Es war an einem kalten Januarabend 1984: Da veranstaltete der BRF in Elsenborn/Herzebösch seine Rocknacht. Mit dabei war unter anderem die Climax Blues Band als Top Act und vorab spielte ein 28-jähriger junger Mann am E-Piano und sang vier Lieder, die nur wenige Monate später auf dem Album "4630 Bochum" erschienen - ein Album, das ihn an die Spitze der Hitparaden führte: Herbert Grönemeyer. Manch einer mag sich noch an diesen ersten Auftritt Grönemeyers in Ostbelgien erinnern. Es sollte ja nicht sein letzter sein.
Herbert Grönemeyer, Jahrgang 1956, begann seine Karriere am Schauspielhaus Bochum, seiner Heimatstadt. Zunächst als musikalischer Begleiter, dann aber stand er bald auf der Bühne ohne je eine Schauspielschule besucht zu haben. Den Durchbruch feierte er 1981 im Film "Das Boot" von Wolfgang Petersen und ein Jahr später spielte er an der Seite von Natassja Kinski Robert Schumann im Film "Frühlingssinfonie".
Der Start der Musikkarriere verlief zunächst eher holprig: Konzerte mussten mangels Publikum abgesagt werden, die damalige Plattenfirma kündigte ihm wegen schlechter Verkaufszahlen. Aber dann kam 1984 "Bochum" und Grönemeyer schoss aus dem Stand in die Oberliga des deutschen Pop.
"Männer", "Flugzeuge im Bauch", "Alkohol" oder auch das Titelstück "Bochum" wurden zu echten Pophymnen, die auch heute noch jeder kennt. Grönemeyer war plötzlich in aller Munde, auch wenn er es vielen nicht leicht machte, die Texte zu verstehen. Sein Nuscheln ist fast schon legendär.
Rund drei Millionen Mal verkaufte sich bis heute "Bochum", dem folgte zwei Jahre später die CD "Sprünge" und dann 1988 "Ö", eine Platte, die er übrigens in Membach, in der Villa Amelie einspielte. Grönemeyer und Belgien, das wird eine lange und schöne Beziehung bleiben.
"Luxus", "Chaos", "Bleibt alles anders" so lauten die Titel der nachfolgenden Alben. Da hatte Grönemeyer seinen Ruhrpott, den er immer noch als seine Heimat betrachtet, verlassen und lebte in London. "Bleibt alles anders" erschien im April 1998, im Mai startete Grönemeyer die Tournee zum Album, unterbrach diese allerdings, da nur wenige Monate später zunächst sein Bruder Wilhelm und dann seine Ehefrau Anna verstarben. Grönemeyer zog sich von der Musikszene zurück.
Als sich Grönemeyer dann im Jahr 2002 mit dem Stück "Mensch" und der gleichnamigen CD zurückmeldete, traf die Mischung aus einfachen Worten, philosophischem Tiefgang und einem modernen Sound viele ins Herz. Das Album stand elf Wochen lang auf Platz eins der Charts, ist in Deutschland mit 3,7 Millionen das meistverkaufte überhaupt.
Jetzt zu seinem 60. Geburtstag sagte Grönemeyer: "Das Leben hat sich entkrampft und ist wieder unter meine Füße geschoben.Von da aus kann man wunderbar los starten."
Alles Gute zum 60!
Hans Reul - Bild: Ali Kepenek