Auf Nachfrage des BRF hatte der Polizeichef der Zone Weser-Göhl in dieser Woche erklärt, dass es solche Versuche in den letzten beiden Jahren tatsächlich gegeben habe. Ganz abwegig sind solche Befürchtungen also nicht: Doch sind Ängste zum Teil nicht auch hausgemacht?
Die etwas älteren Zuhörer erinnern sich: Die Straßen waren voller Kinder. Morgens, bevor die Schulglocke erklang, und um 16:00 Uhr, wenn die Schule zu Ende war - "aus war", wie wir Kinder sagten. Dachten wir an Entführer? Schon, die Eltern hatten gesagt, "Geh nie mit Fremden mit" - und das hatte man auch verinnerlicht. Nein, man debattierte das Autoquartett, oder spielte es im Gehen, man sprach über andere Sachen oder riss Witze. Weshalb? Weil es stets Jungen gab, auf dem Schulweg, mit denen man reden oder streiten konnte.
Was das mit dem Thema zu tun hat? Nun, dass es statt Kindern jetzt sogenannte SUVs gibt, auf morgendlichen Straßen, auch dort, wo es keine "Kiss and Ride"-Zonen gibt. Nun, mein Töchterchen antwortet mir, zusammen mit Schultasche im Auto, mit einer leichten Entrüstung: "Das war zu Deiner Zeit, jetzt ist das anders", ihr Smartphone in Griffnähe.
Mag alles ein, aber sind die Kids heute glücklicher, wenn sie gefahren werden? Und machen sich Väter oder Mütter nicht auch - sehr verständlich - die Sache etwas einfacher, wenn sie der Erwartungshaltung ihrer Kinder nichts entgegen halten müssen, wenn diese, wie selbstverständlich erwarten, gefahren zu werden?
Das hat aber damit zu tun, dass es es nicht mehr viele Kinder auf dem Schulweg gibt. Gäbe es davon viele, ganz viele, gäbe es auch weniger Gefahr und somit Ängste, die Masse wäre ein Schutzgürtel. Alleine auf dem Schulweg, sind Ängste verständlich, wenn auch nicht grundsätzlich begründet, und nicht zuletzt vom Dutroux-Effekt verursacht.
Würden Kinder zu Fuß zur Schule gehen - zumindest die, die nicht allzu weit weg wohnen, hätte das gleich mindestens zwei weitere Vorteile: körperliche Ertüchtigung der Kinder und weniger Staus mit weniger Verkehr.
Das aber kann weder behördlich verordnet werden noch wird es sich spontan ergeben, sicherlich nicht in der nötigen Menge. Richten wir uns also darauf ein, in zwei Wochen geht es wieder los: erneut Staus und mehr Verkehr.
Frederik Schunck