Benjamin Netanjahu hat sie als "beste Botschafterin Israels" bezeichnet. Die Rede ist nicht von Simona Frankel. Nachdem israelische Soldaten im Gazastreifen, wie sich herausstellen sollte, rund 60 palästinensische Demonstranten getötet hatten, sprach sie zwar ihr Bedauern aus, bezeichnete die Toten, unter denen auch Kinder waren, aber pauschal als "Terroristen" - weil, so Frankel, sie von der Hamas instrumentalisiert worden seien. Gut, dass sie von Außenminister Reynders und Premier Michel und auch von Luxemburgs Außenminister Asselborn dafür zur Räson gerufen wurde.
Mit "beste Botschafterin" meinte Netanjahu wohl auch nicht Melody Sucharewicz, um die man diese Woche im deutschen Fernsehen nicht herum kam, firmierte sie doch als "ehemalige Sonderbotschafterin" Israels in Talkrunden zu diesem und zu anderen Themen. Diesen Titel hatte sich die gebürtige Münchenerin verdient, als sie vor zwölf Jahren die zweite Staffel der israelischen Reality-TV-Show „Hashagrir – The Ambassador“ gewann. Ihre engagierten, aber recht einseitigen Standpunkte würden sie auch heute für die Rolle als Sprecherin der israelischen Regierung qualifizieren.
Mit "beste Botschafterin Israels" meinte Netanjahu niemand anderen als Netta Barzilai. Schon vergessen? Sie hatte mit ihrem Lied "Toy" den Eurovision Song Contest gewonnen und auf ihre Art quasi über Nacht Sympathiepunkte für ihr Land gesammelt. Bis der Montag kam und der 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels - mit dem gewaltsamen Einschreiten des Militärs gegen die Demonstranten.
Seitdem sind die Propagandisten am Zug: Die Hamas spielt die eigene Verantwortung für die Toten und Verletzten beim "Marsch der Rückkehr" herunter; Israels Verteidigungsminister Avigdor Liebermann, der hinter dem Schießbefehl steht, nannte die Hamas-Führung eine "Bande von Kannibalen", die ihre Kinder als Waffen gebrauche.
Der türkische Präsident Erdogan setzte zu allem Überfluss noch einen drauf, sollte mit seinem Urteil des "Genozids" aber vorsichtiger umgehen angesichts des Vorgehens gegen die Kurden in Syrien und des geleugneten Völkermordes an den Armeniern.
Die Palästinenser im Gaza-Streifen haben berechtigten Grund in großer Zahl aufzubegehren gegen die Blockade durch Israel (und Ägypten) und angesichts ihrer eigenen unfähigen Führung. Der von Donald Trump nun vollzogene Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem, der vor mehr als 20 Jahren beschlossen, aber von seinen Vorgängern wohlweislich immer aufgeschoben wurde, war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Die völlig überzogene Reaktion Israels darauf war alles andere als berechtigt und beschwört nur neue Gewalt herauf. Anfang Juni steht der nächste Massenprotest an, zur Erinnerung an den Sechstagekrieg.
Wenn die linksliberale israelische Zeitung "Jediot Achronot" in dieser Woche feststellt: "Fast die ganze Welt ist gegen uns", hat das nichts mit Antisemitismus zu tun. Der Staat Israel hätte das Siebzigjährige würdiger begehen müssen - gerade wegen seiner Geschichte.
Stephan Pesch
Werter Herr Pesch,
Die Israelis hatten nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als auf die Demonstranten an der Grenzen zu schießen. Wie hätten Sie entschieden? Auch an europäischen Grenzen sterben Menschen z.B. im Mittelmeer.
Jeder Staat auf der Welt hat die Wahl, auf Gewalt zu verzichten! Gewalt erzeugt nur Gegengewalt; und das geht dann weiter und weiter und weiter ... und wohin führt das ???
Werter Herr Ramscheid,
Das sagt sich so leicht. Das geht nur, wenn die andere Seite auch auf Gewalt verzichten will. Wie hätten Sie entschieden in der Situation? Was wäre passiert, wenn die Demonstranten israelischen Boden betreten hätten? Die hätten auch Gewaltakte verübt.
Eine Lösung für den Nahostkonflikt wird es wohl in nächster Zukunft nicht geben, so realistisch muss man sein.
Kritik am Vorgehen Israels ist unredlich.
Wer abends sanft einschläft und morgens erholt aufwacht, lebt in einer anderen Welt als der Israeli.
Den Kindern wird schon früh beigebracht, wie man sich in den nächsten Bunker rettet, wenn wieder einmal Raketen im Anflug sind.
Den Israelis blieb gar keine andere Wahl als mit voller Härte und konsequent gegen die Provokationen der Terroristen, bzw, der von ihnen missbrauchten palästinenschen Bürger vorzugehen.
Was wäre die Alternative gewesen? Ins Land reinlassen und zusehen, wie die Zivilbevölkerung niedergemetzelt wird? Das kann nur bejahen, wer in einer Fantasiewelt lebt oder schon immer der Meinung war, dass das israelische Volk keine Daseinsberechtigung hat.
Aber so ein Gemetzel veranstalten???
Werter Herr Ramscheid,
Was Sie ein "Gemetzel" nennen, war nichts anderes als eine Maßnahme zum Schutz der Außengrenze. Macht jeder Staat, nichts besonderes also.
@Ramscheid Bernard
Und ihr Gegenvorschlag wäre??? Wie hätten die Israelis ihrer Meinung nach reagieren müssen? Und welches wären ihre Erwartungen an die Palästinenser? Oder sind ihrer Meinung nach nur die Israelis schuld?
An die Herren Decker, Scholzen und Fink: Was würden Sie sagen, wenn die belgische Polizei bei einer der zahlreichen Demos in Brüssel auch wahllos in die Menge ballern würde? Würden Sie dieses Verhalten auch gutheißen? Es gibt auch zivilisierte Methoden, eine demonstrierende Menge zu zerstreuen.
@Ramscheid Bernard
Welches sind denn ihre "zivilisierte Methoden" ? Und auf die anderen Fragen gehen sie nicht ein ? Sind sie etwa auf einem Auge blind ?
Werter Herr Ramscheid,
Die belgische Polizei ballert nicht einfach so herum. Der Gebrauch der Waffen ist genau geregelt. In Israel auch. Dort sind auch schon Soldaten verurteilt worden, weil sie zu brutal waren. Die einzigen, die wahllos herum ballern in Belgien, sind Terroristen und andere Kriminelle. Sie haben gut reden, sie leben nicht dort.