche Verkehrspolitik aus dem vorigen Jahrtausend hat "so ein schönes Städtchen", wie Michael Johnen es ausdrückt, einfach nicht verdient.
Man kann sich nur wirklich sehr schwer vorstellen, den Titel schönstes Städtchen der Euregio zu bekommen, wenn man dort nur stundenlang Autokolonnen beobachten und Abgase einatmen darf. Die Gleichung, dass Autos, die durch die Begegnungszone rollen, für Umsätze sorgen, ist weder logisch noch zukunftsorientiert. Wer im Auto sitzt, der wird nicht in den Laden gelockt, der sieht kein Kleid im Schaufenster und keine Tageskarte des Restaurants. Der steht eben nicht im Laden. Er sitzt im Auto.
Und schließlich Hoffnung Nummer vier: dass sich die Parteien für den anstehenden Kommunalwahlkampf um eine Vision bemühen, wie die Stadt von morgen aussehen könnte. Die Eupener Bürger haben ein Recht darauf, zwischen unterschiedlichen Zukunftsmodellen für ihre Stadt wählen zu können. Slogans und Symbolpolitik reichen nicht mehr. Sie beleidigen die Intelligenz und verkennen die Lebenswirklichkeit der Bürger.
Denn eins scheint jetzt schon klar: "Eupen handelt". Man könnte auch sagen: "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!"
Volker Krings
Es wäre sehr schön wenn eine Lösung für eine beruhigte Innenstadt gefunden würde. (Ohne Autos usw.)
Immer noch konnte die rundführung (literarisch) von heute nicht ohne Unterbrechung durch den Lärm von Motorräder, Autos durchgeführt werden.
Grüsse
Maria Fuhrt