Es war die EM der Überraschungen. Die Regentschaft der großen Fußball-Nationen ist ordentlich ins Wanken geraten. Die kleinen Fußball-Zwerge haben den etablierten Großmächten ordentlich eingeheizt und gezeigt, dass die Zeit reif ist für viele überraschende Momente. Zum ganz großen Coup hat es bei dieser EM leider nicht gereicht.
Die Geschichte wiederholt sich also nicht alle zwölf Jahre, dass ein krasser Außenseiter das Turnier gewinnt - wie 1992 Dänemark oder 2004 Griechenland.
Diesmal bleiben zumindest im Finale die Überraschungen aus. Mit Portugal und Frankreich stehen zwei Mannschaften im Finale, die das bewahrheiten, was immer wieder gesagt wurde. Nämlich, dass eine Mannschaft im Verlauf eines Turniers wachsen muss.
Portugal hat eine lausige Vorrunde gespielt und sich mit drei Unentschieden in die Finalrunde gemurkst, um dann von Spiel zu Spiel die Leistung zu steigern. Gegen Wales reichte eine starke zweite Halbzeit aus, um den ersten Sieg nach der regulären Spielzeit einzufahren und sich damit für das Finale zu qualifizieren.
Portugals Superstar Cristiano Ronaldo hat den sehnlichen Wunsch, sich mit Portugal zum ersten Mal in der Geschichte das Landes Fußball-Europameister nennen zu dürfen. Dieser Traum war bereits 2004 zum Greifen nah, wurde aber vom griechischen Defensivbollwerk von König Otto zerstört.
Ein ähnliches Szenario will die "Grande Nation" am Sonntag vermeiden. Zwei Mal hatte die Equipe Tricolore bereits das Gefühl, die beste Fußball-Nation Europas zu sein. 1984 und 2000 waren die Franzosen bereits Europameister.
Nach dem Sieg über den Favoriten Deutschland scheint die Elf nichts mehr aufhalten zu können. Allen voran Antoine Griezmann, der mit seinen sechs Toren maßgeblich für den Erfolg des französischen Offensivfeuerwerks verantwortlich war.
Am Sonntag endet dann das Turnier mit einem in jedem Fall verdienten Europameister. Die Fußballverrückten werden sicher jetzt schon mit Schrecken an den Fußball-Entzug denken. Bei den anderen ist es sicherlich Erleichterung. Vier Wochen und 51 Spiele nach dem Start ist es auch gut für alle Beteiligten, dass die größte EM aller Zeiten zu Ende sein wird.
Nach den Schreckensmeldungen zu Beginn wurde die EM zu einem wahren Fußballfest, zwar nicht immer auf dem Platz, aber abseits des Platzes sorgten die wahren Fans für prächtige Stimmung. Auch hier war eine kleine Nation die Überraschung des Turniers. Takk Island!
In der Sache vereint. "Vive le Foot"
Christophe RamjoieF