Aber, als Retourkutsche ist der Vorstoß missglückt. Wohl ist er eine späte Genugtuung für den früheren Senator Berni Collas, der sich gegen den Konsens der Eupener Mehrheit gestellt hatte, und eindringlich dafür plädiert hatte, zu Flandern und der Frankophonie die gleiche Distanz beziehungsweise Nähe zu wahren, und aus dem BHV-Wespennest die Finger rauszuhalten.
Man erinnert sich: Man wolle der Föderalregierung mehr Zeit lassen, um eine Lösung des Problems zu finden, hatte die Mehrheit argumentiert, das sei im gesamtbelgischen Interesse. Das hatte auf flämischer Seite so gut wie niemand geglaubt, aber alle haben das Spiel mitgespielt, und selbst die Demonstranten aus dem "Vlaamse rand" wirkten in Eupen nicht richtig böse, im Gegenteil, sie verteilten Chicorée-Gemüse als einen netten Gruß. Jedermann im Inland wusste ja auch um das besondere Verhältnis zwischen Eupen und Namur im Zusammenhang mit dem Eupener Langzeitziel, in der Raumordnung gestalterisch tätig zu werden.
Da wirkt der Appell des Bürgermeisters aus Steenokkerzeel an Eupen nur hilflos, statt an das Heil des Landes an das Heil des "Vlaamse rand" zu denken, aber ein Versuch war es dann doch, noch mal das Eupener BHV-Abenteuer in Erinnerung zu rufen, und mit Blick auf die anstehenden Kommunalwahlen in Steenokkerzeel an das flämische Gefühl seiner lokalen Wähler zu appellieren. Ministerpräsident Paasch hat das sehr treffend erkannt und entsprechend freundlich-verbindlich wie entschieden Stellung bezogen.
Nein, das BHV-Fieber ist vorbei, wirkt wie aus einer vergangenen Zeit, die Schwerpunkte liegen anders, zwischen Einwanderungskontrolle und haushaltspolitischen Dogmen, die N-VA hat neue Themen auf dem Schirm, und die PS ist mit sich selbst beschäftigt und mit dem heißen Atem der rührigen Neo-Marxisten der PTB.
Da wirkt der Bürgermeister aus Steenokkerzeel seltsam déjà-vu, hat Bart De Wever mit Theo Francken und mit Zuhal Demir doch zwei Eisen im Feuer, die mit Gold nicht aufzuwiegen sind - vor allem die junge Kurdin Zuhal Demir spielt auf der Klaviatur raffinierter Provokationen so gekonnt und meisterlich wie niemand anders, frei nach Magritte: "ceci n'est pas une provocation".
Und was den Blick auf den Eupener Gliedstaat angeht: Das Landesinnere ist voll damit beschäftigt, sich zu fragen, was es mit der Namenswahl "Ostbelgien" wohl auf sich hat.
Frederik Schunck
Eine Frau begibt sich zu einer Diensstelle der DG und fragt in Deutsch mit französischem Akzent nach Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung.
Der Empfangsbeamte fragt die Frau: "Wohnen sie in Ostbelgien ?" Die Frau erwidert: "Nein, in Eupen !"
... nicht nur das Landesinnere.
😉
@Herr Leonard, haben Sie sich mit dem Datum vertan ? Z. B. 1. April !
Bei solchen dubiosen Ressentiments gegen Eupen darf ich mir die Frage stellen, ob wir Eupener bei so einer Beurteilung überhaupt zu ob-Land gehören müssen ob wir nicht besser ohne können.
Wir Eupener haben nämlich etwas was es in ob-Land sonst wohl nicht gibt - wir sind stolz auf unsere schöne und weltoffene Stadt der Toleranz im Herzen der Euregio! Und wir sind stolz auf unsere DG!