Juni 2018: für viele junge Leute die Zeit der Prüfungen und der - hoffentlich erfolgreichen - Abschlüsse. Und auch der Frage: wie es weitergeht. Ein Studium, eine Ausbildung oder auch ein Beruf, die Spaß machen - das wäre ihnen zu wünschen und so wird es auch von ihnen gewünscht. Das bestätigt die Befragung der Jahrgänge 1989 und 1999, wie sie nun vom Wirtschafts- und Sozialrat, vom Ministerium und vom RDJ vorgestellt wurde.
An dieser Glücksformel hat sich trotz der vieldiskutierten Unterschiede zwischen den Babyboomern und den Generationen X, Y oder Z gar nicht so viel geändert. Geändert hat sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Da, wo die Jobanwärter sich die Finger wund geschrieben und auf ihre Bewerbungen oft nicht einmal eine Empfangsbestätigung bekommen haben, sind sie zur "seltenen Ware" geworden - zumindest dann, wenn sie gut ausgebildet sind.
"Wir haben zu wenig Fachkräfte, wir haben zu wenig Arbeitskräfte", bestätigte Volker Klinges bei der Vorstellung der WSR-Studie. Und der Geschäftsführer von IHK und Arbeitgeberverband setzte noch hinzu: "Die Arbeitgeber müssen sich darauf einstellen. Sie müssen Traumjobs anbieten." Der deutsche Journalist Marc Etzold bringt es auf die Formel: "Suche: Fachkraft - Biete: Kitaplatz, Bibliothek, Massagen..."
Ganz so weit muss das Entgegenkommen nicht gehen, wobei es Firmen gibt, die tatsächlich mit solchen Lockangeboten werben. Aus Sicht der ostbelgischen Klientel sind schon ein gutes Arbeitsklima und ein "netter Chef" überzeugende Argumente. Beides wird von den befragten Jahrgängen '89 und '99 höher eingestuft als das Gehalt oder geldwerte Vorteile wie ein Firmenwagen.
Und noch eins: So sehr sie sich im Klaren darüber sind, dass eine solide Ausbildung eine Grundvoraussetzung für den Erfolg am Arbeitsmarkt ist, so hoch sind auch, was Fortbildung angeht, die Ansprüche an ihre Arbeitgeber. Die wiederum müssen ihre Ansprüche an die Realität anpassen, indem sie die Latte nicht deutlich höher legen, als für den Job verlangt. Im Französischen spricht man vom "Mouton à cinq pattes", im Deutschen von der eierlegenden Wollmilchsau, die es per Definition nicht gibt. Schließlich, appelliert Unternehmerpräsident Pieter Timmermans an seinesgleichen, können die Arbeitgeber jemanden einstellen, der noch nicht alle Kriterien erfüllt und ihn dann aus- und weiterbilden. So wie es in Handwerksbetrieben gang und gäbe ist.
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft sollen Unternehmer nach dem Vorbild von "Kultur macht Schule" bald auch in den Klassenräumen vorstellig werden, um ihr Metier bekannter zu machen. Gut so. Denn angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt müssen auch sie einen Lernprozess durchmachen.
Stephan Pesch